Meine Top-50 der schönsten Märchenfilme aller Zeiten!

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„Es war einmal vor langer Zeit…“ Wer kennt diese mit Geschichten über Königskinder, Hexen, Zwerge, Feen, Fabeltiere und böse Stiefmütter assoziierbare Formel nicht? Die Deutschen gelten bekanntlich nicht nur als Volk der Dichter und Denker, sondern auch als Erben der großen Sammler von Kinder- und Hausmärchen. Was gibt es überhaupt Schöneres als sich an kalten, dunklen Tagen im Advent nach getaner Arbeit mit einem heißen Getränk auf die Couch zu fläzen und Filme anzusehen, die einen wieder in die eigene Kindheit zurückversetzen? Klassische Märchen haben mich sowohl literarisch als auch filmbezogen seit meinen ersten Gehversuchen geprägt und im Gegensatz zu vielen anderen schäme ich mich keinesfalls, dazu zu stehen, dass ich viele von ihnen noch immer liebe und viel Wert darauf lege, derartige Erzählungen an Kinder weiterzugeben. (Dies dürfte auch erklären, warum ich „Into The Woods“ besonders entgegenfiebere.) Erst die Sichtung von Märchen ermöglichte den Beginn meiner Leidenschaft für das filmische Medium. Aus diesem Grund halte ich es inmitten der Adventsstimmung für den perfekten Zeitpunkt, die fast unzählbaren Leinwand- und Fernsehproduktionen des Genres einer genaueren Betrachtung zu unterziehen.

So ist es aus meiner Sicht bemerkenswert, dass die Klassiker den aktuellen Formaten nahezu geschlossen den Rang ablaufen, die ehemalige DDR, die Tschechoslowakei sowie die Sowjetunion die besten Filmversionen schufen und leider auch, dass zwei meiner absoluten Lieblingsmärchen „Das Mädchen Mit Den Schwefelhölzern“ und „Allerleirauh“ bis dato nie befriedigend verfilmt worden sind. Zwar nehmen bekanntlich die Zahlen 3, 7 und 12 häufig einen besonderen Stellenwert in vielen märchenhaften Legenden ein, doch ich möchte heute einmal die Nummern 50 und 15 zu magischen Zahlen erheben, indem ich euch meine persönliche Top-50 des klassischen Märchenfilms präsentieren und lediglich zu den 15 vordersten Platzierungen ein paar Worte verlieren möchte. (Ja, ich habe tatsächlich jeden einzelnen Film mehr als ein Mal gesehen!) Miniserien wie „Das Zehnte Königreich“, „Prinzessin Fantaghirò“ oder ähnliche Märchenreihen, sämtliche Disney-Produktionen sowie Horror-Adaptionen à la „Die Zeit Der Wölfe“ bleiben hierbei unberücksichtigt. All jenen, die meinen, dass die Bewertungen zu hoch gegriffen seien oder Märchen vor Logiklöchern strotzen, sei vorab entgegengebracht: Wenn man diesen Filmtypus nicht innerhalb der jeweiligen Sparte betrachtet und zu sehr hinterfragt, ist man vermutlich ohnehin zu alt dafür… 🙂

Platz 50: Die Feuerrote Blume (UDSSR 1978)
Platz 49: Zwerg Nase (DDR 1978)
Platz 48: Dornröschen (DDR 1971)
Platz 47: Wie Heiratet Man Einen König? (DDR 1969)
Platz 46: Rumpelstilzchen (D 2009)
Platz 45: Die Heinzelmännchen (BRD 1956)
Platz 44: Die Kleine Meerjungfrau (ČSSR / BG 1976)
Platz 43: Die Goldene Gans (DDR 1964)
Platz 42: Brüderchen & Schwesterchen (D 2008)
Platz 41: Das Märchen Von Der Verlorenen Zeit (UDSSR 1964)
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Platz 40: Der Wolf & Die Sieben Geißlein (BRD 1957)
Platz 39: Die Geschichte Von Der Gänseprinzessin (DDR 1988)
Platz 38: Das Kalte Herz (DDR 1950)
Platz 37: Vom Fischer & Seiner Frau (D 2013)
Platz 36: Hänsel & Gretel (BRD 1954)
Platz 35: Aladins Wunderlampe (UDSSR 1967)
Platz 34: Schneewittchen & Das Geheimnis… (ČSFR / D 1992)
Platz 33: Hans Röckle Und Der Teufel (DDR 1974)
Platz 32: Tischlein Deck Dich (BRD 1956)
Platz 31: Schneewittchen (DDR 1961)
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Platz 30: Die Sechs Schwäne (D 2012)
Platz 29: Hänsel & Gretel (D 2006)
Platz 28: Abenteuer Mit Der Tarnkappe (UDSSR 1982)
Platz 27: Schneeweißchen & Rosenrot (DDR 1979)
Platz 26: Rübezahl – Herr Der Berge (BRD 1957)
Platz 25: Rapunzel / Der Zauber Der Tränen (DDR 1988)
Platz 24: Die Verzauberte Anička (CZ 1995)
Platz 23: Wer Reißt Denn Gleich Vor’m Teufel Aus? (DDR 1977)
Platz 22: Der Hirsch Mit Dem Goldenen Geweih (UDSSR 1973)
Platz 21: Der Prinz Hinter Den Sieben Meeren (DDR 1982)
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Platz 20: Der Teufel & Seine Zwei Töchter (ES / BRD 1989)
Platz 19: Das Märchen Von Goldmarie & Pechmarie (BRD 1961)
Platz 18: Der Bärenhäuter (DDR 1986)
Platz 17: Aufruhr Im Schlaraffenland (BRD 1957)
Platz 16: Frau Holle (DDR 1963)

Platz 15: Die Vertauschte Königin

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Eine tyrannische Regentin malträtiert ihr Volk nach Lust und Laune, zu dem auch die überaus gütige Frau eines Schmieds gehört, welche der Herrscherin optisch allerdings bis ins kleinste Detail gleicht. Um seiner launischen Herrin eine Lehre zu erteilen, beschließt der Hofnarr, die Doppelgängerinnen nur für einen Tag an den Wohnort der jeweils anderen zu versetzen. „Die Vertauschte Königin“ ist aufgrund der bedächtigen, von Minnegesängen und ausgedehnten Kameraperspektiven durchzogenen Inszenierung eher ein Film, den man der Kategorie des Kunstmärchens zuordnen könnte, weswegen er die jüngsten Zuschauer eventuell weniger ansprechen dürfte, Schulkinder dafür aber umso mehr. Nichtsdestotrotz bietet eins der späteren Märchen aus dem Hause der DEFA nicht zuletzt wegen der uneingeschränkt amüsanten Doppelrolle der wandelbaren Hauptdarstellerin Ursula Karusseit, spätmittelalterlichen Kulissen sowie überaus einfallsreichen Dialogen kurzweilige, teils urkomische Unterhaltung, die zudem ein hohes, jedoch angemessenes Maß an zeitgenössischer Sozialkritik in sich trägt.

DDR 1984 - 74 Minuten Regie: Dieter Scharfenberg Genre: Märchenfilm Darsteller: Ursula Karusseit, Kurt Böwe, Klaus Piontek, Christian Steyer, Michèle Marian, Erik S. Klein, Axel Werner, Klaus Pannach, Axel Werner
DDR 1984 – 74 Minuten
Regie: Dieter Scharfenberg
Genre: Märchenfilm
Darsteller: Ursula Karusseit, Kurt Böwe, Klaus Piontek, Christian Steyer, Michèle Marian, Erik S. Klein, Axel Werner, Klaus Pannach, Axel Werner

Platz 14: Das Zauberbuch (OT: Kouzelný Měšec)

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In dieser deutsch-tschechischen Koproduktion vom Macher des Klassikers „Drei Haselnüsse Für Aschenbrödel“ geht es um einen gütigen König, der über einen magischen Geldbeutel verfügt, welcher in der Lage ist, ihm Dukaten en masse zu verschaffen. Die Hexe Irrfriede benötigt nach einem hundertjährigen Schlaf dringend ein neues Zauberbuch und beschließt, mithilfe ihrer Handlanger und einiger Tricks, dem Schatz habhaft zu werden, wird dabei aber von einem inkognito agieren Prinzen mit aller Macht bekämpft. „Das Zauberbuch“ ist einer der unbekannteren, selten gesendeten TV-Märchen, dennoch sorgen sympathische, herrlich überdrehte Gestalten wie der „Herr der Flammen“ oder ein spitzfindiger Hofdoktor, eine niedliche Liebesgeschichte und große, ästhetische Schauwerte dafür, dass das Märchen sich mit Verfilmungen von Geschichten der Gebrüder Grimm, Wilhelm Hauff und Hans Christian Andersen messen kann. Lobenswert sind neben den klassischen Kompositionen und einer sehr symbolhaften Handlung vor allem die starken Darstellungen von Tina Ruland, Kurt Weinzierl, Uwe Ochsenknecht und Mahulena Bočanová.

D / CZ 1996 - 85 Minuten Regie: Václav Vorlíček Genre: Märchenfilm Darsteller: Tina Ruland, Mahulena Bočanová, Saša Rašilov, Kurt Weinzierl, Petr Nárožný, Uwe Ochsenknecht, Max Tidof, Miroslav Táborský, Rudolf Hrušínský, Monika Kobrová
D / CZ 1996 – 85 Minuten
Regie: Václav Vorlíček
Genre: Märchenfilm
Darsteller: Tina Ruland, Mahulena Bočanová, Saša Rašilov, Kurt Weinzierl, Petr Nárožný, Uwe Ochsenknecht, Max Tidof, Miroslav Táborský, Rudolf Hrušínský, Monika Kobrová

Platz 13: Rotkäppchen

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„Es war einmal ein kleines, süßes Mädchen, das hatte jedermann lieb, der sie nur ansah, am allerliebsten aber ihre Großmutter, die wusste gar nicht, was sie alles dem Kinde geben sollte. Einmal schenkte sie ihm ein Käppchen von rotem Samt, und weil ihm das so wohl stand, und es nichts anders mehr tragen wollte, hieß es fortan nur das Rotkäppchen.“ Diese Zeilen dürften selbst dem größten Märchenbanausen aus frühen Jahren bekannt vorkommen… Im Gegensatz zur Grimm’schen Version gibt es in der DEFA-Variante nicht nur einen bösartigen Wolf, sondern obendrein auch einen listigen Fuchs und in Form eines Hasen und eines Bären zwei Tiere, die Rotkäppchen freundschaftlich zur Seite stehen. Dies wirkt zunächst ein bisschen befremdlich, dennoch vermag diese legitime, an Fabeln orientierte Abwandlung, den Originalstoff inhaltlich etwas zu strecken und dabei Groß und Klein bestens zu unterhalten. Götz Friedrich schilderte in seiner stimmungsvollen Inszenierung die Vorzüge und Gefahren des Waldes und präsentiert wertvolle Ideale anhand der vielen Sympathieträger, die einem rasch ein Schmunzeln auf die Lippen zaubern. Besonders der theatererfahrene Harald Engelmann in der Rolle des trickreichen Fuchses sticht aus dem Ensemble hervor, das zwischen angemessen düsteren Sequenzen und einer Menge an Komik als Einheit agiert. Die jüngsten Zuschauer/innen werden „Rotkäppchen“ ohnehin lieben!

DDR 1961 - 72 Minuten Regie: Götz Friedrich Genre: Märchenfilm Darsteller: Blanche Kommerell, Horst Kube, Helga Raumer, Friedel Nowack, Jochen Bley, Ernst-Georg Schwill, Werner Dissel, Harald Engelmann
DDR 1961 – 72 Minuten
Regie: Götz Friedrich
Genre: Märchenfilm
Darsteller: Blanche Kommerell, Horst Kube, Helga Raumer, Friedel Nowack, Jochen Bley, Ernst-Georg Schwill, Werner Dissel, Harald Engelmann

Platz 12: Drei Haselnüsse Für Aschenbrödel (OT: Tři Oříšky Pro Popelku)

11

Viele werden sich nun mit gedämpfter Verwunderung fragen, warum ausgerechnet dieser, in der Adventszeit ungefähr dreißigfach auf verschiedenen Programmen gesendete, allseits beliebte Kultfilm, der kürzlich zum beliebtesten Märchen der Deutschen gewählt worden ist, es in meiner Auflistung nicht einmal unter in die Riege der besten Zehn geschafft hat… Ich halte die leicht veränderte Grimm’sche Geschichte zweifelsohne für überaus phantasiereich, imposant ausgestattet und zudem besonders kindgerecht, dennoch finde ich sie leicht überbewertet, gerade weil ich einerseits mit der Besetzung des Prinzen nie ganz zufrieden war und das Erbe der DEFA andererseits häufig nur auf diesen Film im Speziellen reduziert wird. Der augenscheinliche Reiz des Werkes liegt vermutlich darin begründet, dass es überaus originell umgesetzt wurde. Die Protagonistin, lieblich gespielt von Libuše Šafránková, erscheint erstmals nicht primär als Opfer der Launen ihrer Stiefmutter und -schwester, sondern viel mehr als erfindungsreiche, freche, letztendlich aber mündige Frau, die es fertigbringt, auf die höchsten Bäume zu klettern und besser als jeder Mann zu schießen, was sinnbildlich für den Kampf gegen Ungerechtigkeit steht. Vor allem die angenehme Dialogführung, wohldosiert witzige Momente, die anmutigen Sets inmitten der Moritzburg, eine tolle musikalische Untermalung und ein sich immer wieder einstellendes Gefühl, dem ahnungslosen Prinzen bei der Lösung des Rätsels zur Seite stehen zu wollen, machen das Märchen zu einem romantischen Erlebnis, das man am besten bei Kerzenschein des Adventskranzes genießen kann. Obschon der Klassiker nicht an Variante aus dem Hause Disney heranreicht, muss aber eindeutig festgehalten werden, dass die tschechisch-deutsche Version die beste reale Umsetzung des klassischen „Aschenputtel“-Stoffs darstellt.

ČSSR 1973 - 82 Minuten Regie: Václav Vorlíček Genre: Märchenfilm Darsteller: Libuše Šafránková, Pavel Trávníček, Carola Braunrock, Rolf Hoppe, Karin Lesch, Dana Hlaváčová, Jiří Růžička, Jan Libíček, Helena Růžičková
ČSSR 1973 – 82 Minuten
Regie: Václav Vorlíček
Genre: Märchenfilm
Darsteller: Libuše Šafránková, Pavel Trávníček, Carola Braunrock, Rolf Hoppe, Karin Lesch, Dana Hlaváčová, Jiří Růžička, Jan Libíček, Helena Růžičková

Platz 11: Die Zertanzten Schuhe

Burg Filmdreh Die zertanzten Schuhe

Ein Puppenspieler wird vom König engagiert, um das Rätsel zu lösen, warum seine zwölf Töchter jede Nacht aufs Neue zwar ihr Gemach nicht verlassen, ihre Schuhe am nächsten Morgen aber stets löchrig sind. „Die Zertanzten Schuhe“ wurde im Rahmen der ARD-Reihe „Sechs Auf Einen Streich“ erstmals gezeigt und ist inmitten einer Phase der hochkonjunkturellen Märchen-Renaissance für mein Empfinden eine der wenigen Adaptionen des neuen Jahrtausends, die sich vollends sehen lassen kann. In den neuen Machwerken fehlt es trotz aufwendiger Austattungselemente einfach zumeist an Charme und literarischer Genauigkeit, doch dieser TV-Film im Speziellen hat mich sehr positiv überrascht. Das liegt nicht nur daran, dass der Einstünder vollständig in meiner Heimat, also in der Nähe imposanter Landschaften und Burgen rund um die Saale, gedreht worden ist, sondern primär an der gewandt fotografierten und poetischen Inszenierungsart, die mit einem Schuss an Metaphorik und kindgerechtem Humor ummantelt wurde. Vor allem sind es auch die Hauptrollen, die im Gedächtnis bleiben, denn Carlo Ljubek, Inez Bjørg David und Dieter Hallervorden meistern ihre jeweiligen Charaktere allesamt sehr gekonnt.

D 2011 - 58 Minuten Regie Wolfgang Eißler Genre: Märchenfilm Darsteller: Carlo Ljubek, Inez Bjørg David, Dieter Hallervorden, Andreas Schmidt, Ruth Glöss, Janina Flieger, Luise von Finckh
D 2011 – 58 Minuten
Regie Wolfgang Eißler
Genre: Märchenfilm
Darsteller: Carlo Ljubek, Inez Bjørg David, Dieter Hallervorden, Andreas Schmidt, Ruth Glöss, Janina Flieger, Luise von Finckh

Platz 10: Väterchen Frost / Abenteuer Im Zauberwald (OT: Морозко)

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Kommen wir zu einer weiteren, besonders adventstauglichen Geschichte, die allerdings zur Abwechslung einmal nicht aus der Feder mitteleuropäischer Märchensammler stammt, sondern ausschließlich Figuren aus mehreren, slawischen Überlieferungen beinhaltet. Die Geschichte um die Sympathie erweckende Jungfer Nastjenka, welche von ihrer Stiefmutter tyrannisiert wird und schließlich durch viele Irrungen bis zu Väterchen Frost gelangt und dort in Iwan die Liebe findet, ist gespickt von einigen Nebensträngen, in denen viele märchenhafte, quirlige Charaktere auftreten. Insbesondere die Hexe „Baba Jaga“ ist, wohl auch deshalb, weil sie von einem Mann verkörpert wurde, zum Schreien skurril und zu Recht eine feste Größe in Märchen aus der ehemaligen Sowjetunion. Der Film mit zwei Titeln zeichnet sich vor allem durch die elegante Einbeziehung von Elementen aus der Natur aus, eine künstlerische Melancholie, die ansprechende Bebilderung der Lebensbedingungen im alten, ländlichen Russland sowie eine nachvollziehbare, nichtsdestotrotz effektvolle und gleichermaßen moralische Gegenüberstellung von „Gut“ und „Böse“ aus. Dagegen fällt der gelegentliche Hang zur Überdrehtheit, beispielsweise durch Gesänge der Räuber, wegen der malerischen Bilder nicht allzu stark ins Gewicht, weswegen er Kindern wie Erwachsenen zur Weihnachtszeit viel Freude bereiten dürfte.

UDSSR 1964 - 82 Minuten Regie: Alexander Rou Genre: Märchenfilm Darsteller: Alexander Chwylja, Natalja Sedych, Eduard Isotow, Inna Tschurikowa, Pawel Pawlenko, Wera Altaiskaja, Georgi Milljar, Anatoli Kubazki, Tatjana Peltzer
UDSSR 1964 – 82 Minuten
Regie: Alexander Rou
Genre: Märchenfilm
Darsteller: Alexander Chwylja, Natalja Sedych, Eduard Isotow, Inna Tschurikowa, Pawel Pawlenko, Wera Altaiskaja, Georgi Milljar, Anatoli Kubazki, Tatjana Peltzer

Platz 9: Der Ring Des Drachen (OT: Desideria E L’Anello Del Drago)

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„Desideria E L’Anello Del Drago“ – so der Originaltitel – entstammt einer uralten, italienischen Sage und schildert die Vita zweier Prinzessinnen, die nicht nur um denselben Mann, sondern auch um die Gunst ihres strengen Vaters buhlen. Desideria wird dabei als leibliches Kind benachteiligt, während das Findelkind Selvaggia, Nachkommin eines verfluchten Zauberers, sich ihren Weg zur Macht des Drachenrings mit allerlei Magie erkämpfen will und nicht davor zurückschreckt, ihre Stiefschwester zu denunzieren und schließlich vom Hofe zu vertreiben… Sowohl aufgrund der ausgedehnten Laufzeit des Zweiteilers als auch bezüglich einer schier unfassbaren Opulenz und fremdartigen Ästhetik, was Kostüme und Kulissen anbetrifft, unterscheidet sich „Der Ring des Drachen“ stark von den meisten Märchen aus deutschen Landen. Zu empfehlen ist dieser ab einer Altersstufe von etwa 10 Jahren, da die Zusammenhänge doch recht vielschichtig und unter anderem das Ritterturnier und das Auftreten verschiedener unmenschlicher Kreaturen verhältnismäßig düster inszeniert wurden. Zudem hat man eine Handvoll Sequenzen ein bisschen zu ausufernd gestaltet, was aber durch die Vermittlung verschiedenster Tugenden, die reflektierte Charakterbeleuchtung der „Guten“ und der „Bösen“ und die berauschenden, ungemein metaphorischen Bilder wieder wettgemacht werden konnte. Darüber hinaus müssen die zwischen Emotionalität und Mystik schwankenden Klänge als kleine Sensation bezeichnet werden. Mit einer brillant agierenden Sophie von Kessel, Anna Falchi, Karl Roden und Franco Nero ist die Verfilmung unter der Regie von Lamberto Bava, der auch für die ebenso gelungene, zehnteilige Miniserie „Prinzessin Fantaghirò“ (Wie habe ich Brigitte Nielsen in der maßgeschneiderten Rolle der Schwarzen Hexe geliebt!) verantwortlich war, zu der es überdies vielfache, teils weiterentwickelte Parallelen gibt, ein unkonventioneller, international starbesetzter Film gelungen, dessen Endszene mich noch heute aufgrund ihrer Ausdruckskraft zu Tränen rührt.

IT 1994 - 180 Minuten Regie: Lamberto Bava Genre: Märchenfilm / Abenteuer Darsteller: Anna Falchi, Joel Beeson, Sophie von Kessel, Franco Nero, Billie Zöckler, Ute Christensen, Karel Roden, Stefania Sandrelli
IT 1994 – 180 Minuten
Regie: Lamberto Bava
Genre: Märchenfilm / Abenteuer
Darsteller: Anna Falchi, Joel Beeson, Sophie von Kessel, Franco Nero, Billie Zöckler, Ute Christensen, Karel Roden, Stefania Sandrelli

Platz 8: Hänsel & Gretel (OT: Hans And Gretel)

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Israel unternahm in Kooperation mit den Vereinigten Staaten Ende der 80er den Versuch, sich in Eigenregie der bekanntesten Volksmärchen anzunehmen. Mit „Hänsel & Gretel“ kann nur ein einziger von ihnen kann aus meiner Sicht als gelungen bezeichnet werden, was nicht nur an der stellenweise wortgetreuen Nähe zum Original, liegt, sondern gleichermaßen an der Einsetzung plausibler Neuschöpfungen. So werden die Geschwister nicht ausgesetzt, sondern von ihrer (in dieser Version noch lebendigen) Mutter zum Beerensammeln geschickt. Primär sind es soziale Faktoren, also der stärkere Fokus auf die Armut der Holzfällerfamilie, die der Geschichte mehr lebensweltliche Substanz verleihen. Zudem muss man eingestehen, dass vor allem die Mär von der kannibalistischen Hexe in ihrer ursprünglichen Fassung wirklich einen Zahn zu furchteinflößend für Kinderaugen ist, doch in dieser Adaption wurde der Thematik angemessen begegnet, das heißt der Mittelweg zwischen Sensibilität und wohldosierter Musikalität in Kontrast zu einer leichten Schaurigkeit eingeschlagen. Die Kameraarbeit fotografiert die Tiefen des Waldes effektvoll und mit den Kulissen hat man es weder über- noch untertrieben, obschon das liebevoll gestaltete Pfefferkuchenhaus für kleine Zuschauer sicherlich einem wahr gewordenen Traum entsprechen dürfte. Lediglich eine nicht ideal dialogisierte, kurze Phase der Langatmigkeit in der Mitte des Films kann bemängelt werden, das Ensemble gibt jedoch sein Möglichstes. Im Ernst: Kann es etwas Gewinnbringenderes geben als eine Oscarpreisträgerin (!) in der Rolle der bitterbösen, zutiefst ironisch gezeichneten Hexe, welche die Kinder nicht kochen, sondern zu Lebkuchen verarbeiten lassen will? Cloris Leachman ist das uneingeschränkte Highlight der Variante, doch auch die sympathischen Kinderdarsteller nebst David Warner als besorgter Vater sind sehr sehenswert.

IL / USA 1987 - 84 Minuten Regie: Len Talan  Genre: Märchenfilm Darsteller: Hugh Pollard, Nicola Stapleton, Emily Richard, David Warner, Cloris Leachman, Eugene Kline, Warren Feigin, Susie Miller
IL / USA 1987 – 84 Minuten
Regie: Len Talan
Genre: Märchenfilm
Darsteller: Hugh Pollard, Nicola Stapleton, Emily Richard, David Warner, Cloris Leachman, Eugene Kline, Warren Feigin, Susie Miller

Platz 7: Die Geschichte Vom Kleinen Muck

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Wilhelm Hauffs verfilmte Erzählung, eine der ersten Großproduktionen der DDR, über einen im Orient lebenden buckligen Jungen, der sich auf der Suche nach einem Händler begibt, der angeblich das Glück verkauft, dabei zum Oberleibläufer des Sultans wird und als greiser Mann den hänselnden Kindern seiner Stadt von diesen Erlebnissen berichtet, gilt heute sogar in Übersee als Geheimtipp des europäischen Kinderfilms – und das völlig zu Recht! Wohl keine andere Produktion des Jahrzehnts wartet mit vergleichbar detailverliebten und sehr prunkvollen Dekorelementen auf, die allesamt in den Studios in Babelsberg entstanden sind und angesichts der vortrefflichen Widerspiegelung von morgenländischem Flair nicht nur die Augen der Kleinsten erstrahlen lassen. Viel lehrreicher und symbolistischer könnte ein Märchen kaum sein, zudem finden wir gleichermaßen hervorragend verkörperte Charaktere guten wie garstigen Naturells vor – allen voran die bemerkenswerten, zueinander passenden Auftritte der beiden Darsteller, welche die Titelfigur in unterschiedlichen Lebensaltern verkörpern. Außerdem ziehen fantasiereiche Artefakte wie verzauberte Schuhe, ein Goldschatz sowie Feigen, die dem, der sie konsumiert, Eselsohren verschaffen, das Interesse besonders an. Stilistische Merkmale wie Kamera, Tricktechnik, Filmmusik und die allgemeine Dramaturgie greifen überdies nahezu perfekt ineinander. Wenngleich stellenweise eine Spur zu behäbig beziehungsweise überlang, muss „Die Geschichte Vom Kleinen Muck“ nicht zuletzt als zeitlose, Werte vermittelnde Parabel auf die wahre Bedeutung von Freundschaft und die Unwichtigkeit von materiellen Gütern angesehen werden, aus der selbst die heutige Gesellschaft wichtige Erkenntnisse ziehen könnte, sofern sie denn möchte.

DDR 1953 - 100 Minuten  Regie: Wolfgang Staudte Genre: Märchenfilm Darsteller: Thomas Schmidt, Johannes Maus, Friedrich Richter, Trude Hesterberg, Alwin Lippisch, Silja Lesny, Heinz Kammer, Charles Vogt, Gerhard Hänsel, Wilhelm Holtz
DDR 1953 – 100 Minuten
Regie: Wolfgang Staudte
Genre: Märchenfilm
Darsteller: Thomas Schmidt, Johannes Maus, Friedrich Richter, Trude Hesterberg, Alwin Lippisch, Silja Lesny, Heinz Kammer, Charles Vogt, Gerhard Hänsel, Wilhelm Holtz

Platz 6: Die Schneekönigin (OT: Снежная королева)

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Zu den ganz großen Würfen der russischen Filmkultur zählt ein Märchen, das perfekt in die in diesjährig wohl etwas schneereichere Wintersaison passt und auf die ich mich jedes Jahr gleichermaßen freue. Zwar wurde Hans Christian Andersens Idee, dass Gerda und Kay Nachbarskinder sind, abgeändert und der Junge mithilfe einer Spiegelscherbe eine Gefühlskälte entwickelt durch einen Kuss der Schneekönigin ersetzt, doch ansonsten hielt man sich in den grundlegenden Handlungsabläufen, abgesehen von einigen hinzugefügten Personen wie einem Märchenerzähler, an das 1844 erstveröffentlichte Original. Gerda begibt sich auf den Weg in den hohen Norden zum Eispalast, um Kay in die Heimat zurückzuholen. Auf der Reise begegnet sie zwei Raben, landet in einem Schloss und wird von feierwütigen Räubern gefangen genommen, bis sie schließlich mithilfe eines Rentiers inmitten der Kälte weiterziehen kann. Die Inszenierung hält sowohl äußerst amüsante Momente für den Zuschauer bereit – so ist der Räuberhauptmann im konkreten Fall eine Frau – als auch solche voller Tragik und Nachdenklichkeit im typischen Stil des dänischen Schriftstellers. Ich gebe zu, dass der Versuch, Animationseffekte einzusetzen, nicht vollends gelang, doch dafür finden wir eine liebevoll bebilderte Geschichte, die zweifelsohne nicht nur bestens dafür prädestiniert ist, um das Herz von Kay wieder zu erwärmen. Dazu trägt auch die Synthese von warmherzigen Fabelwesen, eindrucksvollen Szenerien sowie sehr bunten Kostümen als direkter Gegenpol zur allgegenwärtigen Kälte des bevorstehenden, mit passenden Klängen unterlegten Finales bei. Besonders markant und authentisch agiert Natascha Klimowa in der Rolle der eiskalten Herrscherin über den Nordpol, doch auch das übrige, aus russischen Theaterakteuren bestehende Ensemble trägt zum gesamtheitlichen Erfolg des sowjetischen Werkes entscheidend bei. Bemerkenswert ist die für vermittelte Intention, dass uns manchmal schlicht und ergreifend nichts unmöglich erscheinen darf. Immer wieder sehenswert!

UDSSR 1967 - 85 Minuten Regie: Gennadi Kasanski Genre: Märchen Darsteller: Jelena Proklowa, Slawa Zjupa, Natascha Klimowa, Nikolai Bojarksi, Waleri Nikitenko, Jewgeni Leonow, Olga Wiklandt, Era Siganschina, Irina Gubanowa
UDSSR 1967 – 85 Minuten
Regie: Gennadi Kasanski
Genre: Märchen
Darsteller: Jelena Proklowa, Slawa Zjupa, Natascha Klimowa, Nikolai Bojarksi, Waleri Nikitenko, Jewgeni Leonow, Olga Wiklandt, Era Siganschina, Irina Gubanowa

Platz 5: Das Feuerzeug

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Auch der bereits angesprochene dänische Landsmann Andersen ist ein Autor, der uns ein ganzes Sammelsurium an prächtigen Märchen hinterlassen hat. Verglichen mit den Geschichten der Grimm’schen Geschwister zeichnen sie sich oft durch eine tiefempfundene Traurigkeit aus, denn beispielsweise enden „Das Mädchen Mit Den Schwefelhölzern“ und „Die Kleine Meerjungfrau“ im Original äußerst tragisch. Im Falle von „Das Feuerzeug“ fehlt zwar ebendieses schicksalhafte Element, dennoch liebe ich die aufwendige DEFA-Variante bis heute abgöttisch. In dieser steht ein gutherziger Soldat im Mittelpunkt, der durch eine Waldhexe, drei überlebensgroße Hunde und einen Fidibus zu unverhofftem Reichtum kommt. In der Residenzstadt des Königs angekommen, setzt er sich das Ziel, die Prinzessin aus ihrem goldenen Käfig zu befreien und unterstützt zudem freimütig die Armen, lässt sich allerdings zunehmend von drei Adligen ausbeuten… Die Geschichte ist originell, sprüht vor Wortwitz und mutet insofern zeitlos an, als dass nahezu jeder mit dem Umstand vertraut sein dürfte, von falschen Freunden ausgenutzt zu werden. Sicherlich mag die (bewusst) überspitzte Darstellung der Reichen im Spiegel der Unbarmherzigkeit einen leicht sozialistischen Touch in sich tragen, allerdings geschah dies in angemessen kindgerechter und auf jede Epoche übertragbarer Dimension. Die Aufnahmen entstanden im malerischen Quedlinburg und führen einem, verbunden mit ständetypischen Kostümen und genauen Personenzeichnungen das Stadtleben der frühneuzeitlichen Epoche visuell und inhaltlich in all seinen Facetten hervorragend vor Augen, gleichermaßen werden phantasievolle Formalien nie völlig zur Seite gedrängt. Vor allem dem zeitlebens an Alkoholismus leidenden Rolf Ludwig, der zwanzig Jahre später erneut eine Märchenrolle annahm und darin ironischer Weise stets „ein Körnchen“ verlangte, merkt man die Spielfreude in jeder Sekunde an. Doch auch Heinz Schubert, den meisten besser bekannt als „Ekel-Alfred“ glänzt als arroganter Geizhals, ferner muss der Charakter- und Volksschauspieler Fritz Schlegel mit lobenden Worten bedacht werden. Garniert wird das Ganze mit einem wunderschönen Happy-End und einer präsenten Sittsamkeit. Rundum schön!

DDR 1959 - 83 Minuten Regie: Siegfried Hartmann Genre: Märchenfilm Darsteller: Rolf Ludwig, Heinz Schubert, Fritz Schlegel, Barbara Mehlan, Hans Fiebrandt, Maria Besendahl, Senta Bonacker, Rolf Defrank, Hannes Fischer, Bella Waldritter, Johannes Maus
DDR 1959 – 83 Minuten
Regie: Siegfried Hartmann
Genre: Märchenfilm
Darsteller: Rolf Ludwig, Heinz Schubert, Fritz Schlegel, Barbara Mehlan, Hans Fiebrandt, Maria Besendahl, Senta Bonacker, Rolf Defrank, Hannes Fischer, Bella Waldritter, Johannes Maus

Platz 4: König Drosselbart

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„Ach, ich armes Mädchen zart! Hätt’ ich genommen den König Drosselbart.“ Dies ist der wohl bekannteste Vers aus einem der ältesten Kinder- und Hausmärchen, in dessen Zentrum eine hochmütige Königstochter steht, die all die um sie werbenden Fürsten und Edelleute herablassend behandelt, so auch einen Regenten, den sie aufgrund seiner Kinnform verächtlich „König Drosselbart“ betitelt. Der Lage überdrüssig, verheiratet ihr Vater sie schließlich mit einem Spielmann, mit dem sie fortan in Mittellosigkeit lebt, den Unterhalt mithilfe des Töpferhandwerks und als Küchenhilfe verdienen muss und dabei ihr Fehlverhalten nach und nach einsieht. Im konkreten Falle hielt sich die DEFA nahezu eins zu eins an die Vorlage von – wie sollte es anders sein – Wilhelm und Jacob Grimm. Besonders greifbar und bildlich glückten dabei die filmische Zeichnung des mittelalterlichen Markttreibens und die stilistische Kontrastierung von sozialen Schichten mithilfe adretter Kostüme, wobei die poetische Inszenierung aufgrund der auffallend reduzierten Szenenbilder einen bühnengerechten Charakter bewahrt und sich stattdessen nachhaltig auf den pädagogischen Aspekt, dass Arroganz einem selten zum Vorteil gereicht, konzentriert. Die reizvolle, nachfühlbare und gegenwartsbezogene Reifung der Hauptfigur sowie authentische Schauspielleistungen von Karin Ugowski und Manfred Krug, zwischen denen die Chemie einfach stimmte, tragen den ideal-langen Film. Letztlich sorgen auch Marianne Wünscher als Obstverkäuferin und die ausnahmslos komödiantischen Freier für ein altersübergreifendes Vergnügen, sodass man das Fehlen von magischen Wesen keinesfalls vermisst.

DDR 1965 - 74 Minuten Regie: Walter Beck Genre: Märchenfilm Darsteller: Karin Ugowski, Manfred Krug, Martin Flörchinger, Evamaria Heyse, Helmut Schreiber, Gerd Schäfer, Manfred Heine, Klaus Piontek, Bruno Carstens, Marianne Wünscher
DDR 1965 – 74 Minuten
Regie: Walter Beck
Genre: Märchenfilm
Darsteller: Karin Ugowski, Manfred Krug, Martin Flörchinger, Evamaria Heyse, Helmut Schreiber, Gerd Schäfer, Manfred Heine, Klaus Piontek, Bruno Carstens, Marianne Wünscher

Platz 3: Das Tapfere Schneiderlein

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Wir betreten das Siegertreppchen und stoßen dabei – Wunder über Wunder! – erneut auf eine altbekannte, epische Erzählung der Grimm-Brüder, die in deren Gesamtausgabe mit der Nummer 20 gekennzeichnet ist, und zwar „Das Tapfere Schneiderlein“. Anhand der Geschichte um den gewitzten, kleinen Schneidergesellen, der es nicht nur mit Fliegen und dem verlogenen König Griesgram, sondern auch mit zwei Riesen, einem Einhorn und einem Wildschwein aufnimmt, zeigt sich insbesondere, dass viele bekannte Redewendungen direkt aus alten Sagen stammen. Den Spruch „Sieben Auf Einen Streich“ hätte es ohne die Nennung im Märchen vermutlich nicht gegeben… Die Adaption, welche mittlerweile beinahe sechzig Jahre auf dem Buckel hat, reiht sich ein nicht nur in die Liste unzähliger DEFA-Klassiker ein, sondern übertrifft die meisten wegen seiner erzählerischen und gestaltungsbezogenen Raffinesse noch bei Weitem. Vielfältige Bauten und farbenprächtige Bekleidungen für alle Mitwirkenden, seien sie nun menschlicher Art oder nicht, dominieren die akribisch aufgezogene, optische Sphäre und bereiten – wie auch die hörenswerten Kompositionen und Pfeifsolos – jedes Mal aufs Neue Spaß. Durch die verschiedenen Mission des Schneiders wird die Spannung bis zum Schluss gewahrt, welche aber stets von überaus lustigen, ideal platzierten Sequenzen und einer Prise an Romantik durchzogen wird. Herzstück des Ganzen ist die durch und durch humoristische Darstellung von Kurt Schmidtchen in der Titelrolle, welcher später neben Dieter Hallervorden in vielen Sketchen mitwirkte. Das übrige Theater-Ensemble harmonierte, speziell gemessen an der Art des Genres, ebenfalls und fand sich in die divergierenden Rollenmuster perfekt ein, was man unter anderem an der Schüchternheit der Kammerzofe, der tückischen Prinzessin „Liebreich“ und der Arroganz des Prinzen „Eitel“, gespielt von Horst Drinda, sehen kann, jedoch auch an den grotesken Riesen. Bis in die Nebenrollen wurde hier hervorragend besetzt, sodass sich jede menschliche Charaktereigenschaft in einem der Protagonisten wiederfinden lässt. Ein heiteres Märchen, das man sich kurz vor Weihnachten nicht entgehen lassen sollte!

DDR 1956 - 83 Minuten Regie: Helmut Spieß Genre: Märchenfilm Darsteller: Kurt Schmidtchen, Fred Kronström, Gisela Kretzschmer, Horst Drinda, Christel Bodenstein, Wolf Kaiser, Gerhard Frei, Fred Mahr, Gerd Henneberg, Helene Riechers
DDR 1956 – 83 Minuten
Regie: Helmut Spieß
Genre: Märchenfilm
Darsteller: Kurt Schmidtchen, Fred Kronström, Gisela Kretzschmer, Horst Drinda, Christel Bodenstein, Wolf Kaiser, Gerhard Frei, Fred Mahr, Gerd Henneberg, Helene Riechers

Platz 2: Frau Holle (OT: Perinbaba)

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Ganze drei Mal konnten sich verschieden geartete Verfilmungen über das berühmte Mütterchen, welches laut Wortlaut der Gebrüder Grimm nicht nur für den Schneefall auf Erden sorgt, sondern auch auffallend große Zähne besitzt, in meiner persönlichen Top-20 platzieren. Die Silbermedaille geht jedoch an die aus meiner Sicht mit Abstand gelungenste, was diesmal jedoch witzigerweise einer auffallend hohen Abweichung von üblichen Konventionen zu schulden ist. Die ursprünglichen Grundzüge wie die familiäre Konstellation der „Goldmarie“ namens Elisabeth wurden zwar beibehalten, dennoch konzentrierten sich die Tschechoslowaken besonders fokussiert auf Motive aus slawischen Sagen. So fungiert die Gevatterin Tod als düstere Gegenspielerin von Frau Holle, sodass Heranwachsende obendrein auf sanfte Art mit dem Thema „Tod“ konfrontiert werden, dem Märchenstoff infolgedessen nicht nur auf rein amüsanter Ebene begegnet wurde. Mit dem jungen Jacob gelangt eine weitere Figur zeitweilig in himmlische Gefilde, die – solange sie sich in der Gegenwart von Frau Holle befindet – keinen einzigen Tag altert, rasch jedoch die Sehnsucht entwickelt, in die irdische Welt zurückzukehren. Gerade dies empfinde ich als sehr originelle, substantielle Idee. Für ein vorschulisches Publikum wurde dieser Film sicherlich gar nicht gemacht, dafür sind die dramatischen, emotionalen Momente und die komplexe, metaphorische Handlung ein wenig zu anspruchsvoll, doch älteren Kindern kann die elegant inszenierte Legende dabei helfen, ein Urteilsvermögen zu entwickeln und sich fortan von ihren Herzen leiten zu lassen. Zudem gefielen mir die schneebedeckten Landschaften, weitschweifige Kameraperspektiven, die entweder melancholischen oder aber volkstümlichen Klänge und der symbolhafte Kontrast zwischen dem farbenfrohen Domizil der Wettermacherin und der reduziert ausgestatteten Menschenwelt als Gestaltungsmittel extraordinär gut. Die Protagonistin wiederum wurde von der zweifach für einen BAFTA nominierten Italienerin Giulietta Masina eindrucksvoll und sehr herzenswarm verkörpert – eben so, wie man sie sich anhand des Märchentextes immer vorgestellt hat. Des Weiteren hätten die bösartige Stiefmutter samt ihrer leiblichen Tochter nicht unsympathischer gespielt werden können, während die zarte, einer Prüfung unterzogene Liebesgeschichte zwischen Jacob und Elisabeth vollends authentisch, aber nicht kitschig wirkt. Was bleibt, ist eine grandiose und legitime Weiterentwicklung der allseits bekannten Geschichte, die Frau Holle selbst nicht nur eine meteorologische Funktion zukommen lässt, sondern sie als gerechtes und fürsorgliches Bindeglied kennzeichnet. Fantastisch!

ČSSR 1985 - 90 Minuten Regie: Juraj Jakubisko Genre: Märchenfilm Darsteller: Giulietta Masina, Tobias Hoesl, Petra Vančíková, Soňa Valentová, Pavol Mikulík, Milada Ondrašíková, Valerie Kaplanová, Karel Effa
ČSSR 1985 – 90 Minuten
Regie: Juraj Jakubisko
Genre: Märchenfilm
Darsteller: Giulietta Masina, Tobias Hoesl, Petra Vančíková, Soňa Valentová, Pavol Mikulík, Milada Ondrašíková, Valerie Kaplanová, Karel Effa

Platz 1: Das Singende, Klingende Bäumchen

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Mein persönlicher Spitzenreiter genießt zweifelsohne nicht den globalen Bekanntheitsgrad wie „Schneewittchen“ oder „Aschenputtel“ und findet auch in den meisten Märchenbüchern nahezu nie Berücksichtigung, was vordergründig daran liegen dürfte, dass es sich bezogen auf seinen literarischen Ursprung nur um ein unvollendetes Fragment der Gebrüder Grimm handelt. Nichtsdestotrotz ist unter Aufsicht der DEFA vor nunmehr 57 Jahren ein einzigartiges Märchen entstanden, das schlichtweg alles hat: Aufwendige Sets voller liebevoller Details und Farbenpracht, herrlich eingesetzte Klänge, eine tiefgreifende, konsequente und nuanciert melancholische Symbolik, der perfekte Bösewicht in Form eines von Richard Krüger besonders niederträchtig verkörperten Zwerges und nicht zuletzt mit Christel Bodenstein, Eckart Dux und Charles Vogt erstklassige, charismatisch und glaubhaft agierende Theaterdarsteller in den Hauptrollen. „Das Singende, Klingende Bäumchen“ erzählt die Geschichte einer zutiefst hochnäsigen Prinzessin, die von einem ihrer Freier verlangt, einen sagenumwobenen Wunderbaum als Brautgeschenk zu erhalten, der nur dann singt, wenn die Umworbene wahrhafte Liebe empfindet. Zwar erhält der Prinz das Kleinod nach langer Suche vom Herrn des Zauberreichs, dennoch scheitert er an dessen Bedingung und wird dadurch in einen Bären verwandelt. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten… Sicherlich mögen vereinzelte Trickeffekte mittlerweile etwas in Jahre gekommen sein, doch das ändert nichts daran, dass die offenbarte Moral, viele märchenhafte Tiere sowie insbesondere die Entwicklung der Protagonistin, die schrittweise zur Liebenswürdigkeit findet und sich dabei ihre Schönheit zurückverdient, einfach fabelhaft für Sprösslinge im Kindergarten- und Schulalter sind, jedoch auch das Herz eines älteren Märchenliebhabers – und dazu zähle ich mich vollends – förmlich aufspringen lässt. Vielleicht mag die Höchstwertung dem ein oder anderen übertrieben erscheinen, doch ich hingegen bin der Meinung, dass sich ein liebevoll gedrehter, fantastisch besetzter und vor allem sehr lehrreicher und vielfach deutbarer Film, der mich seit fast zwanzig Jahren durch das Leben begleitet, diese Benotung redlich verdient hat. Der zeitlose Klassiker ist aus meiner Sicht der mit Abstand beste, jemals entstandene Genrevertreter und obendrein eine Perle des ostdeutschen Kinos! Unbedingt anschauen!

DDR 1957 - 73 Minuten Regie: Francesco Stefani Genre: Märchenfilm Darsteller: Christel Bodenstein, Eckart Dux, Charles Vogt, Richard Krüger, Dorothea Thiesing, Fredy Barten, Egon Vogel, Günther Polensen
DDR 1957 – 73 Minuten
Regie: Francesco Stefani
Genre: Märchenfilm
Darsteller: Christel Bodenstein, Eckart Dux, Charles Vogt, Richard Krüger, Dorothea Thiesing, Fredy Barten, Egon Vogel, Günther Polensen

Ich wünsche euch allen eine herrliche, segensreiche sowie besinnliche, möglichst stressarme und nunmehr noch drei Wochen andauernde und vielleicht ja von dem einen oder anderen Märchenfilm durchzogene Adventszeit! 🙂

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