Don’t Worry, Darling

© New Line Cinema

Uraufgeführt im Rahmen der Filmfestspiele von Venedig, startete vor Kurzem auch in den hiesigen Lichtspielhäusern die gerade einmal zweite Regiearbeit von Olivia Wilde. Diese schildert das Leben in einer projekthaften, hochpolierten Parallelgesellschaft, die dezent an eine Thriller-artige Version von „Die Frauen von Stepford“ erinnert. Die charismatisch und aufwändig inszenierte Produktion wird vor allem durch ein größtenteils aus Newcomern bestehendes Ensemble aufgewertet, aber auch durch den Fokus, der zwischen Kaltschnäuzigkeit, Eleganz, Künstlichkeit und schönem Schein schwankt – und die Gesellschaft somit treffender bebildert, als man per se erwarten würde.

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„Was ist der Feind des Fortschritts?“ – „Chaos.“ Dieser Wortwechsel zieht sich wie ein Manifest durch die zweistündige Laufzeit, welche mit immenser Geduld vom Sittengemälde eines gut situierten Kollektivs zum spannungsreichen Nervenkitzler inmitten einer sektenartigen Gruppierung übergeht, in dem das Misstrauen schrittweise Omnipräsenz erlangt. Die Kameraarbeit von Matthew Libatique erweist sich dabei als absolutes Meisterstück mit immenser Sogwirkung und einem Faible für mimische Regungen. Zwar kann der Soundtrack der optischen Sphäre nicht immer standhalten, doch dies gleicht insbesondere die überragende Performance von Florence Pugh aus. Weiterhin liefert der „Watermelon-Sugar“- Sängers Harry Styles ein beachtliches Schauspieldebüt und auch Chris Pine, den man sonst eher in charmanten Rollen kennt, überzeugt als schmieriges Ekelpaket im Stile eines Scientology-Führers. Bedauerlicherweise zieht insbesondere die Schlussphase die in Summe gelungene Genremischung ein ganzes Stück nach unten, denn sie tritt nach einer Sequenz der Hochspannung reichlich abrupt ein und wirkt unausgegoren.

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Trotz einiger Mankos und einem verhältnismäßig stiefmütterlichen Kritikenspiegel ist in Gestalt von „Don’t Worry, Darling“ ein intelligent entwickelter Thriller entstanden, der mit Sicherheit nicht jedermanns Sache sein dürfte, sich allerdings doppelbödig, aber nicht aufdringlich mit Sexismus und desillusionierenden Beziehungen auseinandersetzt.

USA 2022 – 123 Minuten
Regie: Olivia Wilde
Genre: Psychothriller / Satire / Drama
Darsteller: Florence Pugh, Harry Styles, Chris Pine, Olivia Wilde, Gemma Chan, KiKi Layne, Nick Kroll, Douglas Smith, Dita Von Teese
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