Into the Woods

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Eigentlich klingt die Idee mehrere bekannte Märchen miteinander zu verknüpfen doch nach einer guten Filmidee. In Rob Marshalls Musical „Into The Woods“, welches auf einem prämierten Broadway-Stück basiert, werden über einen Bäcker (James Corden) und seine Frau (Emily Blunt), die zusammen den Fluch der Kinderlosigkeit der böse Hexe (Meryl Streep) abwehren müssen, die Werke Aschenputtel (Anna Kendrick), Rotkäppchen (Lila Crawford), Jack (Daniel Huttlestone) und die Bohnenranke und Rapunzel (MacKenzie Mauzy) eingeflochten. Leider kann sich der Film nicht entscheiden was er sein will und scheitert damit auf vielfache Weise. Für einen Familienfilm ist „Into the Woods“ definitiv zu schräg, für eine ironische- oder satirische Annäherung nicht konsequent genug. Dass es anders geht, hat Disney mit „Verwünscht“ (2007) gezeigt. Warum Stephen Sondheim für die Songs einige Tony-Awards sein Eigen nennen darf, will mir nicht einleuchten, denn kaum einer der Songs geht oder bleibt im Ohr.

Wir waren heute zu Viert im Kino, davon 2 Musical-Liebhaber und Zwei, die dem Genre nicht viel abgewinnen können – leider wurde das Werk keinem von uns gerecht. Von allem hagelte es vernichtende Worte, doch ganz so harsch will ich nicht werten, denn es gab auch einige gute Aspekte im Film, wie die Kostümierungen, das Make-up und die Ausstattung. Leider reicht dies natürlich nicht aus um 125 Minuten zu unterhalten, denn das Drehbuch ist schlicht und ergreifend schlecht geschrieben worden und der Gesang und die Songs liegen über weite Strecken weit unter dem Musical-Durchschnitt. Darstellerisch sticht Meryl Streep zwar heraus, aber selten war eine Oscarnominierung für Meryl Streep so nachgeworfen wie die ihrige. Das dafür Jesica Chastain ( A most voilent Year), Imelda Staunton (Pride), Rene Russo (Nightcrawler), Carrie Coon (Gone Girl) oder auch Tilda Swinton (Snowpiercer) stattdessen übergangen wurden, löst in mir Unverständnis aus.

Zum weiteren Cast: Anna Kendrick und Lila Crawford haben zwar gute Stimmen, aber ihre Mimik wirkt zu aufgesetzt um mich als Zuschauer zu erreichen. Emily Blunt, die ich sonst sehr schätze, macht leider auch nicht gerade die beste Figur. Chris Pine und Billy Magnussen wirkten mit ihren gewollt überspitzten Prinzendarstellungen einfach nur Lächerlich und völlig deplatziert im Film, auch wenn sie zumindest etwas Würze in die sonst so inhaltslosen Songdarbietungen bringen konnten und wenn Johnny Depp uns seine gefühlt 500.000 verschrobene Figur auf die immer gleiche Weise vorführt, wird dem Zuschauer spätestens deutlich, dass das Musical wohl in die Hose gehen wird.
Leider verpasst Regisseur Rob Marshall den Film nach einem kleinen Finale uns nach 90 Minuten zu erlösen, sondern schiebt noch einen völlig unnötigen und kaum zu unterbietenden Schlussakt hinterher, der das Werk definitiv noch ein ganzes Stück weiter nach unten zieht. Da geht auf einmal der Prinz fremd und das Neugeborene wird vom überforderten Vater einfach wie ein toter Gegenstand weiter- und weitergereicht und man fragt sich unweigerlich, was uns bzw. den Kindern sagen soll, die mit im Kino saßen! Da werden nicht nur fragwürdige Werte vermittelt, sondern zudem die Märchen nachträglich mit Schmutz beworfen, dass sich alle Beteiligten, allen voran Regisseur Marshall schämen sollte. Am Meisten wird wohl mein persönliches Lieblingsmärchen von „Hans und der Bohnenranke“ misshandelt, welches nur noch aus Fragmenten der ursprünglichen Geschichte besteht und Dinge erfindet, die weder witzig, noch Originell sind. Da entledigt man sich einem Riesen auch gerne einfach mal, weil er andersartig ist und verstimmt ist. Wer eine verschrobene, aber gelungene Adaption von dem Märchen sehen möchte, empfehle ich an dieser Stelle „Tom, Cosby und die Mäusebrigade“ von 1974.

Leider ist seit seinem Oscar überschüttetem Musical „Chicago“ kaum noch etwas Gescheites von Rob Marshall gekommen. Sein letztes leider auch nur mittelmäßiges Musical „Nine“ wirkt im Gegensatz zu „Into the Woods“ wie ein kleines Meisterwerk. Zumindest die Songs wissen dort zu gefallen, „Into the Woods“ schafft leider nicht mal das. Die meisten Musical-Fans dürften sehr enttäuscht den Kinosaal verlassen haben und die vorher keine Musicals mochten, wird auch „Into the Woods“ keine Lobeshymnen entlocken können, dabei gibt es mit „Verwünscht“ wie angesprochen einen Vertreter, der zeigt, wie man eine gelungene Verknüpfung verschiedener Geschichten bzw. Märchen in Musicalform erreichen kann, von Meilensteine wie „West Side Story“, „Moulin´ Rouge“, „Singin´in the Rain“, „My Fair Lady“, „Cabaret“, etc. ganz zu schweigen. Lieber zu einem dieser Filme greifen, habt ihr alle mal mehr von!

USA – 2014 – 2 Std. 5 Min. Regie: Rob Marshall mit Emily Blunt, Meryl Streep, Anna Kendrick, Christine Baranski, Johnny Depp, Billy Magnussen, Chris Pine  Genre: Musical

 

Oscar Nominierungen:

  • Beste Nebendarstellerin: Meryl Streep
  • Beste Kostüme (Collen Atwood)
  • Bestes Szenenbild

Golden Globe Nominierungen:

  • Bestes Musical/Comedy
  • Beste Darstellerin, Musical/Comedy (Emily Blunt)
  • Beste Nebendarstellerin (Meryl Streep)
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