X-Men: Zukunft ist Vergangenheit (OT: X-Men: Days of Future Past)

X-Men - Zukunft ist Vergangenheit


Die ersten beiden „X-Men“-Filme gehören bis heute zu meinen Lieblings-Comic-Verfilmungen. Waren der dritte Teil sowie die Solo-Auftritte von Wolverine dagegen etwas schwächer, so konnte Matthew Vaughn (der hier als Co-Autor fungiert) vor drei Jahren mit „X-Men: Erste Entscheidung“ allerdings noch einen drauf setzen und hat der Reihe mit seinem Prequel eine absolut gelungene Frischzellenkur verpasst. Beim jetzigen zweiten Film der neuen Trilogie, die die Urbesetzung sowie den Produktionsstab der ursprünglichen Reihe mit der neuen Crew kongenial vereint, ist Ur-Regisseur Bryan Singer nach einigen Gurken endlich wieder ein kleines Meisterwerk und der bis dato beste Film des „X-Men“-Kosmos gelungen!


Die Handlung setzt in einer dystopischen nahen Zukunft ein, in der fast alle Mutanten von sogenannten Sentinels, zur Vernichtung der Mutanten entwickelten intelligenten Superrobotern, ausgerottet wurden. Eine kleine Schar der X-Men um u.a. Prof. Charles Xavier (Sir Patrick Stewart), Eric Lehnsherr alias Magneto (Sir Ian McKellen), Logan alias Wolverine (Hugh Jackman) sowie Kitty Pryde (Ellen Page) trotzen jedoch mehr oder weniger erfolgreich den Sentinels. Kitty besitzt die Gabe das Bewusstsein von Mutanten durch Energieübertragung einige Tage bzw. Wochen in ihr jüngeres Selbst zu projizieren, auf diese Weise können die verbliebenen X-Men Angriffe der Sentinels unterbinden bevor sie überhaupt geschehen. Um den vernichtenden Krieg gar nicht erst ausbrechen zu lassen wird deshalb Logan auf diese Weise 50 Jahre „in die Vergangenheit zurückgeschickt“, da er als einziger Mutant über enorme physische und psychische Selbstheilungskräfte verfügt und die Mission daher als Einziger unbeschadet überstehen kann.
Er erwacht dabei im Jahr 1973, in dem der fanatische Erfinder der Sentinals, Bolivar Trask (Peter Dinklage) von Prof. X’s Jugendfreundin Raven alias Mystique (Jennifer Lawrence) getötet wird und daraufhin von ihr unbeabsichtigt zum Märtyrer der Mutantengegner aufsteigt. Logan kommt nun die schwierige Aufgabe zu die mittlerweile verfeindeten Prof. X (jetzt: James McAvoy) und Magneto (Michael Fassbender) wieder zusammenzubringen um Mystique gemeinsam aufzuhalten. …

Was Regisseur Singer und die Autoren Vaughn und Simon Kinberg im folgenden vom Stapel lassen lässt wirklich jedes Fan-Herz mindestens eine Oktave höher schlagen. Die Story ist wie bei „Erste Entscheidung“ für einen Action-Blockbuster sehr ausgefeilt und nuanciert geschrieben. So bekommt man beispielsweise viele exzellente Querverweise zu den früheren Filmen geboten und erfährt endlich auch die Wahrheit über die mysteriöse Ermordung John F. Kennedys. 😉

„Days of Future Past“, wie der viel wohlklingendere Originaltitel heißt, wartet aber auch wie seine Vorgänger mit wuchtigen, perfekt inszenierten und choreographierten Kampf-Sequenzen auf, die jedoch gottseidank nie zum reinen Action-Gewitter verkommen, sondern wirklich einen vollwertigen Beitrag zur Handlung liefern. Zudem ist der Film trotz seines eher düsteren Grundtons sicherlich der bisher humorvollste Film der Reihe. Dies liegt natürlich auch an den bis in die kleinsten Nebenrollen hervorragenden Darstellern, die allesamt sichtlichen Spaß hatten der sich wunderbar auf den Zuschauer überträgt. Mein persönliches Highlight war dabei übrigens „American Horror Story“-Star Evan Peters, dessen Figur Quicksilver über eine im wahrsten Sinne des Wortes blitzschnelle Reaktionsfähigkeit verfügt und die wohl mit Abstand witzigste und großartigste Szene des gesamten Films inne hat (Rettungssequenz im Pentagon – in Slow Motion), ich habe wirklich Tränen gelacht! 😀
Und, ohne zu spoilern, am Ende wird man dank des ausgeklügelten Drehbuchs auch noch mit einem wunderbaren Finale überrascht, das auf genialste Art und Weise einen Bogen zur alten Trilogie spannt und dabei sogar gleichzeitig einige Aspekte perfekt konterkariert. Ein toller Twist wie er so ähnlich zuletzt nur J.J. Abrams bei seinem „Star Trek“ gelungen ist.

Die visuellen Effekte und der Ton sind auch abermals meisterhaft und dürften bei der kommenden Oscar-Saison mit Sicherheit eine Rolle spielen. Über den wunderschönen Score von John Ottman brauchen wir gar nicht erst zu reden. Ebenfalls wieder ein Gesamtkunstwerk.

Nach den alles in allem leider mehrheitlich enttäuschenden Superheldenfilmen der letzten Zeit also endlich wieder ein Film in der „Dark Knight“-Liga. Ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Teil „X-Men: Apokalpyse“ der wohl in zwei Jahren den Silver Screen erobern wird. Die X-Men-Saga hat mich bisher noch nie wirklich enttäuscht, ganz im Gegenteil.


USA – 2014 – 2 Std. 11 Min.
Regie: Bryan Singer
mit Hugh Jackman, James McAvoy, Michael Fassbender, Jennifer Lawrence, Nicholas Hoult, Patrick Stewart, Ian McKellen, Peter Dinklage, Evan Peters, Ellen Page, Halle Berry, Shawn Ashmore & Omar Sy
Genre: Fantasy/Action/Drama

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