PROLOG
Ich habe mich wirklich auf diesen Film gefreut: Ich wollte Ruben Fleischer seinen kleinen Ausrutscher mit 30 Minuten oder weniger einfach verzeihen, weil er dank Zombieland bei mir ein Stein im Brett hatte. Und die Grundidee hörte sich nicht schlecht an: L.A. Noir – Der Film! Mit Sean Penn, Josh Brolin, Emma Stone, Ryan Gosling, Anthony Mackie, Giovanni Ribisi, Michael Peña, Robert Patrick und Nick Nolte! Was sollte da schon schief gehen?
Aber schon beim ersten Trailer musste ich umdenken: Der Trailer sah mehr nach einem ernsthaften Film im Stile von L.A. Confidential aus, als nach einer augenzwinkernden Version von diesem.
Kein Problem!, dachte ich mir. Vielleicht hat Fleischer sich ja weiterentwicktelt, dachte ich mir. Dann freue ich mich halt auf einen ernsthaften Film, anstatt auf einen humorigen Ausflug in die späten 40er-Jahre! So dachte ich auf jeden Fall.
REVIEW
Das größte Problem von Gangster Squad ist wohl, dass er sich nicht entscheiden kann was er jetzt sein möchte: Eine Parodie oder doch ein ernsthafter Noir-Film? Für eine Parodie ist er viel zu ernst und für einen ernsthaften Noir-Film gluckert da ein Zentimeter unter der Filmoberfläche irgendein Seitenhieb gegen das Genre oder eine Übertreibung, aber zum Vorschein kommt diese nur manchmal; und dann stört sie.
Es nervte mich Josh Brolin in seiner gewohnten Grumpy-Tommy Lee-Jones-Art sich durch diese wahrgewordene Leinwandparodie von The Untouchables – Die Unbestechlichen die aber keine Parodie ist, schleichen zu sehen. Dialoge zu grummeln die in einem richtigen Noir-Film cool und lässig gewesen wären, aber hier in ihrer Ernsthaftigkeit deplaziert wirken.
Es nervte mich Ryan Gosling und Emma Stone zu beobachten, wie sie die bekannte Der böse Cop und die verruchte Dame des Bösewicht-Masche runterspulen und Stone noch viel mehr als Gosling auf der ganzen Linie versagt. Da stimmte die Chemie zwischen den beiden in Crazy, Stupid, Love. um einiges besser. Aber der Film war ja auch das, was er sein wollte: Eine locker leichte Comedy. Gangster Squad ist ein Witz von einem Noir-Film ohne Witz!
Sean Penn ist cool! Aber nicht wenn er einen auf Robert De Niro in The Untouchables – Die Unbestechlichen macht! Vor allem wenn sein Make-Up so aussieht, als ob ihm das jemand dreißig Sekunden vor dem Take ins Gesicht geworfen hat! Vom restlichen verschenkten Cast wie Anthony Mackie, Giovanni Ribisi, Michael Peña möchte ich erst gar nicht anfangen. Einzig Robert Patrick hat mir in seiner Rolle gefallen und entsprach dem was ich von diesem Film erwartet habe: Ein augenzwinkertes Spiel mit dem Genre.
Mir ist es unbeschreiblich, wie man einen Haufen toller Schauspieler in ein prächtiges Setting stellen kann – denn Ausstattung, Kostüme, Kamera und Musik sind tatsächlich erstklassig – und dann kommt da so ein Käse dabei heraus. Fleischer bekommt es ja noch nicht mal gebacken bei dem großen Shootout im Finale einen verdammten Kinderwagen die große Treppe runterpoltern zu lassen! Selbst dieser eigentlich vorhersehbare Seitenhieb wäre eine willkommene Abwechselung zum bemühten Rest gewesen.
Ich kann mich also nicht ganz entscheiden, wer hier die größte Schuld trägt: Fleischer oder Will Beall der Verfasser dieses müffelden „Drehbuches“! Am besten ich schiebe beiden den schwarzen Peter zu.
EPILOG
Nicht Fleisch und nicht Fisch! Keine Parodie und auch kein ernsthafter Noir-Streifen! Ein erstklassiger Cast, eine tolle Grundidee und ein erstklassiges Productionsdesign machen noch lange keinen tollen Film. Vor allem nicht, wenn das Drehbuch für die Tonne ist, die Regie sich nicht für eine Richtung entscheiden kann und die Schauspieler die ganze Scheiße ausbaden müssen. Das war Strike Nr. 2, Mr. Fleischer!
USA – 2012 – 1 Std. 53 Min.
Regie: Ruben Fleischer
mit Sean Penn, Josh Brolin, Emma Stone, Mireille Enos, Ryan Gosling, Anthony Mackie, Giovanni Ribisi, Michael Peña, Robert Patrick und Nick Nolte
Genre: Action, Thriller, Drama