Meine erste Oscar-Prognose für 2014/2015

Da man mir mal sagte, dass ich zu wenig Text verfasse und viel zu viel Arbeit in irgendwelche Grafiken stecke: Hier meine erste Oscar-Prognose für 2014/2015. Viel, viel, viel Text und keine Grafiken. Ich wünsche viel Spaß.

Bester Film

Beste Chancen auf eine Nominierung haben im Moment wohl Foxcatcher von Bennett Miller und Birdman von Alejandro González Iñárritu. Beide würde ich jetzt schon als gesetzt bezeichnen. Daneben bringt sich natürlich auch David Fincher mit Gone Girl in Stellung, dem mit seinem vierten Film in Folge wieder eine BP-Nominierung gelingen sollte. Auch Inherent Vice könnte nach dem schwachen Abschneiden von The Master (3 Nominierung bei den Schauspielern) Paul Thomas Anderson wieder etwas stärker in den Fokus der Academy rücken. Auch Angelina Jolie mit Unbroken rechne ich gute Chancen auf einen Platz im maximal zehn Plätze umfassenden Feld, sollte der fertige Film halten was die ersten Trailer versprechen. Bei Boyhood von Richard Linklater überschlagen sich die Kritiker mit Lob, aber wird der Push auch über das Jahr halten? Zu wünschen wäre es ihm auf jeden Fall. Jean-Marc Vallee rückte ebenfalls nach seinem Erfolg mit Dallas Buyers Club in den Fokus der Academy und es wird interessant zu sehen, ob er mit Wild einen ähnlichen Erfolg feiern kann. Die Academy liebt die Filme von Mike Leigh und auch Mr Turner sollte diese Liebe wieder bekommen. Mit All Is Lost ging J.C Chandor zwar etwas baden und konnte die hohen Erwartungen nicht ganz in Preise umsetzen, aber mit A Most Violent Year sollte es ihm eigentlich wieder gelingen. Um den letzten Platz kämpfen dann noch im Moment Tim Burton mit Big Eyes und The Imitation Game von Morten Tyldum, wobei ich mir bei beiden nicht ganz sicher bin wie stark sie werden, denn Burton hat schon mit Sweeney Todd nicht die Nominierungen bekommen die er im Vorfeld aus Kreisen der Kritikerverbände bekommen hat (wie eben Bester Film) und ob die Academy gleich zwei britische Produktionen im Feld auffährt ist ebenfalls schwer abzusehen. Ebenfalls Chancen sollten Interstellar von Christopher Nolan, Into the Woods von Rob Marshall, sowie die beiden Academy-Lieblinge Jason Reitman (Men Women and Children) und Stephen Daldry (Trash).

Beste Regie

Bennett Miller dürfte seine Nominierung für Foxcatcher nicht zu nehmen sein. Ebenso kann sich Alejandro González Iñárritu für Birdman sehr gute Chancen ausrechnen und auch David Fincher (Gone Girl) wird nach The Social Network wieder eine Nominierung in dieser Kategorie bekommen. Paul Thomas Anderson (Inherent Vice) hätte dann den vierten recht sicheren Platz und dann bleibt noch einer übrig; und der wird hart umkämpft werden: Tim Burton könnte für Big Eyes endlich seine erste Regie-Nominierung bekommen (nachdem er für Ed Wood und Sweeney Todd übergangen wurde), das gleiche gilt für Richard Linklater (Boyhood), J.C Chandor (A Most Violent Year) und Angelina Jolie (Unbroken). Rob Marshall (Into the Woods) dürfte es nach der Nichtbeachtung von Tom Hooper im letzten Jahr ebenfalls mit seinem Musical schwer haben eine Regie-Nomineirung zu bekommen; und natürlich winkt auch noch Christopher Nolan (Interstellar) aus der letzten Reihe und ist bereit nach vorne zu preschen.

Bester Hauptdarsteller

Steve Carell (Foxcatcher) dürfte seine erste Oscar-Nominierung nicht zu nehmen sein. Interessant wird zu sehen, wie Channing Tatum (Foxcatcher) eingeordnet wird: Läuft er unter Supporting oder rückt er nach Lead auf? Dann hätten wir eine ähnliche Situation wie bereits 1985 mit Amadeus: Dort besiegte F. Murray Abraham seinen Filmkollegen Tom Hulce. Die größte Konkurrenz von Carell sehe ich da aber noch mehr in Michael Keaton (Birdman); und auch Joaquin Phoenix dürfte mit Inherent Vice das gelingen was ihm mit Her verwehrt blieb: Die vierte Oscar-Nominierung. Timothy Spall gewann in Cannes den Preis als bester Darsteller für seine Leistung in Mr. Turner. Ob es ihm gelingt auch in der Award-Season zu solchen Ehren zu kommen, bleibt abzuwarten. Die eine oder andere Kritiker-Nominierung wird aber wohl abfallen. Benedict Cumberbatch (The Imitation Game) wird schwer einzuschätzen sein, aber auch er ist nicht ohne Chance. Das gleiche gilt für Oscar Isaac (A Most Violent Year), nachdem er ja für Inside Llewyn Davis übergangen wurde und für James McAvoy (The Disappearance of Eleanor Rigby). Vergessen wir nicht auch die weiteren historischen und zeitgeschichtlichen Rollen: David Oyelowo (Selma) als Martin Luther King, Eddie Redmayne (The Theory of Everything) als Stephen Hawking, Jack O’Connell (Unbroken) als Louis Zamperini und Jeremy Renner (Kill the Messenger) als Gary Webb.

Beste Hauptdarstellerin

Dass Amy Adams für Big Eyes ihre sechse Oscar-Nominierung bekommen wird, ist recht sicher in Stein gemeißelt; und der erste Sieg eh schon ein wenig überfällig. Die erste Oscar-Nominierung dagegen könnte Rosamund Pike (Gone Girl) bekommen. Bei ihr bin ich mir zwar nicht ganz sicher, ob sie nicht doch noch nach Supporting rutschen könnte (den umgekehrten Weg von Channing Tatum also), aber das dürfte am Ende Lead sein. Dahinter bringen sich – die zweite Oscar-Nominierung fest im Blick – einmal Reese Witherspoon (Wild) und dann noch Marion Cotillard (MacBeth) in Stellung. Cotillard hat sogar den Vorteil mit Two Days, One Night noch einen zweiten Film in der Award-Pipeline zu haben. Um den fünften Spot könnte es dann zu einer richtigen Schlacht kommen: Waren Emily Blunt und Meryl Streep in Der Teufel trägt Prada noch durch die Kategorien getrennt, könnten sie in dieser Season aufeinanderprallen, solange wir noch nicht wissen wie Into the Woods darstellerisch gewichtet wird. Michelle Williams (Suite Française) peilt ihre vierte Oscar-Nominierung an, Carey Mulligan (Suffragette) ihre zweite und am Ende könnte Jessica Chastain in The Disappearance of Eleanor Rigby alles überrollen und im gleichen Jahr je eine Nominierung in beiden Acting-Kategorien bekommen. Aber dazu gleich mehr.

Bester Nebendarsteller

Landet Channing Tatum also wirklich in Lead, wäre die Bahn fast komplett frei für Mark Ruffalo (Foxcatcher). Obwohl er mit seinem Hulk-Vorgänger Edward Norton (Birdman) und Christoph Waltz (Big Eyes) zwei starke Verfolge im Nacken hat. Vor allem bei Waltz wird es interessant, ob er nicht doch eine dritte Nominierung in einen dritten Sieg ummünzen kann, oder doch noch in Lead landet und sich dort starker Konkurrenz stellen muss. Außerdem haben auch die Veteranen Robert Duvall (The Judge), Bill Murray (St. Vincent) und J.K. Simmons (Whiplash) ein kleines Wörtchen mitzureden. Wobei ich mein Geld wenn überhaupt auf Duvall setzen würde, denn Murray ist kein großer Liebling der Academy (sehe Broken Flowers und Hyde Park on Hudson) und Simmons wird eh seit Jahren sträflich ignoriert. Bei ihm dürfte es aber von mir aus gerne ein paar Nominierungen bei den Kritiker-Vereinigungen geben. Auch ist je eine zweite Nominierung für James Franco (True Story) und Josh Brolin (Inherent Vice) im Rahmen des Möglichen. Zu wünschen wäre es beiden. Womöglich überrascht uns auch Albert Brooks mit seiner Performance in A Most Violent Year, dass die Academy da nach der Nichtbeachtung von Drive eine zweite Nominerung nach Broadcast News im Jahr 1988 springen lässt?

Beste Nebendarstellerin

Wie schon gesagt: Jessica Chastain könnte nicht nur eine Nominierung als Hauptdarstellerin bekommen, sondern auch eine als beste Nebendarstellerin in A Most Violent Year. Daneben hätte Anna Kendrick (Into the Woods) ihre zweite Oscar-Nominierung sicher, wenn ihr nicht doch noch Streep oder Blunt vor die Nase gesetzt wird. Keira Knightley nimmt nach den gescheiterten Anläufen mit Alles, was wir geben mussten, Eine dunkle Begierde und Anna Karenina Anlauf Nr. 4 für ihre zweite Oscar-Nomineirung im Bio-Pic The Imitation Game. Julianne Moore gewann in Cannes für Map to the Stars von David Cronenberg und wenn am Ende dafür Oscar-Nominierung Nr. 5 herausspringt, hat sich die Zusammenarbeit doch gelohnt. Die große Frage ist nur, ob das die US-Jurys auch so sehen, denn so ganz sicher bin ich mir da nicht. Viola Davis (Get on Up) ist eh meistens eine starke Bank für mögliche Nominierungen; und wenn es dann noch eine Figur ist die wirklich gelebt hat: Noch besser. Felicity Jones (The Theory of Everything) wird hoffentlich die eine oder andere Aufmerksamkeit auf sich ziehen können, aber irgendwie habe ich das ungute Gefühl, dass es ihr ähnlich gehen wird wie Elizabeth Olsen in Martha Marcy May Marlene und Shailene Woodley in The Spectacular Now: Beachtet von den Kritiker-Vereinigungen, aber nicht von der Academy. Dazu kommen mit Birdman und Men, Women, & Children zwei Filme mit wahrscheinlich mehreren starken weiblichen Nebenfiguren: In Birdman Naomi Watts (die endlich mal wieder einen guten Film braucht) und Emma Stone (die außerdem noch Magic in the Moonlight von Woody Allen in der Pipeline hat); und in Men, Women, & Children Judy Greer, Kaitlyn Dever, Rosemarie DeWitt, Jennifer Garner und Emma Thompson. Wobei ich es hier der großartigen Judy Greer am meisten gönnen wurde. Für eine Überaschung könnte auch Carmen Ejogo sorgen, die Coretta Scott King im Biopic Selma spielt, sowie Kristin Scott Thomas in My Old Lady.

Bestes Original-Drehbuch

Neben den oben erwähnten Filmen in der Bester Film-Kategorie würde ich auch folgenden Filmen noch Chancen einräumen: The Cobbler von Thomas McCarthy und Paul Sado, Magic in the Moonlight von Woody Allen, Map to the Stars von Bruce Wagner, St. Vincent von Theodore Melfi, The Disappearance of Eleanor Rigby von Ned Benson und The Grand Budapest Hotel von Wes Anderson.

Bestes adaptiertes Drehbuch

Neben den oben erwähnten Filmen in der Bester Film-Kategorie würde ich auch folgenden Filmen noch Chancen einräumen: Whiplash von Damien Chazzelle, Kill the Messenger von Peter Landesman, Suite française von Matt Charman und Saul Dibb, True Story von David Kajganich und Rosewater von Jon Stewart. Genau: Jon Stewart. Dem Jon Stewart von The Daily Show.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Artikel, Awards, Filme, Oscar, Prognosen. Fügen Sie den permalink zu Ihren Favoriten hinzu.