By The Sea

In ihrer dritten Regiearbeit dreht Angelina Jolie Pitt zum ersten Mal nach Mr. & Mrs. Smith wieder mit Ehemann Brad Pitt, verleiht ihrer Studie einer Ehe einen europäischen Touch, trift aber kaum die richtigen Töne. Woran das gelegen hat, erfahrt ihr in meiner Review.

Nach dem ausbleibenden Regen von Oscar-Nominierungen im letzten Jahr für Unbroken – nur die sichere Nominierung für die Kamera von Roger Deakins, sowie der Ton und der Tonschnitt wurden bedacht – ging Angelina Jolie Pitt wieder nach Europa, wo sie bereits In the Land of Blood and Honey drehte. Im Gepäck dabei: Ehemann Brad Pitt, Mélanie Laurent (Inglourious Basterds), Melvil Poupaud (Laurence Anyways) und Niels Arestrup (Diplomatie) in Nebenrollen und die im Kern simple Geschichte eines Paares das im Frankreich der 70er-Jahre in einem Hotel eines Küstenstädtchens landet. Dazu Bilder von Christian Berger (Oscar-Nominierung für Das weiße Band – Eine deutsche Kindergerschichte, sowie Caché, die er beide für Michael Haneke schoss) und einen Score von Gabriel Yared (Oscar für Der Englische Patient). Klingt nach starken europäisch angehauchten Autorenkino im Stile von eben Michael Haneke oder Kammerspiele wie Der Gott des Gemetzels oder Venus im Pelz von Roman Polanski.

Leider ist das von Mrs. Jolie Pitt ebenfalls geschriebene Drehbuch ein rührseliges, langweiliges und sich selbst viel zu ernst nehmendes Stück Selbstbeweihräucherung und die Regieführung ohne jede Kraft; fast so, als wenn Jolie Pitt sich nicht entscheiden konnte ob sie jetzt schauspielert oder dirigiert und am Ende nichts Halbes und nichts Ganzes dabei herauskommt. Dank den stimmigen Bildern von Christian Berger bekommt man zwar etwas für das Auge geboten, aber der Rest dümpelt über knapp 2 Stunden – und damit bestimmt 30 Minuten zu lang – vor sich her: Roland (Brad Pitt) möchte mit seiner Vanessa (Angelina Jolie Pitt) schlafen, diese blockt ab, Roland betrinkt sich in der Bar und heult sich bei dem Barkeeper Michel (Niels Arestrup) im besten Französisch aus – kein Wunder dass der in den USA verrissen wurde: UNTERTITEL-ALARM! – und irgendwann belauscht unser kriesengeplagtes Ehepaar den permanenten Beischlaf der frisch verheirateten Lea (Mélanie Laurent) und François (Melvil Poupaud) durch ein kleines Loch in der Wand. Okay, das ist gelogen: Es ist schon ein fast überdimensionales Loch in der Wand das unmöglich von den beiden Karnickeln unendeckt bleiben konnte. Im Klartext: Jolie Pitt serviert Valium in einer sexy Verpackung.

Schauspielerisch bleibt Jolie Pitt blass wie seit Jahren nicht mehr, während sich ihr Ehemann noch so etwas wie eine Grundmühe abringt und gerade in den Szenen mit Niels Arestrup überzeugen kann; also in den Momenten wenn aus der Schauspielerin Angelina Jolie Pitt endlich mal die Regisseurin Angelina Jolie Pitt wird. Mélanie Laurent und Melvil Poupaud dagegen werden fast vollständig auf die Rolle von Objekten degradiert und erfüllen nur den Zweck einer Projektionsfläche für die Wünsche und kleinen Eitelkeiten der Hollywood-Stars. Dass über all dem ein Story-Twist hängt den man sehr schnell erahnen kann und der keinerlei wirkliche Relevanz hat, außer ein Schulterzucken zu verursachen, sei nur nebenbei erwähnt.

Fazit: Ein enttäuschender und fast ärgerlicher dritter Ausflug von Angelia Jolie Pitt hinter die Kamera der sexy sein möchte, aber nicht mehr als dösende Langeweile hinterlässt.

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