Der Liebhaber meines Mannes (OT: My Policeman)

Der Liebhaber meines Mannes mit Harry Styles
©Amazon Prime Video

Brighton in den 1950ern: Als der Polizist Tom (Harry Styles) den Museumskurator Patrick (David Dawson) kennenlernt, ahnt er noch nicht, dass dies sein Leben für immer verändern wird. Zunächst ist er erschrocken darüber, wie dieser ihm Avancen macht. Und doch lässt er sich darauf ein, die beiden jungen Männer beginnen eine leidenschaftliche Affäre. Von dieser darf aber niemand etwas erfahren, Homosexualität ist in Großbritannien nicht nur öffentlich verpönt, sondern auch strafbar. Immer wieder werden Schwule zusammengeschlagen oder ins Gefängnis gesteckt. Da zudem die Beförderungsmöglichkeiten bei der Polizei beschränkt als Single beschränkt sind, entscheidet er sich, die Lehrerin Marion (Emma Corrin) zur Frau zu nehmen. Die Affäre mit Patrick führt er dabei jedoch unbeirrt fort…

Als Sänger ist Harry Styles ohne Zweifel einer der großen Stars unserer Zeit. Schauspielerisch hält sich sein Erfolg bislang jedoch eher in Grenzen. Nachdem er vor einigen Jahren mit Dunkirk sein Leinwanddebüt gab, wagt er diesen Herbst gleich den Doppelschlag. Und eines muss man ihm lassen: Er zeigt durchaus Mut bei der Wahl seiner Stoffe. In dem schillernden Heile-Welt-Mysterythriller Don’t Worry Darling durfte er sich von einer bislang unbekannten Seite zeigen. In dem exklusiv auf Amazon Prime Video veröffentlichten Drama Der Liebhaber meines Mannes entblößt er sich nun auch körperlich, wenn er in einer Reihe von Sexszenen zu sehen ist – darunter auch gerade die mit seinem Schauspielpartner David Dawson.

Der Liebhaber meines Mannes mit Harry Styles, David Dawson, and Emma Corrin
©Amazon Studios

Das ist dann aber auch mehr oder weniger schon der am stärksten erwähnenswerte Punkt des Films. Dessen Vorhaben ist natürlich löblich, wenn es letztendlich um die Akzeptanz anderer Lebensentwürfe geht – oder der Mangel daran. Das gilt heute zumindest in mancher Hinsicht noch immer. Der Liebhaber meines Mannes erinnert aber daran, wie viel schlimmer das früher noch alles gewesen ist, als Homosexualität mindestens ein Tabu war, teilweise sogar strafbar. Auch andere Filme blickten dieses Jahr gern zurück in einer Mischung aus Erinnerungskultur und Warnung. Der Festivalhit Große Freiheit erzählt beispielsweise von einem Mann, der noch in den 1960ern in Deutschland ins Gefängnis musste, weil er seine sexuelle Orientierung offen auslebte. Vor allem aber Firebird bietet sich als Vergleich an. Dieser spielte in den 1970ern in Estland und handelte ebenfalls von einem jungen Mann, der eine heimliche Affäre mit einem anderen Mann hat, während er offiziell noch mit seiner Freundin zusammen ist.

Regisseur Michael Grandage (Genius) bewegt sich also auf festem Terrain, bei dem nicht wirklich etwas schief gehen kann. Es ist dann auch weniger so, dass der eigentlich im Theaterbereich tätige Engländer gravierende Fehler machen würde. Er macht nur aus dem Stoff auch nichts, das so interessant wäre, dass man das Drama den anderen vorziehen müsste, die vergleichbare Geschichten erzählen. Zwar gibt es bei der Adaption eines Romans von Bethan Roberts eine doppelte Erzählstruktur, wenn wir kontinuierlich zwischen den 1950ern und der Gegenwart wechseln. Das bleibt aber ohne nennenswerte Konsequenz, da die Querverbindungen vom gestern zum heute schwach ausgeprägt sind. Auch wenn die Rückblicke die Vorlage für das Verhalten der älteren Versionen der drei liefern sollen, so richtig knüpft das dann doch nicht an. Dass die jeweiligen Schauspieler und Schauspielerinnen sich nicht sonderlich ähnlich sehen, ist leider eine zusätzliche Schwäche.

Die größte Schwäche ist aber, dass das Drama etwas leblos daherkommt. Da wird zwar viel von Tragik und großen Leidenschaften gesprochen. Zu fühlen ist davon aber nur wenig. Nun ist Zurückhaltung bei einem Drama erst einmal nichts Verkehrtes. Viele neigen eher zum Gegenteil, tragen lieber ganz dick auf, wollen gnadenlos manipulieren. Wenn die Alternative wie hier ausfällt, ist aber auch nicht wirklich etwas gewonnen. Der Liebhaber meines Mannes ist eine schick gemachte Konturlosigkeit, die recht wenig Eindruck hinterlässt. Wäre da nicht Styles, das biedere 08/15-Drama würde kaum jemand interessieren. Die letzten Szenen jedoch haben es in sich und berühren zutiefst, so dass sie das Endprodukt etwas übers Mittelmaß hinaus heben. Nur schade, dass der Film bis dahin leider etwas zäh ist. Da wäre definitiv mehr drin gewesen.

USA 2022 – 113 Minuten Regie: Michael Grandage Genre: Drama / Liebesfilm Darsteller: Harry Styles, Emma Corrin, David Dawson, Gina McKee, Linus Roache, David Dawson, Kadiff Kirwan, Rupert Everett, Emily John, uva.
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