Der Moment der Wahrheit (OT: Truth)


Oktober 2004. Die hoch angesehene investigative Journalistin Mary Mapes (Cate Blanchett) sucht, mit den Nerven am Ende, einen Anwalt auf, da sie sich und ihre Arbeit vor einem Ausschuss des Fernsehsenders CBS erklären muss. Schnitt zurück. Was war passiert?

Noch ein halbes Jahr zuvor wurde Mapes, die als Producerin für die CBS-Nachrichtensendung „60 Minutes II“ arbeitete, für ihre Berichterstattung über die Folter irakischer Kriegsgefangener durch amerikanische Soldaten im Gefängnis von Abu Ghraib gefeiert. Nun, rund drei Monate vor der Präsidentenwahl im November 2004, verfolgt Mapes erneut ein heißes Eisen, dem sie bereits seit über vier Jahren auf der Spur ist. Sie hatte herausgefunden, dass sich der amtierende Präsident George W. Bush im Jahre 1972, als damaliger Pilot bei der Nationalgarde, angeblich mehrere Monate unerlaubt vom Dienst entfernt hatte, dies jedoch durch höhere Regierungskreise vertuscht wurde. Bislang fehlten ihr allerdings noch handfeste Beweise. Zusammen mit ihrem Team um den ehemaligen Colonel Roger Charles (Dennis Quaid), sowie den Jung-Journalisten Mike Smith (Topher Grace) und Lucy Scott (Elisabeth Moss) konnte sie nun jedoch Dokumente auftreiben, die diese Vermutung untermauern. Sie finden zudem Experten, die ihre angebliche Echtheit beweisen und gehen somit Anfang September in „60 Minutes II“ mit Anchorman (und Marys Mentor) Dan Rather (Robert Redford) auf Sendung. Alles scheint perfekt. Doch dann melden sich Stimmen zu Wort, die behaupten, dass die angeblich echten Dokumente billige, als eindeutig auf Microsoft Word geschrieben zu entlarvende, Fälschungen seien…

Der Moment der Wahrheit 3


Autor James Vanderbilt, durch „The Amazing Spiderman“ und „White House Down“ zuletzt eher auf leichtere Kost spezialisiert, kehrt mit seinem Regiedebüt wieder zu alter Stärke zurück, schließlich zeichnete er auch schon für das Drehbuch zu Finchers „Zodiac – Die Spur des Killers“ verantwortlich.
Ursprünglich vom Studio „Sony Pictures“ wohl als potenzieller Award Contender eingestuft, startete „Truth“ in den Vereinigten Staaten bereits letzten Herbst in den Kinos. Allerdings hatte er somit das Pech fast zeitgleich mit „Spotlight“ zu starten, und zwei investigative Journalismus-Dramen wollte man wohl nicht konkurrieren lassen.
Doch das ist extrem schade, denn „Der Moment der Wahrheit“, der leider auch finanziell zu einem Flop geriet, muss sich nicht nur nicht vor „Spotlight“ verstecken, sondern ist in meinen Augen erzählerisch sogar noch ein ganzes Stück besser geraten! Zudem beginnt er erst da, wo andere Politthriller bereits aufhören und gibt dem Zuschauer einen interessanten Einblick in die Journalismusbranche mit all ihren Stärken und Schwächen.

Der Moment der Wahrheit 1


„Der Moment der Wahrheit“ vereint wie „Spotlight“ ein sensationelles Schauspielensemble, das bis in die kleinsten Nebenrollen exzellent agiert. Speziell Cate Blanchett muss man dabei hervorheben. Sie liefert mit „Truth“ ihre mit Abstand beste Performance seit „Blue Jasmine“ ab und hätte entsprechend hier statt für „Carol“ nominiert werden müssen. Brie Larson hätte sich dann sicher noch etwas wärmer anziehen dürfen!



USA – 2015 – 2 Std. 06 Min.
Regie: James Vanderbilt
mit Cate Blanchett, Robert Redford, Topher Grace, Dennis Quaid, Elisabeth Moss, Bruce Greenwood, David Lyons, John Benjamin Hickey, Dermot Mulroney & Stacy Keach
Genre: Drama / Biopic

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