Stille Nächte

FFLU Stille Nächte Review


Und noch ein Film der Gattung „demnächst im TV“. Wobei man „demnächst“ doch etwas eingrenzen muss, denn bei „Stille Nächte“ handelt es sich, wie der Titel bereits vermuten lässt, um eine (tragikomische) Weihnachtskomödie, die an einem noch nicht genau terminierten Freitag abend im Advent in der ARD zu sehen sein wird.

Georg (Matthias Koeberlin) hat sein Medizinstudium schon lange an den Nagel gehängt und verdingt sich seitdem als Pflegehilfskraft in einer Kölner Klinik. Doch um seine Eltern (Katharina Thalbach & Hanns Zischler) nicht zu enttäuschen, hat er ihnen das bisher nie erzählt. Das Gleiche gilt auch für die Scheidung von seiner Frau Rita (Katharina Schüttler), die mittlerweile einen Friseursalon in Berlin betreibt. Um jedoch den Familienfrieden zu wahren, überredet Georg Rita daher jedes Jahr aufs Neue, zumindest für den Heiligen Abend, nochmal seine Frau zu mimen. Und so reisen beide jede Weihnachten ins heimatliche Pinneberg um gemeinsam Heilig Abend zu feiern. Georg spielt dabei weiter den erfolgreichen Arzt, und auch Rita flunkert, wenn sie ihren permanent kurz vor dem Ruin stehenden Betrieb als florierenden Laden anpreist. Und so geht während der Ansagen des traditionellen Weihnachts-Skats eine Lebenslüge nach der Anderen über den Gabentisch.
Doch Rita hat die Nase langsam voll, und so stellt sie Georg vor ein Ultimatum. Diese Weihnachten soll er endlich reinen Wein einschenken, ansonsten tut sie es. …

Ich stehe ja auf herz­er­wär­mende Weihnachtsfilme. Und die Grundidee von „Stille Nächte“ klang auch wirklich sehr sehr vielversprechend. Gepaart mit dem grandiosen Cast hatte ich deshalb erwartet, dass hier auch nichts groß schief gehen kann. Doch letzten Endes konnte „Stille Nächte“ meine Erwartungen leider nur im Ansatz erfüllen.
Die erste Hälfte der Laufzeit ist dabei noch wie erwartet gut, obwohl ich auch hier aufgrund des Sujets noch mehr Wortwitz und aberwitzige Sequenzen erwartet hätte, „Meine schöne Bescherung“ lässt grüßen. Für einen satirischen Ansatz ist das Drehbuch jedoch zu behäbig geraten und für eine realistische Darstellung wirkt es leider zu stark konstruiert. In der zweiten Hälfte schlägt die Story dann in ein waschechtes Drama um, was am Ende aber wie ein unausgegorener Mischmasch wirkt, sozusagen weder Fisch noch Fleisch. Dass ein solcher Genremix durchaus gelingen kann zeigen hingegen Filme wie „Obendrüber, da schneit es“.
Und auch die Inszenierung lässt leider zu wünschen übrig. Der Schnitt wirkt etwas lieblos und in einigen Sequenzen sind teils wirklich elementare Fehler zu finden. So sieht man beispielsweise, ohne groß spoilern zu wollen, in einer Szene eine aufgebahrte Leiche noch deutlich atmen.

Es ist natürlich gut möglich, dass der Film sich momentan noch in der Post Production befindet und solche Fehler bis zur Ausstrahlung im Dezember ausgebügelt sind. Zudem kamen im Kinosaal exakt 6 Monate vor Weihnachten und bei über 25°C Außentemperatur, auch nur schwerlich weihnachtliche Gefühle auf.
Ich werde „Stille Nächte“ daher im TV definitiv noch eine zweite Chance geben. Nach der aktuellen Sichtung bleiben aber nur wohlwollende


D – 2014 – 1 Std. 30 Min.
Regie: Horst Sczerba
mit Matthias Koeberlin, Katharina Schüttler, Katharina Thalbach & Hanns Zischler
Genre: Weihnachtskomödie, Drama

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Festival des deutschen Films, Filme, Reviews. Fügen Sie den permalink zu Ihren Favoriten hinzu.