Seit der Veröffentlichung des allerersten Trailers war die Macht stark unter eingefleischten Fans des Science-Fiction-Genres und zeitweise brodelte die Gerüchteküche in den sozialen Medien regelrecht über. Genauere Details blieben jedoch mit Erfolg unter Verschluss. Gestern erhielt der abschließende Teil der Ennealogie rund um den erbitterten Kampf zwischen Jedi und Sith nun seine offizielle Freigabe in den Kinosälen und markiert das Ende einer 42 Jahre umfassenden Ära, die reich an Höhen und Tiefen gewesen ist, aber zweifelsohne das Leben dreier Generationen nachhaltig prägte. „Star Wars“ ist mit Einnahmen von rund 10 Milliarden US-$ nicht nur eine der profitabelsten Filmreihen aller Zeiten, sondern erhielt für jede einzelne Episode mindestens eine Oscarnominierung. Die Erwartungen an J.J. Abrams, der bereits „Das Erwachen der Macht“ inszenierte, waren folglich immens. Genau darin besteht vermutlich auch einer der Knackpunkte, denn letztlich schuf er mit „Der Aufstieg Skywalkers“ zwar ein effektgeladenes Finale, das von Nostalgie lebt, jedoch in einigen Belangen unerwartet ziellos durch die Weiten der Galaxis irrt.
Nach einem furiosen Start, der ohne ein einziges gesprochenes Wort auskommt, sprach vieles dafür, dass der gelungene Stil des Vorgängers fortgesetzt werden würde. Bedauerlicherweise häuften sich speziell im ersten Drittel mehrere Logiklöcher und skriptbezogene Mankos, die jedoch vor allem durch die Spielfreude der Darsteller sowie einen Hauch an Situationskomik halbwegs egalisiert werden konnten. Insbesondere die Bedrohung des längst totgeglaubten Imperators Palpatine im Zusammenspiel mit fortwährenden Farbkontrasten und den meisterhaften Klängen von John Williams erwirkt eine düstere Grundstimmung, die vom Wiedersehen mit altbekannten Charakteren durchbrochen wird. Die Beteiligten versuchten mitunter etwas zu bemüht, der seit mittlerweile zwei Jahren nicht mehr unter und weilenden Carrie Fisher dank Archivaufnahmen einen würdigen Abschied zu widmen. Wiederholt setzte man auf altbewährte Handlungsmuster, drollige Wesen und Reminiszenzen auf die vorangegangenen Trilogien, allerdings geschah ebendies bisweilen nicht mit ebenjener Kreativität, die „Die Letzten Jedi“ bot. Hinzu kommt, dass es der neu eingeführten Figuren kurz vor dem Finalakt schlichtweg gar nicht bedurft hätte. Trotz aller diskutablen Kritik stellt insbesondere die Effektgestaltung die stärkste aller neun Filme dar und trumpft neben aufwendigen, gelungen fotografierten Produktionsdesigns vor allem in der zweiten Filmhälfte auf. Das zwischen Spannung und Melancholie pendelnde, ultimative Kampfszenario zwischen Gut und Böse weiß zu überzeugen und ließ auf ein versöhnliches Ende hoffen. Nichtsdestotrotz wählte man schlussendlich für die abschließende Viertelstunde einen Disney-typischen, enttäuschenden Crowdpleaser, der obendrein die ursprüngliche Botschaft der Filmreihe unbefriedigend wiedergab. Dem ambitioniert agierenden Ensemble kam letztlich die schwere Aufgabe zu, gegen die genannten Unzulänglichkeiten anzukämpfen, was Daisy Ridley, Oscar Isaac und Ian McDiarmid am besten gelingt.
Ungeachtet der Tatsache, dass „Der Aufstieg Skywalkers“ hinsichtlich der Einspielergebnisse womöglich nach nur wenigen Monaten „Avengers: Endgame“ vom Thron stoßen könnte, bleibt im Hinblick auf die heiß erwartete Coda ein fader Beigeschmack. Trotz etlicher vielversprechender Ideen und handwerklicher Raffinesse bildet das Langzeitprojekt den schwächsten Teil der Sequel-Reihe. Viele Fans des Franchises hätten sich einen stärkeren Abschluss ersehnt und fragen sich zu Recht, ob es sinnvoll gewesen ist, vorab kein festes Grundkonzept für die Sequels in petto zu haben. Insbesondere in Drehbuchfragen zeigt sich im konkreten Fall, dass viele Köche den Brei verderben können, was wohl die Hauptursache dafür ist, dass es sich bei Episode IX lediglich zwar um einen durchschnittlichen Film mit einigen Glanzmomenten handelt, nicht aber um einen großartigen.