Der Richter – Recht oder Ehre (OT: The Judge)

Judge

Robert Downey Jr. („Iron Man“) ist nicht nur einer der größten Hollywoodstars unserer Zeit, sondern mittlerweile auch ein hinter den Kulissen Fäden ziehender Filmproduzent. Gemeinsam mit seiner Frau Susan gründete er 2010 die Produktionsfirma „Team Downey“. Vier Jahre hat es gedauert, bis der erste Film in die Kinos kommt. Mit „Der Richter – Recht oder Ehre“ wagt man sich dabei auf äußerst dramatisches Territorium.

Hank Palmer (Robert Downey Jr.), dem gewisse Charakterzüge zu Tony Stark alias Iron Man oder Sherlock Holmes nachgesagt werden könnten, ist ein erfolgreicher Anwalt, für den nicht nur das Wort Skrupel wenig bis keinerlei BEdeutung hat, sondern der auch mit einer in die Brüche gehenden Ehe zu kämpfen hat. Zu den alltäglichen Problemen mit seiner (Noch-)Frau, kommt hinzu, dass seine Mutter stirbt. Dies führt unweigerlich zur nächsten Problematik: er muss in seine alte Heimat Carlinville, Indiana. Ein Ort, dem Hank vor Jahren den Rücken gekehrt hat, nachdem er sich mit seinem Vater Joseph (Robert Duvall) – dem hiesigen Richter – zerstritten hatte.

Während die ganze Familie um die Mutter trauert, verschlimmert sich die Vater-Sohn-Situation immer mehr. Der vom Verlust seiner Frau gezeichnete Joseph wird am Tag nach der Beerdigung von der Polizei konfrontiert. Ihm wird vorgeworgen, fahrlässig getötet zu haben. Sohn Hank, der eigentlich im Flugzeug nach Chicago sitzt, kehrt um und versucht nun mit allen rechtlichen Mitteln seinen Vater vor dem Gefängnis zu bewahren. Es entwickelt sich eine Geschichte mit wenig Höhe- und vielen Tiefpunkten, die dafür in Endlosschleife.

Regisseur David Dobkin ist als Quereinsteiger des melodramatischen Fachs zu bezeichnen, drehte er doch bisher zumeist seichte Komödien wie „Die Hochzeits-Crasher“ oder „Die Gebrüder Weihnachtsmann“. Die sind zwar nicht mit „Der Richter – Recht oder Ehre“ (Original: „The Judge“) zu vergleichen, jedoch sind gewisse Parallelen kaum zu übersehen. Dobkin versucht die dramatische Handlung mit – mehr oder weniger passender – Situationskomik zu entschärfen. Dies gelingt nur bedingt und wirkt oftmals deplatziert.

Weiters wird der Zuseher regelrecht mit Pathos erdrückt. Natürlich, die Geschichte erlaubt nicht viel Freiraum für sonnige Gefühle, jedoch kann man mit dem nötigen Feingefühl steuern, in welche Richtung ein Film gleitet. Da helfen weder die idyllischen Landschaftsaufnahmen Januz Kaminskis, nochd ie positiv zu erwähnenden schauspielerischen Leistungen von Robert Downey Jr. und Robert Duvall. Regisseur Dobkin versteht es nur schwer, dem Film eine eigene Handschrift zu verpassen und stützt sich zu sehr auf ein solides Drehbuch.

Die Länge von 141 Minuten ist ein weiteres Manko. Nicht unbedingt, weil sich der Film in die Länge zieht, sondern vielmehr, weil die Nebengeschichten rund um den eigentlichen Anwalt von Vater Joseph (Dax Shepard), Hanks Jugendliebe Samantha (Vera Farmiga) und ihrer Tochter Carla (Leighton Meester) und als komplett überflüssig bezeichnet werden können. Sie dienen dem Film kein bisschen und sorgen beim Zuseher mehr für nervende als kostbare Momente. Die abgezielte Mischung aus Familiendrama und Justizthriller wirkt letztendlich mehr wie ein aufgewärmtes Süppchen. Die Devise „Weniger ist mehr“ wäre hier durchaus angebracht gewesen. Schlechtes Kino geht zwar anders, gutes Kino jedoch auch.

USA – 2014 – 2 Std. 21 Min. Regie: David Dobkin mit Robert Downey Jr., Robert Duvall, Vincent D’Onofrio, Dax Shepard, Vera Farmiga, Leighton Meester, Billy Bob Thornton Genre: Drama

Über Johannes Marksteiner

Hauptberuflich: Radio-Redakteur und Sprecher Nebenberuflich: Passionierter Cineast
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