Elysium

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Natürlich war es vor allem die wundervolle und von mir seit Jahren verehrte Jodie Foster, die mich letztlich dazu veranlasste, mir einen Blockbuster wie „Elysium“ anzusehen. Es dürfte schließlich allgemein bekannt sein, dass Science-Fiction eines der wenigen Genres ist, die zumeist überhaupt nicht meinem Geschmack entsprechen. Bisher schafften es nämlich nur „Star Wars“, „Inception“ und „I Am Legend“ mich davon zu überzeugen, dass Science-Fiction durchaus lohnenswert sein kann. Seit heute kann ich einen weiteren Film hinzuzählen.

„Elysium“, nach dem Überraschungserfolg „District 9“ erst das zweite Werk des 32-jährigen Südafrikaners Neill Blomkamp ist ohne jeden Zweifel ein tempogeladenes, spannendes und technisch bis zur Perfektion ausgefeiltes Zukunftsepos, das sich aber in einem Belang sehr von ähnlich standardisierten Kinoproduktionen unterscheidet: Es besitzt eine direkte gesellschaftliche Relevanz und beschäftigt sich mit Themen, die möglicherweise weit weniger hergeholt sind als man glauben könnte. Zum Beispiel sind Anspielungen auf Klassenkämpfe, soziale Ungerechtigkeit und das zunehmende Auseinanderklaffen zwischen Armut und Reichtum unverkennbar und geben den actiongeladenen Bildern tiefer gehende Substanz. Zwar enthält die Darstellung der alles bestimmenden, privilegierten, gesunden, dennoch egoistischen und gefühlskalten Oberschicht, welche in der Mitte des 22. Jahrhunderts auf der Raumstation Elysium lebt, teilweise starke schwarz-weiß-malerische Tendenzen, doch vielleicht wirkt der Film gerade aufgrund der diesbezüglichen Radikalität länger nach.

Insbesondere auf inszenatorischer Ebene kann wohl niemand meckern: Schnitt, Ton, Effekte sind allesamt als sensationell anzusehen und werden dem Film wohl mit Recht zu Oscar-Nominierungen in ebenjenen Sparten verhelfen. Gleiches trifft auf die Kameraarbeit zu. Durch die fast durchgängige Handkamera-Perspektive fühlte man sich auf beeindruckende Weise wie ein direkter Augenzeuge des schnellen und gelegentlich blutigen Geschehens. Einzig und allein die (zu) häufige Verwendung von Sequenzen in Zeitlupe gefiel mir nicht besonders gut und war auf Dauer anstrengend. Die futuristische Raumstation wurde ebenfalls anerkennenswert in Szene gesetzt. Die Filmmusik passte zwar gut ins Gesamtbild, doch ich hatte teilweise den Eindruck, dass man sich zu stark an Hans Zimmers Arbeiten orientierte.

In darstellerischer Hinsicht, was mir zumeist das wichtigste Kriterium ist, kann „Elysium“ überzeugen. Der Hauptdarsteller Matt Damon wirkt glaubhaft in der Rolle des mutigen Helden Max, der sich im Wettlauf mit der Zeit befindet und mit dem man sich dennoch identifizieren kann. (Mal ganz abgesehen davon, dass der Gute darüber hinaus optisch nett anzusehen ist. :-D) Jodie Foster spielt die konsequente Verteidigungsministerin Delacourt wie erwartet äußerst souverän, und das, obwohl ihr eine relativ geringe Screentime gewährt worden ist. Andere Ensemblemitglieder wie Alice Braga und Diego Luna sind ebenfalls zu loben, bieten aber – man möchte fast sagen „natürlich“ – alle keine überragenden Leistungen. Die Performance des Fieslings, verkörpert durch Sharlto Copley, wirkte im Gegenzug viel zu überzogen und für meine Begriffe letztlich unplausibel.

Zu meiner verhältnismäßig hohen Bewertung kommt es, wie angesprochen, wegen der  beispielgebenden Intention und der handfertigen Raffinesse. Genreliebhaber werden „Elysium“ ohnehin lieben, was nicht zuletzt an der idealen Länge und der Tatsache, dass er zu keinem Zeitpunkt in Langatmigkeit verfiel, liegen dürfte, auch wenn das Ende etwas vorhersehbar ist. Nun bleibt zu hoffen, dass sich die katastrophale Szenerie des Films nicht irgendwann bewahrheitet.

Wertung75

USA 2013 – 109 Minuten
Regie: Neill Blomkamp
mit: Matt Damon, Jodie Foster, Alice Braga, Sharlto Copley, Diego Luna
Genre: Science-Fiction

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