James Bond 007: Spectre (OT: Spectre)

Spectre

Daniel Craig schlüpft zum 4. Mal in die Titelrolle des bereits 24. Beitrags umfassenden Franchises im Dienste seine Majestät und wird mit einer Nachricht aus seiner Vergangenheit konfrontiert, die Bond zu einer zwielichtige Organisation namens SPECTRE führt, während M damit beschäftigt ist den SECRET SERVICE ins rechte Licht zu rücken, nachdem James aufgrund tödlicher Zwischenfälle in Mexiko den MI6 in seiner Existenz gegenüber der britischen Regierung in Gefahr bringt…

Nachdem „Casino Royale“ der Bond-Reihe realistischere und härtere Impulse, nahe eines Jason Bourne gegeben hatte und „Skyfall“ die Messlatte immens hoch gelegt hatte, war es für Regisseur Sam Mendes und sein Team natürlich schwer seinen Vorgänger zu toppen, aber folgend möchte ich aufzeigen, warum „Spectre“ im Grunde weit hinter den genannten Vorgängern liegt.

Mit „Casino Royale“ hat man angefangen eine durchgehende Geschichte rund um die Organisation Quantum kreieren, doch leider entpuppte sich „Ein Quantum Trost“ als einer der schwächsten Bondfilme des gesamten Kanons, so dass die Produzenten in „Skyfall“ keine Bezüge mehr zum Vorgänger aufwiesen ließen. Warum man jedoch versucht in „Spectre“ nicht nur Bezüge zu den 3 Craig-Filmen herzustellen, sondern zu nahezu allen Klassikern der Reihe, klingt nur in der Theorie nach einem Unterfangen, welches Bond-Herzen hätte höher schlagen können. Leider wirkt die ganze Verknüpfungsthematik mit Oberhauser viel zu konstruiert um nur ein Hauch realistisch wirken zu können. Inhaltlich sei hier auch gar nicht mehr verraten, die „Spectre“ gesehen haben wissen ohnehin worauf hier angespielt wird bzw. weiß man nach dem Trailer eigentlich schon worauf abgezielt wird, so dass der erhoffte „Aha-Effekt“ sowieso ausfällt!
Aber nicht nur inhaltlich sollte es Rückbezüge geben, auch formell. Der augenzwinkernde Humor ist wieder vermehrt allgegenwärtig, welches im Grunde etwas Positives darstellt, zur Neuausrichtung eines Daniel Craigs bezüglich der Figur aber mitunter etwas befremdlich wirkt. Charme hatten hingegen Reminiszenzen wie die Action/Kampfszenen im fahrenden Zug oder Eins-zu-Eins-Sequenzen aus vergangenen Bonds mit Connery, Moore, Lazenby und sicherlich auch Dalton und Brosnan. Hinzu kommt eine solide Kameraarbeit von Hoyte van Hoytema, der sich deutlich an Roger Deakins „Skyfall“ orientiert, jedoch die Verwendung des Grauschleiers mitunter etwas überstrapazierte (für meinen Geschmack). Die Actionsequenzen sind ebenfalls solide und werden durch Thomas Newmans adrenalinreichen Score veredelt, aber auch zum Teil überdramatisiert, wenn man genau darauf achtet, denn mit der Action wird in „Spectre“ schon eher gegeizt, um nicht zu sagen, dass dieser Bond ungewohnt geschwätzig daherkommt und sehr viel Zeit verwendet wird von Lokation zu Lokation zu gelangen.
Was man von der „trauernden Witwe“ Monica Bellucci (u.a. bekannt durch „Bram Stoker´s Dracula“) und Bondgirl „Léa Seydoux“ (herausragend in „Blau ist eine warme Farbe“) halten soll, muss jeder für sich selbst entscheiden. Optisch passen beide gut in den Kanon, wobei Bellucci als ältestes Love-Interest seit Anbeginn der Reihe und Seyoux mit ihrem französich-kindlichen Charme Neuerungen im Bond-Kosmos darstellten.
Der zweifache Oscarpreisträger Christoph Waltz kann erneut einen redefreudigen Bösewicht mimen, bleibt aber hinter den grandiosen Javier Bardem, Gert Fröbe oder Donald Pleasence zurück. Dabei bekommt er eine starke Eröffnungssequenz und gute Dialoge in den Mund gelegt, aber leider auch einen recht schwachen Schlussakt. Eine richtige Bedrohung wollte sich da nicht einstellen und als Urheber all der Schmerzen von James Bond, war mir die Figur und das Motiv in sich nicht befriedigend genug gelöst.

Insgesamt scheiterte „Spectre“ vor allem am Ende ein wenig daran eine flüssige, durchgehende, in sich schlüssige Geschichte zu erzählen und am grandiosen Vorgänger, der in nahezu allen Belangen eine Spur stärker war. Dem Bond-Song von Sam Smith sei meines Erachtens aber Unrecht getan, in dem Opener verbindet er beeindruckend Retroelemente mit tiefsitzenden Sehnsüchten – ideal für das Leitmotiv dieses Bond-Abenteuers, welches auch in der „Liebesszene“ wieder aufgenommen wird. „Spectre“ ist solide Kost mit sehr guten Ansätzen, aber durch die vielen Kritikpunkte, die auch in Diskussionen immer dieselben waren, bleibt er dann doch an den hohen Erwartungen etwas zurück. Schade, aber für eins oder zwei Sichtungen durchaus geeignet. An ähnlich gelagerten Agentenfilmen a la „Kingsman“ oder „Codename U.N.C.L.E.“ zieht der neuste Bond aber dann doch den Kürzeren.

USA / UK 2014 - 90 Minuten Regie: Isabel Coixet Genre: Tragikomödie / Melodram Darsteller: Patricia Clarkson, Ben Kingsley, Grace Gummer, Jake Weber, Sarita Choudhury, John Hodgman, Samantha Bee, Matt Salinger, Daniela Lavender, Michael Mantell
USA 2015 – 148 Minuten
Regie: Sam Mendes
Genre: Action, Adventure
Darsteller: Daniel Craig, Léa Seydoux, Monica Belucci, Christoph Waltz, Ralph Fiennes, Ben Whishaw, Naomi Harris, Dave Bautista, Andrew Scott
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