Zwei Tage ist es jetzt her, dass uns die traurige Nachricht erreichte, dass einer der besten Schauspieler unserer Zeit, Alan Rickman, unerwartet verstorben ist. Ich schreibe hier auf der Seite eher selten, ich lese lieber von meinen talentierten Kollegen, aber dieser Artikel brennt mir auf der Seele, da Alan Rickman mein absoluter Lieblingsschauspieler war. Als Dennis, von unserem Die Academy-Team, uns die Nachricht überbrachte, ist mein Herz ein Stück gebrochen. Seit zwei Tagen überlege ich mir nun, wie ich diesen Artikel schreiben soll, um dem Ausnahmetalent Rickman gerecht zu werden. Es gibt so vieles über diesen wunderbaren Mann und Schauspieler zu sagen.
Die meisten, wie auch ich, kennen ihn aus seinen zahlreichen Filmerfolgen, wobei seine Filmkarriere erst relativ spät angefangen hat. Im Alter von 41 Jahren stand er das erste Mal für die große Leinwand vor der Kamera, an der Seite von Bruce Willis in Stirb Langsam, wo er den deutschen Terroristen Hans Gruber spielte. Eine Rolle, die er im übrigen beinahe abgelehnt hätte, da er sich zunächst nicht sonderlich für Actionfilme interessierte. Gott sei Dank hat er es sich anders überlegt, denn wer weiß, vielleicht würden wir diesen großartigen Künstler sonst gar nicht kennen. Danach folgten viele erfolgreiche Filme, wie Robin Hood – König der Diebe mit Kevin Costner an seiner Seite (es gibt übrigens sich hartnäckig haltende Gerüchte, dass Kevin versuchte so viel wie möglich von Alan aus dem Film rausschneiden zu lassen, da Kevin sich von ihm an die Wand gespielt fühlte), Sinn und Sinnlichkeit unter der Regie von Ang Lee und an der Seite von Kate Winslet und seiner guten Freundin Emma Thompson, die hierfür den Oscar für das beste adaptierte Drehbuch gewinnen konnte, Dogma, Galaxy Quest, Das Parfüm vom deutschen Regisseur Tom Tykwer, Sweeney Todd von Tim Burton, wo er an der Seite von Johnny Depp und Helena Bonham Carter den fiesen Judge Turpin spielte, einer meiner Lieblingsfilme Tatsählich…Liebe, dessen Besetzungsliste sich wie das „WhoisWho“ der britischen Filmszene liest und natürlich Harry Potter, wo ihn, denke ich, die meisten meiner Generation kennen und lieben gelernt haben. Mit seiner Verköperung des Professors Severus Snape hat er uns über Jahre hinweg glauben machen können, dass dieser Zauberer ein zutiefst fieser und gefühlskalter Charakter ist. Erst am Schluss der Reihe wurde uns allen klar, dass Severus Snape, der Harry, trotz aller Abscheu immer wieder beschützt hat, die tragischste Figur der gesamten Potterreihe ist. Alle seine Handlungen gegen, aber auch gerade für Harry, geschahen auf Grund der unerfüllten Liebe zu Harrys Mutter Lily, die all die Jahre nach ihrem Tod überdauert hat. Er hat uns gezeigt, dass es nie nur eine Seite einer Medaille gibt, sondern, dass Menschen immer Gründe für ihr Handeln und ihr Wesen haben und uns so tief im Innersten berührt.
Die Rolle so zu spielen, wie er es getan hat, war ihm deshalb möglich, da Joanne K. Rowling ihm als einzigem verraten hat (noch vor Veröffentlichung der letzten Bücher), wie es mit Snapes Charakter weiter geht. So musste er den Regisseuren am Set oft klar machen, dass er von ihnen gemachte Vorschläge nicht umsetzen könne, da sie nicht zu dem Charakter passten.
Der Film, der mich aber am meisten von ihm berührt hat, war die kleine, aber feine Perle Snow Cake, in dem es um die autistische Linda geht, die gerade durch einen Autounfall (bei dem Alans Charakter Alex der Fahrer war) ihre Tochter verloren hat. Die Performance der beiden ist einfach nur Dazlious. Für alle die nicht wissen, was damit gemeint ist, empfehle ich den Film im Allgemeinen und diese Szene im Besonderen:
Bevor er allerdings überhaupt Schauspieler wurde, machte Alan eine Ausbildung zum Grafikdesigner. Da er aber abends immer wieder gerne ins Theater ging, entschloss er sich im Alter von 26 Jahren, sich an der berühmten Londoner Schauspielschule RADA zu bewerben. Nach seiner Ausbildung, arbeitete er in London unter anderem am Royal Court Theatre, National Theatre und der Royal Shakespeare Company mit vielen geschätzen Theaterkollegen, wie Helen Mirren, Fiona Shaw, Juliet Stevenson und Lindsay Duncan. Berühmt berüchtigt war seine Performance des Vicomte de Valmont in Gefährliche Liebschaften, die unter anderem auch am New Yorker Broadway lief.
Ich selbst hatte im Jahr 2010 die Gelegenheit Alan live performen sehen zu dürfen. Damals war er in Dublin an der Seite von Lindsay Duncan und Fiona Shaw in dem Stück John Gabriel Borkman von Henrik Ibsen zu sehen. Ich saß mit meinem besten Freund in der ersten Reihe und wir konnten nur staunen. Welch eine Bühnenpräsenz, welch ein Ausdruck, welch Emotionalität! Das ganze Ensemble hat uns komplett in ihren Bann gezogen und bis ins Mark erschüttert. Anschließend haben wir uns auch noch ein Foto mit Alan, sowie ein Autogramm abgeholt. Er war sehr freundlich und hat sich für alle Anwesenden Zeit genommen. Ich bin dankbar, dass ich das erleben durfte und werde diesen Augenblick bestimmt nie vergessen.
Zudem war er auch selbst als Regisseur tätig, am Theater lief die Produktion von seinem selbstgeschriebenen Stück My name is Rachel Corrie und er inzenierte zwei Filme. Winter Guest mit Emma Thompson, der ihm Preise beim Filmfest Venedig bescherte und letztes Jahr den Film Die Gärtnerin von Versaille mit Kate Winslet in der Hauptrolle. Desweiteren hat er Preise für seine Rolle im Fernsehfilm Rasputin gewonnen: den Emmy, den Screen Actors Guild Award sowie den Golden Globe als bester Hauptdarsteller. Den BAFTA gewann er für seine Rolle in Robin Hood, sowie mehrere London Critics Circle Awards für unterschiedliche Rollen. Auch für den renommierten amerikanischen Tony Award war er zwei Mal nomminiert.
Eine weitere von seinen vielen Begabungen, war sein Talent als Voice-Artist, die ihm bei seinen Fans den Spitznamen Alan „The Voice“ Rickman einbrachte. So lieh er zum Beispiel in den Filmen Alice im Wunderland und Per Anhalter durch die Galaxis den Charakteren des Caterpillars und Marvin seine unverwechselbare, sonore Bassstimme. Hier einer der schönsten Sprachaufzeichnungen, dessen passende Worte angesichts seines Todes nur umso schmerzlicher sind:
“Actors are agents of change,” he said. “A film, a piece of theatre, a piece of music, or a book can make a difference. It can change the world.”
Alan Rickman
Alan Rickman hat viel verändert. Er hat uns zum Lachen und Weinen gebracht. Er hat sich für die Labour Party, sowie Flüchlinge engagiert. Viele seiner Kollegen haben sich zu seinem Tode geäußert. Sie sprechen nicht nur von seinen vielen künstlerischen Talenten, sondern vor allen Dingen von seinem Humor und seinem feinen Charakter. Er sei ein gütiger, liebenswerter, großzügiger Mensch gewesen, der immer für seine Freunde da war, wenn sie ihn brauchten. Das können wir uns, denke ich, alle gut vorstellen, zeigte er uns in seinem Spiel doch so oft, das Innerste seines Herzens. Zwei Mal werden wir ihn noch im Kino bewundern dürfen. Abermals als Stimme des Caterpillars in der Alice im Wunderland Fortsetzung Through the looking Glass und in Eye in the Sky an der Seite von Helen Mirren.
Wir alle, Fans, Freunde, Familie und seine Frau Rima Horton, die er übrigens im Alter von 19 Jahren kennen und lieben lernte und im Jahr 2012 heiratete, werden ihn schmerzlich vermissen. „Truly. Madly. Deeply.“
Kleiner Tipp: Klickt auf die violett markierten Begriffe, dann findet ihr noch mehr Szenen und Interviews mit Alan.