Fosse/Verdon

Fosse/Verdon, Fosse/Verdon - Staffel 1 mit Sam Rockwell und Michelle Williams
©FX Network

Er, visionärer Regisseur für Film und Theater. Sie, die idealistische Tänzerin, die am Broadway zum gefeierten Bühnenstar wird. Als Bob Fosse (Sam Rockwell) und Gwen Verdon (Michelle Williams) aufeinandertreffen ist es Liebe auf den ersten Blick – sowohl emotional, als auch künstlerisch. 1960 heiraten die Beiden und in den kommenden Jahren feiern sie riesige Show-Erfolge. Doch ihre gemeinsame Zeit ist ebenso geprägt von Selbstsucht, Schmerz und Trennung. Dennoch bleiben sie bis zu Fosses Tod freundschaftlich und künstlerisch eng verbunden…

Fosse/Verdon ist eine acht Episoden umfassende Mini-Serie, die sich der (beruflichen wie privaten) Partnerschaft der beiden Hauptfiguren ausführlich widmet. Sie porträtiert die kreative Verbindung dieser zwei Künstlerpersönlichkeiten in Form von Rückblenden über mehrere Dekaden und die seit einigen Tagen auf Disney+ abrufbar ist.

Musicalszene aus »Fosse/Verdon«: Welterfolg mit der Verfilmung von »Cabaret«
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Schon die erste Folge bietet einige der legendärsten Choreographien, die Fosse und Verdon gemeinsam kreierten. Besonders die Szenen aus Cabaret machen Lust sich das Musical, welches seiner Zeit, trotz herausragender Konkurrenz von 1. Teil der Pate-Trilogie, 8 Oscars erhielt, einer erneuten Sichtung zu unterziehen. Die ikonische Musik (hier sei vor allem „Big Spender“ zu erwähnen) versetzen umgehend auch akustisch in diese legendäre Zeit – eine von gewaltigen Publikumserfolgen dominierte Phase in der Geschichte der US-Bühnen- und Theaterkunst, die Fosse und Verdon entscheidend mitgeprägt haben.

Aus Fosses Genialität macht die Serie keinen Hehl. Sie zeigt den obsessiven Workaholic als begnadetes Multitalent in verschiedensten Disziplinen: als Regisseur, Choreograph – und als Cutter. Rockwell verleiht seiner ambivalenten Figur Tiefe und überzeugt mit einer ungezwungenen Darbietung. Ihm in nichts nach steht die ausdrucksstarke 4-fach Oscarnominierte Michelle Williams, die zurecht den Golden Globe, Emmy und Screen Actors Guild Award für ihre Darbietung erhielt.

Fosse/Verdon: Minissérie de Michelle Williams ganha data de estreia no  Brasil - Notícias de séries - AdoroCinema
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Fosse/Verdon bebildert eine untergegangene Künstlerwelt, deren Stars sich praktisch von Nikotin, Drogen und Alkohol ernährten und schier pausenlos Sex hatten. Der Regisseur Fosse, der hier in fast jeder Szene und Lebenslage eine Zigarette im Mundwinkel trägt, ist ständig auf der Jagd nach Tänzerinnen und Mitarbeiterinnen, die er zum Beischlaf nötigt. „Tanzen ist ein einziger Beschiss“, sagt seine Gattin lässig – ihre Ehe ist es auch.

Es ist ein kleines Kunststück, wie die Serienmacher in dieser Paarstudie nach und nach den männlichen Helden zer­legen, auch wenn sie in Kindheitsrückblenden halbwegs einfühlsam nach Erklärungen für Fosses gruseliges Verhalten ­suchen. Das noch größere Kunststück von Fosse/Verdon aber besteht darin, Gwen Verdon nicht bloß als Dulderin, sondern als die souverän triumphierende Überlegene in einer langen, katastrophalen und vielleicht sogar exemplarischen Showbiz-Ehe zu präsentieren. Ihr zu Ehren knipste man am Tag ihres Todes auf dem Broadway eine Gedenkminute lang die Lichter aus.

Folgen-/Wertungsübersicht:

  1. Das Leben ist ein Kabarett (8,5/10)
  2. Die Geburt des Traumduos (8,0/10)
  3. Mein Baby und ich (8,0/10)
  4. Ruhm (8,5/10)
  5. Wo gehe ich hin? (8,0/10)
  6. Die Liebe geht vor (8,0/10)
  7. Das Chicago-Musical (8,5/10)
  8. Die Vorsehung (9,0)

Gesamt: 8,3/10

USA 2019 – 480 Minuten
Regie:
Genre: Drama / Biografie / Musik
Darsteller: Michelle Williams, Sam Rockwell, Norbert Leo Butz, Aya Cash, Margaret Qualley, Jake Lacy, Paloma Garcia Lee, Ari Brand, Peter Chursin Jr., Heather Lang, Morgan Marcell, Justin Gazzilo, uva.
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