Star Wars: Das Erwachen der Macht (OT: Star Wars: The Force Awakens)

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Nun wurde er also veröffentlicht – der Film, welcher in den letzten Wochen die mit Abstand höchsten Karten-Vorverkäufe der Filmgeschichte verzeichnen konnte und dem eine gigantische Fangemeinde seit Ewigkeiten entgegenfieberte. Ich für meinen Teil bin bekanntermaßen weder ein Experte, noch ein Enthusiast, was das Science-Fiction-Genre anbelangt, dennoch hat „Krieg der Sterne“ nicht nur Millionensummen eingespielt, sondern die Filmgeschichte wie kein vergleichbares Franchise geprägt, sodass ich mich im Zuge des frühen Kinobesuchs von der Hysterie gewissermaßen anstecken ließ. Es mag erneut auf Gegenwehr stoßen, dennoch bin ich aufgrund meines Geburtsjahrgangs notgedrungen mit der zweiten Trilogie aufgewachsen und schätze insbesondere „Die Rache Der Sith“ bis heute als großartiges, hochemotionales Verbindungsstück. Schwerlich damit vergleichbar ist nun „Das Erwachsen Der Macht“, dessen Trailer auf meiner Seite gemischte Gefühle hervorgerufen hatte, weitestgehend unterhaltsam und actionreich, dennoch kann ich mich dem euphorischen Tenor aus mehreren Gründen nur bedingt anschließen.

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In dem klar zwischen den Beweggründen der Antagonisten getrennten, integer erzählten Werk voll von Temporeichtum und Pointen reißen ein weiteres Mal vor allem die übernatürlichen Wesen und „alten“ Helden die Sympathien rasch an sich und bereichern die Atmosphäre ähnlich wie die gelungene Start- und Schlusssequenz. Grundsätzlich ist zudem festzustellen, dass die erklärte Zielsetzung, zur Gestaltung und Stimmung der ursprünglichen Filme zurückzukehren, geglückt ist. Ein Hauch Nostalgie mag zweifelsohne jeder Filmreihe zum Vorteil gereichen und das Herz von eingefleischten Anhängern höher schlagen lassen, allerdings war der Handlungsverlauf geradezu überhäuft von Reminiszenzen, Anspielungen und wortwörtlich übernommenen Dialogen aus der Urtrilogie, sodass die Macher leider auf „Nummer sicher“ gingen und angesichts überschaubarer Neuschöpfungen auf inhaltlicher Ebene ein hohes Maß an Vorhersehbarkeit in Kauf nahmen. Gerade dies stellt ein Charakteristikum dar, das man der Trilogie von 1999 bis 2005 weiß Gott nicht vorwerfen kann, ob man sie nun mag oder nicht. Darüber hinaus hätte man trotz ihrer epischen Wirkung auf die Sequenz, die Parallelen zum Dritten Reich erkennbar werden ließ, aus Gründen der Ethik lieber verzichten sollen. Demgegenüber sorgten fantastisch ausgewählte und fotografierte Drehorte in Island, Skellig Michael und Abu Dhabi anstelle von Tunesien für visuelle Genüsse und die Art des Schnitts sowie aufwendige Effekte am Zahn der Zeit sind mit wenigen Ausnahmen äußerst ansehnlich und stilsicher eingesetzt worden und dürften Oscarnominierungen erhalten. Hinzu kommen leicht abgewandelte Kompositionen von Altmeister Williams, die wohl nie ihre Faszination verlieren werden, jedoch ist auch das kein wirkliches Alleinstellungsmerkmal von Episode VII, denn ausnahmslos jeder Teil der Reihe war in optischer und akustischer Hinsicht wegweisend und erweiterte die Grenzen der Filmsparte. Zu loben ist dagegen die spürbare Empathie der Akteure, allen voran von Hauptdarstellerin Daisy Ripley, Oscar Isaac, Domhnall Gleeson sowie insbesondere Harrison Ford und Carrie Fisher, denen erhabene Szenen zugedacht wurden. In Form von einem zu überdreht agierenden John Boyega sowie insbesondere Adam Driver, den ich nach Enthüllung seiner Maskerade als komplette Fehlbesetzung empfand, finden wir andererseits auch wieder Mankos.

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Sci-Fi-Spezialist Abrams hat in Summe mit dem Auftakt der neuen Trilogie zweifelsohne mehr richtig gemacht als falsch, allerdings hat sich mir die erzählerische Reproduktion von altbekannten Motiven nur bedingt erschlossen oder überrascht und lässt, wie unser Kollege Patrick es bereits betonte, ein moderates Maß an Wagnis und Innovation vermissen. Womöglich hatte ich mir schlichtweg mehr erwartet, als nur von den (Lichtschwert-)Duellen und Kamerafahrten durch die Weiten des Weltalls mitgerissen zu werden. Nichtdestotrotz kam selten Langeweile auf, weswegen man selbstredend gespannt darauf sein darf, wie die beiden für 2017 und 2019 angekündigten Fortsetzungen unter verschiedener Regie inszeniert werden, denn „Luft nach oben“ ist noch vorhanden.

USA 2015 – 135 Minuten Regie: J.J. Abrams Genre: Science-Fiction / Action Darsteller: Daisy Ridley, John Boyega, Oscar Isaac, Adam Driver, Harrison Ford, Carrie Fisher, Lupita Nyong’o, Andy Serkis, Domhnall Gleeson, Gwendoline Christie, Peter Mayhew, Anthony Daniels, Kenny Baker, Max von Sydow, Mark Hamill
USA 2015 – 135 Minuten
Regie: J.J. Abrams
Genre: Science-Fiction / Action
Darsteller: Daisy Ridley, John Boyega, Oscar Isaac, Adam Driver, Harrison Ford, Carrie Fisher, Lupita Nyong’o, Andy Serkis, Domhnall Gleeson, Gwendoline Christie, Peter Mayhew, Anthony Daniels, Kenny Baker, Max von Sydow, Mark Hamill
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