Bullyparade – Der Film

„Der Schuh Des Manitu“ und „(T)Raumschiff Surprise“ lockten damals in Summe (für heutige Verhältnisse unfassbare) zwanzig (!) Millionen Kinozuschauer in die nationalen Lichtspielhäuser und vor allem Letztgenannter bildete in der Tat eines der komödiantischen Highlights meiner ganz persönlichen Teenagerzeit, der einen regelrechten Orkan an Gelächter auslöste. Das 20-jährige Ausstrahlungsjubiläum der Sketchcomedy-Serie „Bullyparade“ bot schließlich die direkte Steilvorlage für das nunmehr veröffentlichte, gleichnamige und von vielen heiß erwartete Revival in Spielfilmlänge. Den Vorschusslorbeeren konnte Herbigs Parodie jedoch auch mit größtem Wohlwollen kaum gerecht werden und präsentierte stattdessen episodischen, recycelnden Klamauk mit erstaunlich kurzer Halbwertszeit.

In Anlehnung an „Zurück In Die Zukunft“ begibt sich Herbig auf eine mehr oder weniger zusammenhanglose Zeitreise, die etappenweise vom Ritt durch den Wilden Westen über das höfische Treiben inmitten der Habsburgermonarchie bis hin zu futuristischen Abenteuern rund um Käpt’n Kork und seine bunte Besatzung reicht. Neben dem Wiedersehen mit altbekannten Figuren werden weiterhin parodistische Reminiszenzen auf neuere Werke wie „The Wolf Of Wall Street“, TV-Formate à la „Die Bachelorette“ sowie den Mauerfall freigelegt. Die einzelnen Versatzstücke unterscheiden sich in Bezug auf die Anordnung und das Zünden der Gags eklatant voneinander und wirken trotz ambitionierter Inszenierung und handwerklicher Güte insgesamt überlang und reichlich althergebracht. Zwar bereiten die Begebnisse rund um Sissi & Franz sowie die Raumschiff-Crew ein moderates Maß an Spaß und Wortwitz, dennoch überwogen in Summe ebenjene blutleere Augenblicke, in denen sich die Mundwinkel so gar nicht in Bewegung setzen wollten, woran auch das regelrechte Schaulaufen vieler deutscher Prominenter in Form von Cameoauftritten wenig ändern konnte. Es dürfte Bände sprechen, dass die im Abspann angefügten Outtakes als unbestrittenes Highlight des Anderthalbstünders zu identifizieren sind. Im Gegensatz zu den in diversen Doppelrollen agierenden Herren Rick Kavanian und Michael „Bully“ Herbig selbst merkt man speziell Christian Tramitz vielfach eine schwindende Spielbegeisterung an, was gerade dann nicht als verwunderlich erscheint, wenn einem zu Ohren kommt, dass die Dreharbeiten jahrelang an dessen persönlichem Widerstand gescheitert sind.

Infolgedessen dürften wohl nur äußerst hartgesottene Fans der Filmographie Herbigs auf ihre Kosten kommen, welcher im nächsten Jahr seinen 50. Geburtstag feiern wird und angekündigt hat, sich in Zukunft von der humoristischen Sparte abkehren zu wollen. „Bullyparade: Der Film“ entpuppt sich demzufolge nicht als sprichwörtlicher Selbstläufer, sondern bleibt aufgrund der Aneinanderreihung an Schoten deutlich unter den Möglichkeiten eines ergötzlichen Comebacks. Zwar erweckt der Anderthalbstünder ohnehin nicht den Eindruck, besonders ernst genommen werden zu wollen und mag genau deswegen auch als Zwischenmahlzeit niemandem wehtun, demgegenüber begingen sämtliche Beteiligte den folgenschweren Fehler, in belangloser Form fast ausschließlich vom Ruhm längst vergangener Tage leben zu wollen…

D 2017 – 99 Minuten
Regie: Michael „Bully“ Herbig
Genre: Komödie / Episodenfilm
Darsteller: Michael „Bully“ Herbig, Rick Kavanian, Christian Tramitz, Sky DuMont, Cornelia Ivancan, Jeanne Goursaud, Irshad Panjatan, Elyas M’Barek, Peter Maffay, Jürgen Vogel
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