The Night of: Die Wahrheit einer Nacht

© HBO

Nasir Khan (Riz Ahmed), ein schüchterner Student pakistanischer Abstammung und wohnhaft in Jackson Heights, einem Viertel in Queens, wird zu einer College-Party eingeladen. Heimlich nimmt er das Taxi seines Vaters und macht sich auf den Weg. Während er an einer Ampel halten muss, steigen zwei angetrunkene Männer in sein Auto ein, die er jedoch wieder zum Aussteigen bringen kann. Bei der 21-jährigen Andrea hat er weniger Erfolg, fühlt sich von der melancholischen jungen Frau sogar in gewisser Weise angezogen und beschließt sie zu ihrem Zielort zu fahren. Doch bevor sie diesen erreichen, machen sie halt an einem Strand und lernen sich näher kennen.

Die Nacht endet damit, dass sie beide zusammen Drogen nehmen und intim miteinander werden. Als Nasir Stunden später aus dem Schlaf erwacht, stellt er mit entsetzen fest, dass aus Andrea eine blutüberströmte Leiche geworden ist. In Panik flieht er aus dem Haus, wird von der Polizei aufgegriffen und wird mit einer erdrückenden Beweislast konfrontiert. Alle Hinweise deuten darauf hin, dass Nasir für den Tod der jungen Frau verantwortlich ist…

THE NIGHT OF aus dem Hause HBO weiß vor allem darstellerisch zu überzeugen. John Turtorro darf als ehrgeiziger Anwalt Jack Stone, der unter diversen Allergien und Hautkrankheiten leider, endlich wieder in einer Hauptrolle glänzen. Riz Ahmed, bekannt geworden durch „Four Lions“, überzeugt als Hauptverdächtiger, der sich im Knast gezwungen wird sich anzupassen und dadurch zu dem mutiert, wie ihn die Gesellschaft von Anfang an stigmatisiert, ist beachtlich, aber in Anbetracht der Kürze der Serie zu rasant geraten und etwas unglaubwürdig. Das Besetzen von Michael Kenneth Williams (The Wire, Bessie) für eine der Schlüsselfiguren im Knast ist zwar gelungen, aber auch reichlich stereotyp.

Lobend erwähnend möchte ich auch Amara Karan als Verteidigerin Chandra Kapoor, die einen wirklich guten Job macht und gerade in den letzten beiden Folgen den Zuschauer in den Bann zieht. Leider haben Steven Zaillian und James Marsh ihr einen reichlich bescheurten Subplot geschrieben, indem sie ihre Lizenz riskiert, indem es zu einer Annäherung zwischen ihr und Nasir kommt. Dieser kommt aus dem Nichts, wirkt aufgesetzt und hat keinen Nährwert.

© HBO

Auch das Erzähltempo dürfte nicht jedermanns Geschmack sein. Es passiert augenscheinlich nicht viel, die Ermittlungsarbeit zieht sich hin, wirkt aber dadurch schon realistischer als bei anderen Crime-Stories. Die Kameraarbeit sei noch lobend zu erwähnen. Ebenso der Umstand, dass eigentlich Niemand innerhalb des Räderwerks der Justiz ein wirkliches interesse daran hat, der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Imgrunde ist das Urteil von Nasir schon gefällt, welches man an der Figur der Staatsanwältin Helen Weiss sieht, die bis zuletzt ihre Augen vor einer anderen „Wahrheit“ verschließt!

Fazit: Gelungene Mini-Serie, die aber etwas an der Entwicklung des Hauptcharakters kränkelt und deren ruhige Erzählweise nicht für Jedermann geeignet ist, am Ende dann aber wieder ordentlich an Fahrt aufnimmt und mit einem schönem Schlussbild endet. Letzten Endes wurde aber das hohe Potential der Geschichte und der Figuren nicht vollends ausgeschöpft, so dass mir eine noch höhere Wertung leider verwehrt bleibt. Einen Blick kann man aber durchaus riskieren, schon alleine wegen der hervorragenden Darsteller-Leistungen! Mit ein paar Kniffen hätte man aus der Mini-Serie aber auch das Meisterwerk machen können für die es viele in diversen Foren halten. Ich für meinen Teil kann über bestimmte Schwächen nicht mehr Hinweg sehen, dafür bietet die Serienlandschaft inzwischen zuviel herausragendes an!

1.1. The Beach (8,0/10)
1.2. Subtle Beast (7,0/10)
1.3. A Dark Crate (7,5/10)
1.4. The Art of War (7,5/10)
1.5. The Season of the Witch (7,5/10)
1.6. Samson and Delilah (7,0/10)
1.7. Ordinary Death (8,0/10)
1.8. The Call of the Wild (8,5/10)
USA 2016 – 8 Episoden
Regie: Steven Zaillian & James Marsh
Genre: Drama
Darsteller: Riz Ahmed, John Turturro, Peyman Moaadi, Poorna Jagannathan, Michael Kenneth Williams, Jeannie Berlin, Bill Camp, Sofia Black-D´Elia
Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Reviews, Serien. Fügen Sie den permalink zu Ihren Favoriten hinzu.