James Wan schließt mit „Chapter 2“ direkt an den erfolgreichen Vorgänger „Insidious“ an und nutzt den zweiten Teil einer eventuell geplanten Reihe, um die Motive zu vertiefen, zu erklären und die Geschichte weiterzuspinnen. Josh (Patrick Wilson) und Renai (Rose Byrne) haben ihren Sohn wieder, doch zum Alltag zurückzukehren ist noch nicht möglich – die Polizei ist mit dem Klären des Mordfalls in ihrem Haus beschäftigt. Daher ziehen sie vorübergehend zu Großmutter Lambert (Barbara Hershey). Und der Albtraum scheint noch nicht zu Ende zu sein…
Obwohl wir uns in der Gegenwart befinden, wird die Erfindung der Elektrizität kaum genutzt. Menschen, die sich ängstigen, die unheimliche und unbekannte Räume betreten, die vor jemand flüchten, niemand benutzt jemals einen Lichtschalter. Es wird auch nichts weggeworfen: Spielzeuge zum Beispiel, die unheimliche Geräusche machen und sich selbst permanent aus- und einschalten, Babyphones, die alles Mögliche übertragen, nur nicht die Laute des Babys, alte, beschlagene unheimliche Spiegel – nichts davon wird beizeiten entrümpelt und damit unschädlich gemacht. Doch damit nicht genug: die traumatisierte Renai wird im großen Haus mit ihrem Baby alleine gelassen. Erkundigungen der Großmutter werden auf die leichtsinnigste aller Methoden eingeholt, ohne Backup, ohne jemanden zu benachrichtigen.
Dazu kommen die altbekannten Versatzstücke des Genres: Quietschende Türen, flatternde Vorhänge, knarrende Böden, Schatten, wo keine hingehören, Schreie, die nicht zuordenbar sind – das ganze Repertoire. Natürlich: manches ist systemimmanent und das logische Denken muss in fast jedem Horrorstreifen ein Stück weit ausgeschaltet werden, doch: die Dosis macht das Gift. Darüber hinaus poppt nämlich auch ein schier unaufhörlicher Mix an Themen und Motiven auf.
James Wan hat seinen Hitchcock gesehen und auch seinen Kubrick, doch ob er nun lieber „Psycho“ nachstellen will oder „The Shining“, das weiß er nicht genau – beide Filme bieten ihm offensichtlich reichhaltig Inspiration. Doch „Insidious 2“ ist kein „Haunted House“-Streifen, auch wenn er manches Mal so tut, als stünde das Haus im Mittelpunkt. Doch es handelt sich in „Chapter 2“ um ein anderes Haus als im ersten Teil und es ist immer nur Bühne, nicht Protagonist. Die ungesunde Mutter-Sohn Beziehung, die Wan etabliert, bleibt ebenfalls an der Oberfläche. Die Themen Identitätsverlust und Cross-Dressing würden ja durchaus in einen Horrorstreifen passen, so richtig interessiert es Regisseur Wan aber dann offenbar doch nicht und es bleibt nur beim Zitat.
Das Ghostbuster-Duo (Whanell, Sampson), das geordert wird, um Großmutter Lambert bei ihrer Recherche zu unterstützen, soll das lustige Element darstellen, passt aber nicht in einen Film, der sich selbst sehr ernst nimmt. Die Tollpatschigkeit der beiden zerstört die mühsam aufgebaute Gruselstimmung, und ist auch, isoliert betrachtet, wenig originell. Letztendlich sind das alles nur austauschbare Themen, der konkrete Bezug zur Geschichte der Familie Lambert erschließt sich nicht. Patrick Wilson (Josh) müht sich zwar ab, die Last des verworrenen Plots souverän auf seinen Schultern zu tragen, doch Drehbuch und Inszenierung sind gegen ihn.
Schließlich scheitert „Insidious 2“ auch weitgehend bei seiner Kernkompetenz, dem Erzeugen von Furcht und Nervenkitzel. Zwar gibt es die eine oder andere Szene, die Gänsehaut bereitet, oft aber wird zerredet, was eigentlich lieber bebildert werden sollte. Ein Kardinalfehler in jedem Film, besonders aber im Horrorgenre – lebt dieses doch von den vielfältigen visuellen Möglichkeiten, die das Medium bietet.