Romantic Comedy – das verkannte Genre…, Teil 4

RomCom - das verrkannte Genre

Im vierten Teil der Reihe möchte ich erstmals auch auf vier Filme eingehen. Aber keine Angst, die Anzahl steigt jetzt nicht mit jeder neuen Folge. 😉
Der Grund warum ich dieses Mal einen Film mehr als üblich bespreche ist, dass es zum heutigen Klassiker auch ein sehr gelungenes Remake gibt, das Vielen (vermutlich) sogar bekannter sein dürfte als das Original.

Der Klassiker:
„Rendezvous nach Ladenschluß (OT: The Shop Around the Corner)“

Rendezvous nach Ladenschluß 4

Dieser Film gehört neben der genialen Nazi-Satire „Sein oder Nichtsein“ mit zu den letzten Werken des deutschen Ausnahme-Regisseurs Ernst Lubitsch. Und sie stellt auch eine kleine Besonderheit in dessen Werk dar. Denn Lubitsch, der in Deutschland vornehmlich durch großartige Slapstick-Komödien und Historienfilme zum Star wurde und in Hollywood mit als einer der Vorreiter der Screwball-Komödie (und des Film-Musicals) gilt, schuf mit „The Shop around the Corner“ (so der Original-Titel) im Prinzip die erste „klassische“ romantische Komödie. Dies wird gerade bei diesem Film durch eine viel ruhigere Inszenierung, weniger Settings und dem Fokus auf die „einfache“ Bevölkerung deutlich, und hebt sich somit von den zu der Zeit vorherrschenden Komödien aus der Upper Class ab.

„Rendezvous nach Ladenschluß“ spielt im Budapest der ausgehenden 1930er-Jahre und handelt von dem etwas reservierten Verkäufer Alfred Kralik (James Stewart) der in einem Leder- und Galanteriewaren-Geschäft arbeitet und sich nach jahrelanger Tätigkeit eine Beförderung zum stellvertretenden Geschäftsführer erhofft. Er ist zudem der Einzige der nicht vor seinem Chef Mr. Matuschek buckelt, weswegen es manchmal auch zu kleineren Reibereien kommt. Kralik führt in seiner Freizeit eine anonyme Brieffreundschaft mit einer jungen Frau für die er, ohne sie je gesehen zu haben oder ihren Namen zu kennen, anfängt Gefühle zu hegen.
Eines Tages betritt die temperamentvolle Klara Novak, auf der Suche nach Arbeit, den Laden und wird auch sofort eingestellt. Alfred und Klara rasseln gleich am ersten Tag aneinander und können sich gegenseitig nicht ausstehen, zudem kühlt sich auch das Verhältnis zwischen ihm und Matuschek weiter ab. Wie sich dem Zuschauer aber alsbald offenbart handelt es sich bei Klara um eben die unbekannte Brieffreundin von Alfred.
Irgendwann verabreden sich die Beiden zu einem Blind Date in einem Café, für das sie ein Erkennungszeichen ausgemacht haben. Doch just für diesen Abend verlangt Matuschek, dass die Belegschaft länger bleiben muss um die Weihnachtsdekoration der Schaufenster vorzunehmen. Sie versuchen Matuschek umzustimmen, doch dabei kommt es zu einem heftigen Streit zwischen Alfred und ihm, woraufhin er statt die Beförderung zu erhalten entlassen wird. Die restlichen Angestellten bekommen dann doch noch frei da Matuschek kurzfristig einen Privatdetektiv erwartet. Bei dem Gespräch wird aufgedeckt, dass Matuscheks Frau diesen betrügt und er insgeheim Alfred im Verdacht hatte, es sich bei dem wahren Liebhaber aber um Vardas, seinen schleimigen anbiedernden Kollegen handelt. Von Gewissensbissen geplagt will sich Matuschek daraufhin umbringen, kann aber im letzten Moment noch vom Laufburschen Pepi gerettet werden.
Zur selben Zeit begibt sich Alfred mit gemischten Gefühlen, begleitet von seinem Freud und Kollegen Pirovitch, zu seinem Rendezvous mit Klara. Pirovitch soll aber zuerst einen Blick ins Café werfen und Alfred sagen wie sie aussieht. Als Pirovitch Klara erkennt und dies Alfred mitteilt, fällt dieser zuerst aus allen Wolken, macht sich dann aber einen Spaß daraus sich zu Ihr zu setzen, sie zu foppen und auf Ihr Date warten zu lassen. Sie streiten sich wieder, worauf Alfred das Lokal verlässt und Klara im Anschluß ebenfalls zu Tode betrübt ist, dass ihr Freund „nicht aufgetaucht“ ist.
Da sich Alfred aber mittlerweile in Klara verliebt hat versucht er sie nun für sich zu gewinnen, lässt sie aber dennoch über seine wahre Identität im Irrglauben. …

Stewart und Sullavan harmonieren als sich kappelndes Pärchen, das aber von Anfang sichtbar zusammengehört, hervorragend und die schön skurillen Nebenfiguren sind mit Joseph Schildkraut, Felix Bressart und William Tracy als Pepi ebenfalls hervorragend besetzt. Die ruhige Inszenierung von Lubitsch ist eh über alle Kritik erhaben Ein Fest für alle Romantik- und James Stewart-Fans.

Wertung40

USA 1940 – 1 Std. 39 Min.
Regie: Ernst Lubitsch
mit: James Stewart, Margaret Sullavan, Frank Morgan, Joseph Schildkraut, Felix Bressart, Sara Haden, Inez Courtney & William Tracy
Genre: romantische Komödie

Das Remake:
„e-m@il für Dich (OT: You’ve Got Mail)“

E-Mail für Dich 3

Knapp 60 Jahre nach „Rendezvous nach Ladenschluß“ entstand mit dem „Schlaflos aus Seattle“-Team Nora Ephron, Tom Hanks und Meg Ryan dieses nicht minder schöne Remake. Hanks und Ryan galten zu der Zeit als DAS ultimative Traumpaar Hollywoods und leider sollte ihr dritter gemeinsamer Film auch ihr letzter bleiben.
Die Grund-Story ist natürlich ähnlich wie beim Original, nur dass sie etwas modernisiert und aufgepeppt wurde. Dafür wurden viele schöne Reminiszenzen eingebaut. So heißt Ryans Buchladen hier „The Shop around the Corner“, die Café-Szene bei der Hanks entdeckt, dass Ryan eben seine Chatpartnerin ist wurde fast 1:1 übernommen (inkl. desselben Erkennungsmerkmals Buch mit Blume) und selbst Ryans Frisur erinnert ein wenig an die von Sullavan. 😀

Kathleen Kelly (Meg Ryan), Besitzerin eines schnuckligen kleinen Kinderbuchladens in New York, lebt mit ihrem Freund (Greg Kinnear), einem intellektuellen Journalisten zusammen, ist aber in ihrer Beziehung eher unglücklich. Daher tauscht sie mit einem ihr Unbekannten romantische E-Mails aus. Dieser „Unbekannte“ ist jedoch niemand Geringeres als Joe Fox (Tom Hanks), der Geschäfstführer der Buch-Großkette „Fox and Sons“ die er zusammen mit seinem Vater und Großvater leitet. Er ist ebenfalls unglücklich mit einer aufgedrehten, stellenweise cholerischen Verlegerin (Parker Posey) liiert.
Als Joe gegenüber von Kellys Buchladen eine neue Groß-Filiale eröffnet, ist Kellys Geschäft vom wirtschaftlichen Untergang bedroht. Sie bekämpft daher Joe und seinen Laden mit allen möglichen Mitteln, steht aber weiterhin mit ihm in anonymem Mail-Kontakt. Als sie sich eines Tages treffen wollen und in einem Café verabreden, entdeckt Joe, dass es es sich bei seiner „Brieffreundin“ um eben seine Konkurrentin Kelly handelt. Er setzt sich darauf zu Ihr, lässt sie aber über seine Identität im Unklaren. …

Mit dem Erfolgsteam Hanks/Ryan konnte Ephron bei ihrer Neu-Interpretation des Stoffs natürlich nichts falsch machen. Die Chemie stimmt einfach. Und auch hier sind mit Steve Zahn als nerdigem Bucharchivar oder Greg Kinnear als Frank, Kellys Freundin, um nur zwei zu nennen, ebenfalls großartige Sidekicks am Start. Manche Dialoge schrammen zwar etwas nah am Kitsch vorbei, aber hey, es ist ne romantische Komödie, darüber kann man bei dem insg. sehr schön ausgfeilten Drehbuch locker hinwegsehen. Und ein Film in dem ausgiebig aus „Der Pate“ zitiert wird kann schon per se nicht schlecht sein. 😉

Witzig finde ich übrigens, dass der Film, obwohl erst 15 Jahre alt, mittlerweile fast denselben nostalgischen Flair verbreitet wie sein 70 Jahre alter Vorgänger.
Ich hätte daher auch gegen eine weitere Neuauflage grundsätzlich nichts einzuwenden. „Twittern nach Büroschluss“ wäre doch ein guter Arbeitstitel. 😀

Wertung40

USA 1998 – 1 Std. 54 Min.
Regie: Nora Ephron
mit: Tom Hanks, Meg Ryan, Greg Kinnear, Parker Posey, Jean Stapleton, Steve Zahn, Dave Chappelle, Dabney Coleman & John Randolph
Genre: romantische Komödie

Mein Highlight:
„Die Hochzeit meines besten Freundes (OT: My Best Friend’s Wedding)“

Die Hochzeit meines Besten Freundes 4

Bei „Die Hochzeit meines besten Freundes“ handelt es sich um die erste Hollywood-Produktion des australischen Regisseurs P.J. Hogan von dem u.a. die geniale Tragikomödie „Muriels Hochzeit“ mit Toni Collette stammt, nach einem Drehbuch von Saul Bass (Oscar für „Rain Man“). Wenn dann noch Julia Roberts die Hauptrolle spielt kann eigentlich nichts schief gehen. Und der Film macht auch mächtig Laune.

Die Restaurant-Kritikerin Julianne (Julia Roberts) und ihr bester Freund, Sporteporter Michael (Dermot Mulroney), hatten sich nach einer kurzen gemeinsamen College-Affäre geschworen einander zu heiraten, sollten sie bis zu ihrem 28. Geburtstag nicht schon anderweitig unter der Haube sein. Kurz vor „Jules“ 28. Geburtstag meldet sich Michael nun nach mehreren Monaten wieder erstmals bei ihr und teilt mit, dass er in vier Tagen die junge Sportmagnaten-Tochter Kimmy (Cameron Diaz) heiraten werde und Jules die Brautjungfer seiner Verlobten werden soll. Jules die immer noch in Michael verliebt ist, beschließt daraufhin panisch die Beiden, egal wie, auseinander zu bringen und Michaels Herz zurück zu erobern.
Sie stellt jedoch fest, dass Kimmy trotz ihrer ziemlich aufgedrehten Art eigentlich eine ganz nette Person ist und bekommt erste Gewissensbisse, will ihren Plan aber weiterhin durchziehen. Als sie jedoch nicht mehr weiter weiß, ruft sie ihren (schwulen) Freund George (Rupert Everett) an, der daraufhin zu ihr fliegt und ihr bei ihrem Plan helfen soll. Als Jules jedoch gerade Michael gestehen will, dass sie ihn liebt, gerät sie erneut in Panik und gibt kurzerhand George als ihren Verlobten aus. …

Mehr sei zur Story nicht verraten. Der Film hat zwar 1-2 Szenen die leider etwas platt geraten sind, diese werden aber durch die restlichen tollen Einfälle und Dialoge wieder vollkommen wett gemacht. Allein Cameron Diaz‘ „Gesangs“einlage des Burt Bacharach-Klassikers „I Just Don’t Know What to Do with Myself“ in der Karaoke-Bar gehört für mich zu den besten Filmszenen aller Zeiten. Ich lache da wirklich jedes mal aufs neue Tränen.
Und darstellerisch ist der Film für eine RomCom auch über alles erhaben. Roberts spielt die leicht bitchige Julianne schon sehr gut, wird aber trotzdem von Diaz und besonders Everett an die Wand gespielt. Er wurde für diese Rolle völlig zurecht für den Comedy Globe und den BAFTA nominiert.

Wertung40

USA 1997 – 1 Std. 41 Min.
Regie: P. J. Hogan
mit: Julia Roberts, Dermot Mulroney, Cameron Diaz, Rupert Everett, Philip Bosco, Rachel Griffiths & Susan Sullivan
Genre: romantische Komödie

Finger weg!
„Wedding Planner – Verliebt, verlobt, verplant (OT: The Wedding Planner)“

Wedding Planner 5

Ja, was soll man zu diesem Machwerk sagen. „Wedding Planner“ macht eigentlich all das falsch, was „Die Hochzeit meines besten Freundes“ z.B. richtig macht. Die beiden Filme lassen sich ganz gut vergleichen, da es im Prinzip auch hier um eine anstehende Hochzeit geht, die verhindert werden soll.

Die aufstrebende Hochzeitsplanerin Mary Fiore (Jennifer Lopez) aus San Francisco ist ein As in ihrem Job. Sie führt alle Trauungen generalstabsmäßig aus und meistert auch kleinere spontane Krisen. Ihr eigenes Leben hat sie dagegen weniger im Griff. Sie hatte noch keine ernsthafte Beziehung die länger gehalten hat. Aus diesem Grund will sie ihr Vater mit ihrem alten Spielkameraden aus Kindertagen, Massimo (Justin Chambers) verkuppeln. Doch den konnte sie damals schon nicht leiden.
Als sie eines Tages beim überqueren einer Straße mit ihrem Schuhabsatz in einem Gullydeckel steckenbleibt und von einem die Straße herunterrollenden Müllcontainer überrollt zu werden droht (!), wird sie in letzter Minute von dem jungen gut aussehenden Kinderarzt „Eddy“ (Matthew McConaughey) gerettet. Sie verabreden sich zu einem romantischen Open Air-Kino-Abend im Park und kommen sich dabei näher.
Doch bald darauf stellt sich heraus, dass „Eddy“ eigentlich Steve Edison heißt und der Verlobte von Francine Donolly (Bridgette Wilson), ihrer neuesten Kundin ist.
Mary ist wütend auf Steve und versucht ihn zu vergessen, doch hat sie sich mittlerweile in ihn verliebt. Als bei einem Termin auf einem Weingut, auf dem die Hochzeit stattfinden soll, plötzlich Massimo auftaucht und behauptet mit Mary verlobt zu sein, lässt sie Steve in dem Glauben um ihn ihrerseits eifersüchtig zu machen. …

Die Story ist in einigen Aspekten wie erwähnt nicht unähnlich zu der aus „Die Hochzeit meines besten Freundes“, doch sind hier im Gegensatz zum Julia Roberts-Film fast alle Charaktere zutiefst unsympathisch. Zu keinem kann man eine echte Bindung aufbauen. Angefangen bei Lopez, deren angeblich so „toll“ organiserte Hochzeiten all dem widersprechen was ich auch nur im Ansatz schön oder romantisch finde. Insgesamt trieft auch der ganze Film vor nur so vor (heuchlerischem) Schmalz. Und das Ende ist selbst für diese Art von Film auch extrem unglaubwürdig.
Ein Glück, dass McConaughey heute den Absprung zu anspruchsvollen Rollen geschafft hat. Solche Gurken hat er fürwahr schon zu viele gedreht.

Wertung40

USA 2001 – 1 Std. 40 Min.
Regie: Adam Shankman
mit: Jennifer Lopez, Matthew McConaughey, Bridgette Wilson, Justin Chambers, Judy Greer, Kevin Pollak &
Kathy Najimy
Genre: romantische Komödie

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