Da sich Heidi bereits ausführlich zu „Blue Jasmine“ geäußert hat und ich ihre Meinung voll und ganz teile, möchte ich versuchen, mich möglichst kurz fassen. Hinzu kommt, dass ich auch nach Stunden des Kinobesuchs beinahe sprachlos bin. Und das kommt bekanntlich nicht allzu oft vor. 😉
Woody Allen hat hiermit in meinen Augen den mit Abstand besten Film seiner langen und fruchtbaren Karriere gefertigt. „Blue Jasmine“ kann als durch und durch perfektes, kurzweiliges und dennoch ungemein vielschichtiges Meisterwerk bezeichnet werden, das den Zuschauer sowohl auf emotionaler Ebene anspricht als auch gelegentlich dazu bringt, Tränen zu lachen. Einen solch smarten Humor durfte ich bisher selten erleben! Die Analogien zur Handlung von „Endstation Sehnsucht“ erachte ich als überaus interessant und legitim, gerade weil Allen dieses Werk nicht einfach kopiert, sondern sich lediglich davon inspirieren hat lassen und es in die heutige Zeit verlagert. Der Fokus liegt hier auf dem psychologischen Niedergang eines bedauernswerten, eigentlich zutiefst unsympathischen Individuums, aber brillanterweise auch anschaulich auf der Skizzierung einer in heutigen Tagen weit auseinanderklaffenden Gesellschaft. Ein sensationelles Drehbuch mit geschliffenen, messerscharfen und durchgängig hyperintelligenten Dialogen, ein riesiger Detailreichtum in Bezug auf die abwechslungsreiche Erzählweise und vor allem schauspielerische Höchstleistungen bestimmen die temporeiche und ideal abgewogene Mischung aus Drama, Komödie und Kunstfilm. Hinzu kommen fabelhafte Szenenbilder und Kameraeinstellungen, welche besonders zur Hervorhebung von sozialen Diskrepanzen beitragen.
Cate Blanchetts unglaublich anspruchsvolle Darstellung kann ich schlichtweg nur mit Superlativen beschreiben! Sie lebt die Rolle, anstatt sie zu spielen – und das mit solcher Raffinesse, Bandbreite und Glaubhaftigkeit, dass man vor ihr niederknien möchte. Eine bessere beziehungsweise ebenbürtige schauspielerische Leistung habe ich vielleicht nur drei oder vier Mal in meinem Leben zu Gesicht bekommen dürfen! Eine „Nichtauszeichnung“ käme einem absoluten Weltuntergang gleich. Doch auch ALLE übrigen Ensemblemitglieder, allen voran Sally Hawkins, bieten hervorragende und unterhaltsame Performances, die nominiert werden müssen. Auch Bobby Cannavale überraschte mich ganz besonders in der Rolle des raubeinigen Primitivlings. Sogar Baldwin gefiel mir nach langer Zeit wirklich gut. Eine Oscarnominierung wäre also auch Hawkins, dem Drehbuch und dem Film in seiner Gesamtheit von ganzem Herzen zu wünschen. Bravo, Mr. Allen – für einen ungewöhnlich außerordentlichen Film, der einen wohl lange nicht loslassen wird und mein absoluter Saisonfavorit sein dürfte!