42 – Die wahre Geschichte einer Sportlegende (OT: 42)

42

Erzählt wird von Jackie Robinson (Chadwick Boseman), dem ersten afroamerikanischen Spieler der obersten US-Baseball-Liga. Robinson, der im Krieg als Soldat gekämpft hat, wird 1947 überraschend vom Chef der Brooklyn Dodgers, Branch Rickey (Harrison Ford), engagiert. Und nach einem Test in einer unteren Mannschaft bestreitet er im April des Jahres sein erstes Spiel in der Profiliga – mit der Rückennummer 42. Sein Auftritt, sein Engagement sind ein unglaublicher Tabubruch im angeblich „weißen“ Baseball, den Branch Rickey allerdings gern in Kauf nimmt. Mit schwarzen Spieler möchte der brummige starrköpfige Alte die Popularität des Spiels noch steigern. Ihm gehe es, sagt er, nicht um Schwarz oder Weiß, sondern um grüne Dollarscheine.

Der Film zeigt die ersten sportlichen Erfolge von Jackie Robinson, aber vor allem beschreibt er die erschreckend wirkenden dreckigen Reaktionen auf diesen farbigen Spieler, dem es zunehmend schwer fällt nicht mit körperlicher Gewalt auf die rassistischen Beschimpfungen und Kränkungen zu reagieren. Als ihn dann auch noch ein gegnerischer Trainer während eines Spiels mit wahren Hasstiraden bombardiert, scheint Jackie dem Druck nicht mehr auszuhalten….Robinson und seiner Frau wird der Zugang zu Toiletten verweigert, er wird getrennt von der restlichen Mannschaft untergebracht oder dem ganzen Team wird wegen ihm die Unterbringung in einem Hotel verweigert. Helgeland etabliert die Atmosphäre des ständigen Misstrauens, der Angst und der Wut, in der Robinson leben musste, auf so wirkungsvolle Weise, dass sie sich auf den Zuschauer überträgt: Als ein weißer Mann in Florida auf der Straße mit raschen Schritten auf den schwarzen Sportler zukommt, lässt sich das Schlimmste befürchten. Und wenn der Fremde Robinson dann schließlich seine Sympathie und Bewunderung bekundet, dann werden die ganzen festgefahrenen Meinungen und Vorurteile direkt auf uns zurückgeworfen. Dieses Aufzeigenen festgefahrener Vorurteile ist eine der großen Stärken des Filmes. Ansonst bietet „42“ einen äußerst charismatischen Hauptdarsteller und auch die Nebenfiguren sind allesamt gut besetzt. Besonderes Augenmerk hat Harrison Ford verdient. Er liefert eine seine besten Darstellungen seiner Karriere ab und hätte eine Oscarnominierung verdient, ebenso die hervorragende Ausstattung.

Die Nummer 42 wird in der MLB seit 1997 nicht mehr vergeben, dafür laufen am 15. April, dem Jackie-Robinson-Tag, jeweils sämtliche Spieler mit ihr auf. Diese Art der Ehrung und der Erinnerung zeigt die Symbolkraft, die Robinsons historische Pionierleistung besitzt. Es ist kein Zufall, dass Brian Helgelands Film die Nummer 42 im Titel trägt, denn der Regisseur und Autor, der für seine Mitarbeit am Drehbuch von „L.A. Confidential“ einen Oscar gewann, bringt  genau jene Symbolkraft zum Ausdruck. Er macht mit feinem Gespür für die historischen Umstände die tiefgreifende soziale und nationale Bedeutung des Geschehens genauso deutlich wie seine moralische und menschliche Dimension.

Filme, in denen Baseball eine wichtige Rolle spielt, haben es bei uns an der Kinokasse schwer. Selbst wenn sie mit Stars besetzt sind wie Kevin Costner (Feld der Träume), Tom Hanks (Eine Klasse für sich) oder Brad Pitt (Moneyball). Zu typisch amerikanisch ist diese Sportart und zu unverständlich ist für uns ihr Regelwerk. Dennoch lohnt sich ein Besuch von Brian Helgelands „42“. Er ist nicht nur der erfolgreichste Baseballfilm aller Zeiten, sondern er liefert einen interessanten Einblick in die US-Nachkriegsgeschichte. Und zeigt dabei ganz nebenbei, wie lang und steinig der Weg gewesen ist bis zum ersten schwarzen US-Präsidenten. Top!

Wertung80

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