Film des Monats: NETWORK

Network Finch

Der altgediente Nachrichtensprecher Howard Beale (Peter Finch) erhält aufgrund massiver Alkoholprobleme und der damit verbundenen sinkenden Einschaltquote, seine Kündigung binnen zwei Wochen. Daraufhin verkündet er vor laufender Kamera seinen Selbstmord in der folgenden Sendung. Die frigide, sensationsgeile und karrieresüchtige Abteilungsleiterin (Faye Dunaway), wittert in dieser brisanten Ankündigung eine profitable Story, welche sich, ihrer Prognose zufolge, gnadenlos ausschlachten ließe und sorgt sodann dafür, dass ihr Programmdirektor (Robert Duvall) die Kündigung wieder zurücknehmen lässt.

In der Folgesendung lässt Beale eine Hasstirade ab, die für reichlich Aufmerksamkeit sorgt. Da Max Schumacher (William Holden), ein alter Weggefährte und guter Freund Beales, sich um dessen Gesundheitszustand sorgt und seine Bedenken gegenüber der Firmenleitung äußert, wird er kurzerhand entlassen. Howard Beale mutiert zum massentauglichen TV-Prediger, womit das Drama seinen Lauf nimmt…„Network“ ist ein weiteres großes und bedeutendes Werk von Regisseur Sidney Lumet (Die 12 Geschworenen, Hundstage, Serpico). Auch nach nun fast 40 Jahren trifft er noch immer den Kern der Zeit; vielmehr noch war er seiner Zeit um Lichtjahre vorraus. Die Themen die er anprangert sind auch heute noch aktuell. Es wird einem bewusst, dass sich im Grunde gar nicht viel geändert hat, oder, wenn man es anders herum sieht, das die überspitze satirische Darstellung in diesem Film mittlerweile zur Wirklichkeit geworden ist. „Network“ ist demnach nicht mit der Zeit gealtert, ganz im Gegenteil, er wurde sogar immer zeitgemäßer und gegenwärtiger. Ähnlich wie es uns Howard Beale wieder und wieder in die Kamera schreit, so prophezeit uns der Film quasi wie dieses Geschäft in der Zukunft aussehen wird. Und dieser Prozess ist bei weitem noch nicht abgeschlossen. Undenkbar sind die Vorfälle, die vor allem gegen Ende immer grotesker werden, schon lange nicht mehr.

Ganz abgesehen von dieser unglaublichen Aktualität ist „Network“ von Lumet exzellent inszeniert. Die grandiosen Dialoge von Autor Paddy Chayefsky setzt er gekonnt und stimmig in Szene. Ich übertreibe nicht, wenn ich behaupte, dass einige Szenen wohl mit das Beste sind, was die Filmindustrie je hervor gebracht hat. Auch die Darsteller sind nichts anderes als phänomenal, von den Hauptrollen bis in die kleinste Nebenrolle. Fast schon zu schade, da jemanden herauszuheben, dennoch muss man sagen, dass Peter Finch, William Holden und Faye Dunaway alles in Grund und Boden spielen. Überboten wird dies nur noch von der genialen Monologszene des Ned Beatty und des kürzesten oscargekrönten Leinwandauftrittes von Beatrice Straight. Was sie in 5:42 Minuten abliefert ist nur mit superlativen auszudrücken (ihre Szenen unbedingt im Original schauen!). Allesamt liefern hier Karrierebestleistungen ab!

Network ist schlussendlich ein so gut wie perfekter Film geworden, dessen ganze Tragweite man wohl erst nach mehreren Sichtungen erkennt. Dieser Film war damals aktuell, ist heute aktuell und wird es noch sehr lange sein. Ein zynisches, tiefgehendes und ironisches Meisterwerk, das schon vielmehr als nur Satire ist. Es ist Realität. Die 4 Oscars bei 10 Nominierungen (davon 3 für die Darsteller Finch, Dunaway und Straight) sind allesamt hochverdient. Ich persönlich hätte 3 weitere für Film, Regie (trotz Konkurrenz von Martin Scorseses herausragend inszeniertem Taxi Driver) und Nebendarsteller (wahlweise Duvall oder Beatty) vergeben. Im Bereich „Mediensatire“ gibt es schlicht und ergreifend keinen besseren Film als diesen, in jeglichem Belange.

Wertung100   Network Straight

Network Duvall, Holden, Dunaway und Finch

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