Mad Max: Fury Road

Mad Max Fury Road 1


Gleich vorneweg: ich war noch nie der größte „Mad Max“-Fan!
Im Gegenteil, mir ist ehrlich gesagt schleierhaft warum ausgerechnet diese Reihe bis heute solchen Kultstatus genießt. Zugegeben, der erste Film ist noch ganz nett, die Idee war neu und er hat der Filmwelt den großen Mel Gibson geschenkt. Die beiden Fortsetzungen sind hingegen nach meinem Dafürhalten an Schlechtigkeit nicht zu überbieten.

Ich liebe zwar auch gut gemachten Trash, doch die originalen „Mad Max“-Filme kann ich noch nicht einmal nach diesem Maßstab bewerten. Das einzig wirklich Positive ist noch Tina Turners genialer Titelsong aus „Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel“ (oder „Jenseits des Donnerbalkens“ wie ich ihn auch gerne scherzhaft nenne) und spätere Welthit „We don’t need another hero“, was natürlich auch nicht einer gewissen Ironie entbehrt.
Und nun also fast genau 30 Jahre nach dem letzten Film ein Neustart dieser für mich doch eher unnötigen Reihe. Super!
Unter normalen Umständen hätte ich mir diesen Film daher auch gar nicht angetan, zumal mich die Trailer bisher entsprechend kalt gelassen hatten. Ich meine man kennt das ja von vielen Reboots: bessere Effekte, mehr Action, aber nichtsdestotrotz der gleiche Müll wie früher.
Nun wurde ich aber doch mehr oder weniger dazu überredet mir „Mad Max: Fury Road“ im Kino anzusehen. Und was muss ich sagen? Exakt:
Selten habe ich mich im Vorfeld so in einem Film getäuscht!


Mad Max Fury Road 4


Eine eigentliche Handlung ist dabei allerdings kaum existent und entsprechend schnell nachgezeichnet.
Erzählt wird sie aus der Sicht von Max Rockatansky (Tom Hardy), einem schweigsamen Einzelgänger in einer postapokalyptischen Einöde einer nicht näher genannten Zukunft. Die wenigen Menschen, die überlebt haben, vegetieren unter der grausamen Herrschaft des Tyrannen Immortan Joe (Hugh Keays-Byrne), der die restlichen kargen Wasservorräte und sonstige Bodenschätze hortet, dahin. Max wird von den sogenannten War Boys, einer Söldnertruppe Joes, gefangen genommen und soll dem jungen Nux (Nicholas Hoult) als „Blutbeutel“ und Ersatzteillager dienen.
Unterdessen entführt die Truckerin Imperator Furiosa (Charlize Theron) einen futuristischen Tankzug, sowie mehrere, teils hochschwangere, Mädchen (u.a. Zoë Kravitz und Rosie Huntington-Whiteley), die Immortan Joe als „Brutkästen“ für seine Kinder missbraucht um seine missgebildete Blutlinie aufzufrischen.
Joe und Nux, samt an ihn geketteten Max, jagen ihr daraufhin mit weiteren Warboys nach und wollen sie aufhalten. Doch Max kann, nun seinerseits mit Nux im Schlepptau, entkommen und steht fortan Furiosa zur Seite.


FURY ROAD


Das war im Prinzip schon die gesamte Story, bei der man entsprechend auch nicht großartig spoilern kann. Auf den ersten Blick scheint „Mad Max: Fury Road“ daher wie seine drei Vorgänger ein stupider einfacher Actionfilm zu sein. Doch besitzt er daneben noch etwas, das ihn weit über die anderen Filme der Reihe erhebt, nämlich eine nicht ungehörige Menge an Selbstironie und coolen filmischen Querverweisen.
„Mad Max: Fury Road“ ist ein extrem cooler, mit im wahrsten Sinne des Wortes staubtrockenem Humor durchsetzter, B-Movie, der allerdings durchgehend wie ein A-Blockbuster daherkommt und über weite Teile sogar eher einem klassischen Western, denn einem modernen Sci-Fi-Actioner gleicht.
Natürlich hat Miller kein Meisterwerk erschaffen, er erfindet auch nicht gerade das Endzeitgenre neu, aber man merkt dem gesamten Team den Spaß bei der Sache an, und dieser überträgt sich definitiv auch auf den Zuschauer.
Die Handlung ist wie erwähnt Banane, sie spielt hier aber auch keine Rolle, und die Story von „Zwölf Uhr Mittags“ hat man übrigens auch in einem einzigen Satz erzählt. Hier geht es einzig und allein um das visuelle Vergnügen und davon wird so einiges geboten!


Mad Max Fury Road 2


Angefangen bei den extrem abgefahrenen und optisch brillant umgesetzten Fahrzeugen, Autos oder Trucks kann man diese enormen Monster schon gar nicht mehr nennen. Diese sind eine konstruktionstechnische Meisterleistung, bei denen wohl sämtliche Maschinenbau-Ingenieure dieser Welt in Schnappatmung und Hitzewallungen verfallen dürften. Des Weiteren inszeniert, nein choreographiert, Regisseur George Miller ein wahres Ballett aus wunderschön aussehenden Verfolgungsjagden und Kämpfen, die aussehen als hätten Peter Yates und Pina Bausch diese gemeinsam entworfen.
Über die sensationelle Kameraarbeit von John Seale, bei der besonders die Farbkontraste zwischen rostrot und himmelblau im Vordergrund steht, sowie dem perfekt mit den Bildern harmonisierenden Score von Junkie XL, der speziell in den ruhigen Passagen exorbitant gut ist, brauche ich zudem eh nichts groß zu sagen. Kunst-Kino im wörtlichsten und besten Sinne!

Zudem kommen die Verfolgungsjagden nicht aus dem Rechner, sondern sind alle Old School real gefilmt. Und dass wir dann noch einen der feministischsten Blockbuster aller Zeiten geboten bekommen, bei dem besonders ab der zweiten Hälfte des Films die Frauen die Hosen anhaben ist nur ein weiterer Bonus.

Wer auf gut gemachte Blockbuster steht, bei denen man zwar nicht groß nachdenken muss, aber visuell perfekt unterhalten wird, ist bei „Mad Max: Fury Road“ genau richtig aufgehoben. Ein netter Film für zwischendurch, der nicht weh tut, den man sich aber auf jeden Fall im Kino zu Gemüte führen sollte, wobei hier die 2D-Variante durchaus ausreichend ist. Die 3D-Effekte haben zumindest mir, außer in 1-2 Szenen in denen ein Speer und ein paar Warboys direkt auf einen zufliegen und mich dabei durchaus haben zusammenzucken lassen, keinen großen Mehrwert beschert.


USA / AUS – 2015 – 2 Std. 00 Min.
Regie: George Miller
mit Tom Hardy, Charlize Theron, Nicholas Hoult, Hugh Keays-Byrne, Josh Helman, Nathan Jones, Zoë Kravitz, Rosie Huntington-Whiteley, Riley Keough, Abbey Lee Kershaw & Courtney Eaton
Genre: Endzeitdrama, Action

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