Zero Dark Thirty

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Im Normalfall schreibe ich meine Kritiken immer relativ kurz, nachdem ich den jeweiligen Film gesehen habe. Bei Kathryn Bigelow’s Zero Dark Thirty fiel es mir jedoch schwer, da ich nach wie vor nicht so recht weiß, wie ich den Film einordnen und welche Schlüsse ich daraus ziehen soll. (Mögliche Spoiler!)

Die Handlung ist kurz und bündig erklärt. Maya ist eine junge, ambitionierte CIA Agentin, die es sich als Ziel gesetzt hat, den Al-Quaida Chef Osama bin Laden aufzufinden. Dabei ist ihrem Team jegliches Mittel, mag es auch noch so menschenunwürdig sein, recht, um nützliche und zielführende Informationen zu erhalten.

Kathryn Bigelow, die erst vor 2 Jahren für The Hurt Locker als erste Frau einen Regie-Oscar gewinnen konnte, wird von vielen Seiten mit Kritik für ihre sehr ausführliche Darstellung an Foltermethoden überhäuft. Ich sehe gewisse Parallelen zu Die Passion Christi von Mel Gibson, als sich damals sogar der Vatikan eingemischt und dazu aufgerufen hat, den Film zu boykottieren. Dieses mal sind es vor allem Politiker, sowohl Republikaner als auch Demokraten, die ihren Unmut über die bewegten Bilder äußern. Natürlich gibt es schöneres, als im Kinosaal zu sitzen und zusehen zu müssen, wie bei jemanden ein Tuch über das Gesicht gelegt, Wasser darüber geschüttet und dabei das ertrinken simuliert wird. Zweifellos hätte Bigelow alles viel harmloser inszenieren können, doch es hätte einfach nicht der Wahrheit entsprochen. Die Realität nimmt man am besten wahr, in dem man sie eiskalt vorgesetzt bekommt. Ich persönlich bin Bigelow dafür sehr dankbar, da einem dadurch wieder ein wenig mehr die Augen geöffnet werden. Filmtechnisch ist Bigelow wenig vorzuwerfen, wobei ich glaube, dass sie nicht alles aus dem Projekt herausgekitzelt hat und letztendlich noch mehr möglich gewesen wäre. Zero Dark Thirty ist ein spannend aufgebauter Thriller, aber gerade gegen Ende hin, wenn es zum eigentlichen Showdown kommt, geht ihm für mich ein wenig die Luft aus. Dieses Kribbeln im Bauch, dieses „Was passiert jetzt wohl als nächstes?!“ fehlte letztendlich bei mir.

Jessica Chastain, die letztes Jahr für The Help ihre erste Oscar-Nominierung erhalten hat, holt aus ihrer etwas undankbareren Rolle Maya das absolute Maximum heraus. Undankbar deshalb, weil sie wenig Höhepunkte vorzuweisen hat und trotzdem durchgehend ihre Spannung und die damit verbundene Glaubhaftigkeit halten muss. Äußerst positiv ist mir hingegen Jason Clarke als folternder CIA-Agent Dan aufgefallen, der sich trotz seiner fragwürdigen Ausübungen, als sehr charismatisch präsentiert. Von ihm hätte ich gerne mehr gesehen.

Für das Drehbuch verantwortlich war Mark Boal, der mit Kathryn Bigelow nach The Hurt Locker nun schon die zweite Kollaboration mit ihr eingegangen ist. Die beiden, die am Film-Set äußerst eng zusammenarbeiten, harmonieren sehr gut miteinander und wissen genau, wie man das Geschriebene auf die Leinwand überträgt.

Alles in allem ist es ein makellos gemachter Film, an dem relativ wenig bis gar nichts auszusetzen ist, man aber auf der anderen Seite auch nicht unbedingt in überschwänglichen Lobeshymnen ausbrechen möchte. Prädikat gut.


USA – 2012 – 2 Std. 37 Min.
Regie: Kathryn Bigelow
mit Jessica Chastain, Jason Clarke und Joel Edgerton
Genre: Thriller, Action

Meinungen aus der Blogosphäre:
Patrick von Die Academy
Deniz von Movienerd
Dos Corazones von watched

Über Johannes Marksteiner

Hauptberuflich: Radio-Redakteur und Sprecher Nebenberuflich: Passionierter Cineast
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