Dahmer – Monster: Die Geschichte von Jeffrey Dahmer

Dahmer - Monster: Die Geschichte von Jeffrey Dahmer, Dahmer - Monster: Die Geschichte von Jeffrey Dahmer - Staffel 1
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Schon als Kind und Jugendlicher war Jeffrey Dahmer (Evan Peters) anders als die anderen. Er fand nicht so recht Anschluss, war oft alleine und verbrachte seine Zeit mit komischen Hobbys wie dem Präparieren toter Tiere. Die Versuche seiner Eltern Lionel (Richard Jenkins) und Joyce (Penelope Ann Miller), ihm eine Richtung zu geben, schlugen fehl. Auch später, als er bei seiner Großmutter Catherine (Michael Learned) lebt, bekommt er sein Leben nicht in den Griff, so sehr sie ihm auch gut zuredet. Dabei ahnen weder seine Familie noch andere, dass der junge Mann nicht einfach nur ein bisschen schräg drauf ist. Vielmehr verbringt er seine Zeit damit, Ausschau nach anderen Männern zu halten, diese zu sich nach Hause zu locken und dort zu ermorden…

Wer sich für True Crime Produktionen interessiert, der wird den Namen Jeffrey Dahmer vermutlich schon kennen, schließlich ist der US-Amerikaner einer der berüchtigsten Serienmörder. Zahlreiche Dokumentationen oder auch Filme haben davon erzählt, wie er mehr als ein Dutzend junger Männer tötete und diese zum Teil aufaß. Entsprechend darf man die Frage stellen: Braucht es da noch eine ganze Serie, um den Horror noch einmal zu erzählen? Können die zehn Folgen etwas aufzeigen, was zuvor nicht sichtbar war?

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Das vielleicht nicht. Aber die von Ryan Murphy und Ian Brennan entwickelte Serie beleuchtet doch einige interessante Aspekte an der Geschichte. Der wichtigste davon ist vermutlich, wie viele Warnzeichen es schon vor der Entdeckung seiner Machenschaften gegeben hat. Eine wichtige Figur in der Hinsicht ist die der Nachbarin Glenda Cleveland (hervorragend: Niecy Nash), welche schon bei vorangegangenen Ereignissen die Polizei informierte. Doch die tat nie besonders viel. Das mag an dem Unbehagen gelegen haben, die Jeffreys Homosexualität bei den Polizisten erzeugte. In anderen Fällen, so wird zumindest in Dahmer – Monster: Die Geschichte von Jeffrey Dahmer stark impliziert, war Rassismus der Grund für die Untätigkeit. Eines seiner Opfer bringt es irgendwann auf den Punkt, dass einem weißen Mann mit zahlreichen Vorstrafen mehr geglaubt wird als einem Schwarzen, der keine hat.

Tatsächlich ist die Serie eine dieser True-Crime-Produktionen, bei denen man sich als Zuschauer bzw. Zuschauerin unentwegt die Haare raufen will, weil so viel von dem Leid, welches Dahmer verursacht hat, hätte verhindert werden können, sofern sich nur jemand gefunden hätte, der sich dafür interessiert. Gleichzeitig erzählt Dahmer – Monster: Die Geschichte von Jeffrey Dahmer von einem jungen Mann, der nie irgendwo hin gehört hat und sich auch deshalb in seinen bizarren und brutalen Vorlieben verlor. Murphy und Brennan versuchen, das Menschliche hinter dem Monster zu finden. An mehreren Stellen wird spürbar, wie sehr sich Jeffrey danach sehnt, von anderen wahrgenommen zu werden und ihnen nahe zu sein. Das erinnert an My Friend Dahmer vor einigen Jahren, das von der schwierigen und einsamen Jugend erzählte, als die Krankheit in ihm sich langsam ausbreitete und er selbst noch Opfer war. Eine tatsächliche Antwort, wie er zu diesem Monster werden konnte, kann man aber auch danach nur ahnen.

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Dennoch ist die Serie sehenswert. So sind einige der Szenen, wenn Jeffrey wieder ein neues Opfer bei sich hat, ungemein spannend geworden. Das Publikum darf an diesen Stellen mitzittern, ob es derjenige wieder lebend aus der Höhle schafft. Andere sind dafür stärker tragisch. Dass beides gleichermaßen gut funktioniert, hat die Serie maßgeblich Evan Peters zu verdanken, der schon bei American Horror Story und Pose mit Ryan Murphy zusammenarbeitete. Er sieht dem berühmten Serienmörder nicht nur äußerst ähnlich, es gelingt ihm vor allem, sowohl das Perfide wie auch das Traurige in seiner Figur herauszuarbeiten. Zusammen mit der wie zu erwarten hochwertigen Optik und Ausstattung gibt es da schon einiges in Dahmer – Monster: Die Geschichte von Jeffrey Dahmer, wofür es sich einzuschalten lohnt. Vor allem die 6. Episode, die sich um den taubstummen Tony (Rodney Burford) dreht ist filmisch, darstellerisch, sowie an Tragik kaum zu überbieten.

Fazit: „Dahmer – Monster: Die Geschichte von Jeffrey Dahmer“ erinnert mal wieder an die Machenschaften des brutalen wie perfiden Serienmörders, der zahlreiche junge Männer zu sich nach Hause lockte, tötete und zum Teil aß. Dabei zeigt die Serie ihn als furchteinflößende, zugleich aber auch tragische Gestalt, die nie Teil der Welt wurde, was vor allem dank Hauptdarsteller Evan Peters sehr gut funktioniert. Das hinterlässt ebenso Eindruck wie die erschreckende Teilnahmslosigkeit der Polizei. Dabei wird der Fall von sehr unterschiedlichen Fascetten durchleuchtet. Nicht jede ist derart gelungen, wie die 6. Folge, aber dennoch ist die Mini-Serie dank ihrer Kurzweiligkeit und dem stark aufspielendem Cast zu empfehlen, von denen Evan Peters und Richard Jenkins bei den kommenden Awardseason hoffentlich bedacht werden.

Folgen-/Wertungsübersicht:

  1. Folge eins (8,0/10)
  2. Alle verlassen mich (8,0/10)
  3. Einen Dahmer machen (7,5/10)
  4. Die Gute-Jungen-Box (8,0/10)
  5. Blut an ihren Händen (8,0/10)
  6. Verstummt (10/10)*
  7. Kassandra (8,0/10)
  8. Lionel (8,5/10)
  9. Das Schreckgespenst (7,5/10)
  10. Gott der Vergebung / Gott der Rache (8,0/10)

Gesamt: 8,1/10

US 2022 – 534 Minuten
Stoffentwicklung: Ryan Murphy & Ian Brennan Regie: Paris Barclay, Carl Franklin, Clement Virgo, u.a.
Genre: Drama 
Darsteller: Evan Peters, Richard Jenkins, Molly Ringwald, Niecy Nash, Dyllon Burnside, Rodney Burford, Shaun J. Brown, Khetphet Phagnasay, Colby French, Brayden Maniago, Scott Paophavihanh, uva.

 

 

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