Kritik aus dem Lichtspielhaus – #4



The Jungle Book von Jon Favreau

Ist der Anfang der Geschichte um den unter Wölfen aufgewachsenen Mogli noch etwas sperrig, stellt sich spätestens mit dem Auftauchen des Bären Balu – im Original NATÜRLICH von Bill Murray gesprochen – ein schönes vertrautes Gefühl ein. Das Highlight aber ist ganz klar der von Christopher Walken gesprochene King Louie, der mit seinem massiven Gigantopithecus-Körper eher wie ein Mafia-Pate ausschaut als wie der uns bekannte Orang-Utan. Hier muss ich auch die deutsche Stimme von Christian Berkel positiv erwähnen, denn er leistet fantastische Arbeit und spricht Louie fast schon charmant-gefährlicher als Walken, den man auch immer wieder im Gesicht des verrückten Affen erkennen kann. Das Finale ist dann ebenfalls wohlbekannt, ebenso die Lieder und am Ende bleibt ein visuell sehr schöner Film, den ein besserer Einstieg vielleicht noch besser gemacht hätte.


The Choice – Bis zum letzten Tag von Ross Katz

Wo Nicholas-Sparks-Verfilmung draufsteht, steckt auch Nicholas Sparks drinnen: Man kann sich über die Figurenzeichnung ärgern, man kann die Entwicklung der von Teresa Palmer gespielten Medizinstudentin Gabby zurecht kritisieren und dass jeder im Film hübsch ist, etc. etc. etc. Trotzdem kann ich nicht bestreiten, dass ich die meiste Zeit sehr viel Spaß bei den kleinen Sticheleien von Travis (Benjamin Walker) und Gaby (Teresa Palmer) hatte, Tom Wilkinson eh immer ein Gewinn für jeden Film ist und mich für eine Nicholas-Sparks-Verfilmung gerade das Ende positiv überrascht hat. Außerdem hatte er genau den Kitsch-Anteil den ich ganz gerne mag und Clark Kent haut Abraham Lincoln eine runter!


Colonia Dignidad – Es gibt kein Zurück von Florian Gallenberger

Solider Drama-Thriller dessen mögliches Potenzial zwar nicht ganz ausgeschöpft wird, aber Emma Watson und Daniel Brühl machen ihre Sache gut und gerade das Ende – dass man sich an Argo erinnert fühlt, war von den Machern tatsächlich gewollt – ist dann mit so viel Wucht von Gallenberger in Szene gesetzt, dass man sich gar nicht ausmalen möchte, wie der Film ausgesehen hätte, wenn man diese Wucht von Anfang an eingesetzt hätte. Nur die deutsche Synchronisation war fast eine mittlere Katastrophe.


Freeheld – Jede Liebe ist gleich von Peter Sollett

Schöne und emotionale Einzelszenen sowie die guten Leistungen von Julianne Moore, Steve Carell und vor allem dem großartigen Michael Shannon können nicht darüber hinwegtäuschen, dass Freeheld – Jede Liebe ist gleich fast schon zu kalkuliert und nach Schema F vorkommt und eigentlich möchte man das böse Wort Oscar bait in den Mund nehmen.


The Boss von Ben Falcone

Zum zweiten Mal dreht Melissa McCarthy unter der Regie ihres Ehemannes Ben Falcone; und was bei Tammy schon nicht das Gelbe vom Ei war, schlägt sich bei The Boss noch negativer nieder: Die wirklichen Lacher sind rar gesät und die meisten Gags landen so weit unterhalb der Humor-Skala, dass es fast schon eine Schande ist. Einziges Highlight sind ein Street-Fight zwischen zwei Pfadfinderinnen-Gruppen und die Performance von Kristen Bell.

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