The Revenant – Der Rückkehrer (OT: The Revenant)

The Revenant 1


Wie ich bereits in meiner letztjährigen „Birdman“-Kritik angemerkt hatte, gehört Alejandro Gonzalez Iñárritu für mich zu den besten Filmemachern unserer Zeit. Egal ob mit wuchtigen Dramen wie „21 Gramm“ oder „Babel“ oder dem gerade genannten Ausflug ins Komödienfach für den er letztes Jahr sage und schreibe 3 Oscars einheimsen konnte. Und das völlig zurecht!
Mit „The Revenant“ kehrt Iñárritu nun wieder ins dramatische Fach zurück und setzt abermals ein filmisches Ausrufezeichen.

„The Revenant“ ist ein wunderbarer, auf realen Ereignissen basierender Film geworden, der sowohl durch erlesene Landschaftsaufnahmen besticht, als auch durch Action-Szenen, die in ihrer Brutalität zwar heftig, jedoch nicht zu außergewöhnlich sind. Starker Tobak ist es aber definitiv.

The Revenant 2


Hugh Glass (Leonardo DiCaprio) ist als Fallensteller bei einer militärischen Trapper-Expedition Anfang des 19. Jahrhunderts in den Gebieten des Louisiana Purchase dabei. Die Gruppe wird mehrfach von den Ree, einem feindlich gesinnten Ureinwohner-Stamm, überfallen, die deren Pelze stehlen wollen um sie an die französischen Besatzer zu verkaufen. Dabei werden viele Trapper getötet. Glass wird von seinem Sohn Hawk, einem Pawnee-Halbblut, begleitet, der wiederum John Fitzgerald (Tom Hardy) ein Dorn im Auge ist, da für ihn alle Indianer Wilde sind.
Als Glass eines Tages bei einer alleinigen Erkundung von einem Grizzly angefallen und lebensgefährlich verletzt wird, nimmt die Truppe um Captain Henry (Domhnall Gleeson) ihn anfangs mit, muss ihn aber an einem Gebirgspass zum Sterben zurück lassen, um nicht die gesamte Expedition in Gefahr zu bringen. …

The Revenant 4


Iñárritu erzählt seine im Kern klassische Rachestory als 2 1/2-stündigen über weite Strecken elegischen Western, der besonders durch die abermals sensationelle Kameraarbeit von Emmanuel Lubezki und seine beiden grandiosen Hauptdarsteller Leonardo DiCaprio und Tom Hardy getragen wird. Die eigentliche Handlung ist hingegen überschaubar.
Lubezki sollte am 28. Februar auf jeden Fall seinen dritten Oscar in Folge mit nach Hause nehmen dürfen, alles andere wäre eine kleine Sensation. Wie er die so atemberaubende wie todbringende Winterlandschaft der „Rocky Mountains“ (gedreht wurde in Kanada und Argentinien) mit satten Blautönen auf die Leinwand zaubert ist zutiefst beeindruckend.
„The Revenant“ erinnert nicht zuletzt dank ihm mehrfach an „The Three of Life“, aber auch „Der mit dem Wolf tanzt“.

Und auch DiCaprio wird heute Abend mit Sicherheit seinen dritten Golden Globe in Empfang nehmen dürfen und dürfte ebenfalls seinen lange verdienten ersten Oscar einsacken. Gleiches wäre übrigens auch Tom Hardy zu wünschen, denn er spielt mindestens so eindringlich wie DiCaprio. Ich hoffe daher, dass beide am kommenden Donnerstag auf der Nominierungsliste der Academy stehen werden.
Ein weiteres Highlight ist übrigens der oftmals stark reduzierte, jedoch absolut passende Score von Ryūichi Sakamoto, der „The Revenant“ noch ein Stück atmosphärischer macht.

The Revenant 5


Wenn man Iñárritu etwas vorwerfen möchte, dann dass der Film zwischendurch ein paar ganz leichte Hänger aufweist, die allerdings nicht so stark ins Gewicht fallen. Eine knapp 15 Min. kürzere Laufzeit hätte „The Revenant“ dennoch sicherlich gut getan. Nichtsdestotrotz bekommt man als Zuschauer erneut ein grandioses Filmkunstwerk vorgesetzt, das zwar nicht ganz die erzählerische Stärke von „Babel“ und „Birdman“ erreicht, aber dennoch einen lange nachwirkenden Eindruck hinterlässt.


USA – 2015 – 2 Std. 15 Min.
Regie: Alejandro Gonzalez Iñárritu
mit Leonardo DiCaprio, Tom Hardy, Will Poulter, Domhnall Gleeson, Lukas Haas, Kristoffer Joner, Brad Carter, Forrest Goodluck & Paul Anderson
Genre: Drama / Action / Western

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