Elysium

Elysium

Neill Blomkamp war für mich DIE Regie-Überraschung der letzten Jahre. „District 9“ zählt für mich zum besten was das Science Fiction-Genre in letzter Zeit hervorgebracht hat. Blomkamp hatte es mit seiner Apartheid-Parabel wirklich verstanden diesem Genre noch eine neue Note hinzuzufügen und Anspruch mit Unterhaltung aufs perfekteste zu verbinden.
Um so gespannter war ich daher auf seinen zweiten Langfilm, zumal mir der Trailer sehr sehr gut gefallen hat und mit Jodie Foster auch eine meiner Lieblingsschauspielerinnen an Bord ist. 🙂

Doch umso enttäuschter war ich im Nachhinein vom Ergebnis. „Elysium“ kann leider nicht im Ansatz den Anspruch halten, den er selbst an sich stellt. Gerade von Blomkamp hätte ich ein ausgefeilteres Skript erwartet, da die Grundidee wieder mal enormes Potenzial für einen hervorragenden Film hatte. Bleibt zu hoffen, dass es bei diesem einmaligen Ausrutscher bleibt und bei ihm nicht auch der „Shyamalan-Effekt“ einsetzt, er also bereits (fast) sein ganzes Pulver im genialen Erstlingswerk verschossen hat.

„Elysium“ spielt Mitte des 22. Jahrhunderts. Die Erde ist überbevölkert und der Großteil der Menschheit vegetiert verarmt und ohne Perspektiven in großen heruntergewirtschafteten Molochen vor sich hin. Nur ein kleiner Teil privilegierter Superreicher konnte sich rechtzeitig auf eine Raumstation in der Erdumlaufbahn zurückziehen, auf der sie wie im Paradies leben, ohne Krankheiten (da sie Maschinen entwickeln konnten die alle Erkrankungen durch Genreparaturen ausmerzen) und sonstige Nöte, im Elysium eben.
Der Arbeiter Max DeCosta (Damon) träumt schon seit er ein kleiner Junge war davon eines Tages auf „Elysium“ zu leben, doch würde es für ihn, einen ehemaligen Waisenjungen mit großem Vorstrafenregister, normalerweise nur ein Traum bleiben. Als er jedoch eines Tages bei einem Arbeitsunfall eine tödliche Strahlendosis abbekommt und ihm nur noch fünf Tage zu leben bleiben, beschließt er sich den Weg nach „Elysium“ zu erkämpfen, koste es was es wolle. Zur Hilfe stehen ihm dabei der Rebell Spider, ein ehemaliger Freund, und sein Team. Zudem trifft er auch auf seine alte Jugendliebe Frey (Braga), die ebenfalls unbedingt nach „Elysium“ möchte, da ihre kleine Tochter Matilda (auf der Erde) unheilbar an Krebs erkrankt ist. Als Gegenleistung für Spider soll Max jedoch zuerst wichtige Daten aus einem Chip im Kopf des Firmenbosses John Carlyle (Fichtner) stehlen. Mit diesen Daten könnte er freien Zugang auf alle Systeme Elysiums erhalten und somit Zutritt für alle Erdenbürger ermöglichen.
Die Truppe wird aber von dem Söldner Kruger (Copley) gejagt der im Auftrag der Verteidigungsministerin auf Elysium Delacourt (Foster) dieses Unterfangen unter allen Umständen verhindern soll.

Die Story ist wie gesagt richtig gut und, man könnte fast schon von einem Markenzeichen Blomkamps sprechen, erneut eine Parabel auf bereits aktuelle soziale Missstände. In diesem Fall natürlich dem immer weiteren Auseinanderdriften der sozialen Schere sowie der Asylrechtsproblematik westlicher Wohlstands-Nationen.
Ist Blomkamp m. E. bei „District 9“ die Umsetzung der Apartheids- bzw. allgemeinen Fremdenfeindlichkeits-Kritik anhand der in Townships von Johannesburg eingepferchten Außerirdischen und der daraus resultierenden Problematiken sehr klug gelungen, so musste ich bei „Elysium“ dagegen schon manchmal stark schlucken oder mit den Augen rollen ob der stellenweise doch sehr blauäugigen Heransgehenweise an dieses doch sehr wichtige Thema. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer und auch die Zuwanderungsprobelamtik in einigen Ländern wird sich in den kommenden Jahren noch sehr stark verschärfen. Da bedarf es langfristiger politischer und gesellschaftlicher Reformen um diese sozialen Ungleichheiten abzubauen oder zumindest aufzuhalten sowie den steigenden Kampf um lebenswichtige Ressourcen zu vermeiden und/oder zu verbessern. Das ist aber natürlich mit großem Aufwand verbunden und kann nicht übers Bein gebrochen werden. Den („einfachen“) Lösungsvorschlag den Blomkamp jedoch anbietet ist dagegen (ohne spoilern zu wollen) so undurchdacht und schon beinahe märchenhaft naiv, dass es einem wirklich die Sprache verschlägt.
Ja, ich weiß, es ist nur ein Film und Science Fiction dazu, aber wenn ich damit nun mal politische Missstände anprangern möchte, sollte ich darauf achten, dass diese auch in diesem Rahmen zumindest ansatzweise umsetzbar sind.
Desweiteren hatte der Film für mich auch stellenweise viel zu großen inhaltlichen Leerlauf, besonders bei den insgesamt nicht sonderlich spannenden Action-Sequenzen.

Schauspielerisch war das ganze zwar ganz in Ordnung, einige Darsteller hätten aber doch noch einen Tacken drauflegen können. Matt Damon z.B. bleibt, obwohl man ihm eigentlich nichts vorwerfen kann, leider doch irgendwie seltsam blass, kein Vergleich zu anderen Rollen von ihm. Die etwas besseren Cameos von Fichtner und Foster waren verschenkt, da hätte ich von beiden gerne wirklich noch mehr gesehen. Einzig Sharlto Copley hat mich durch die Bank weg überzeugt, er beweist zudem mal wieder seine extreme Wandlungsfähigkeit.
Technisch ist „Elysium“ dagegen nahezu perfekt, der Ton und die visuelle Effekte sind top. Ebenso die Kamera die zwischen dreckiger Körnigkeit und Wackeleffekten auf der Erde und wunderschönen elegischen Aufnahmen auf Elysium die Unterschiede der sozialen Stände auch bildlich perfekt einfängt.

Auch hier also wieder wie bereits bei „Oblivion“: technisch top, inhaltlich flop (wenn auch im Direktvergleich der etwas bessere Film).
Ich möchte zwar nicht sagen, dass das Science Fiction-Genre in einer Krise steckt, dafür gab es mit „Star Trek Into Darkness“ oder „Prometheus“ im letzen Jahr schon verdammt gute Streifen (wenn dies auch „nur“ Fortführungen bereits etablierter Franchises waren), ich hoffe aber inständig, dass es in nächster Zeit doch wieder mehr bessere gibt.
Wer auf handwerklich gut gemachte und inszenatorisch einwandfreie SciFi-Epen steht kann sich „Elysium“ gerne mal antun, wer aber auch nur im Ansatz etwas Anspruch an solche Filme hat sollte doch lieber einen etwas größeren Bogen um den Film machen.

Wertung40

USA 2013 – 1 Std. 49 Min.
Regie: Neill Blomkamp
mit: Matt Damon, Jodie Foster, Sharlto Copley, Alice Braga & William Fichtner
Genre: Science-Fiction, Action, Drama

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