Girl On The Train (OT: The Girl On The Train)

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Als besonders erfreulich erweist es sich, wenn ein Regisseur im Laufe seines Schaffens nicht nur in verschiedene Genres hineinschnuppert, sondern mit diesen Ausflügen auch die eigene Wandelbarkeit unter Beweis stellen kann. Ohne vorherige Kenntnis wäre man wahrscheinlich nicht auf den Gedanken gekommen, dass der aus Mississippi stammende Beau und nun erstmals ein Thriller-Drama inszenierende Tate Taylor bisher für die Filmbiographie „Get On Up“ und die sozialkritische Tragikomödie „The Help“ verantwortlich war. In der gleichnamigen Verfilmung des erst 2015 erschienenen Romans beobachtet die labile Rachel auf ihrer täglichen Zugfahrt nach New York voller Neid ein scheinbar überglückliches Pärchen und gerät aufgrund ebendieser Zufälligkeit unversehens in die Wirren eines verschlungenen Todesfalls, dem man bis zum überaus perfide in Szene gesetzten Finale gebannt folgen kann, sofern man es zulässt.

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Die überaus komplexe, anfangs episodenähnlich und anhand von drei seelisch geschundenen Frauen erzählte Geschichte um unerfüllte Wünsche, Betrug, Trennungsqualen und Vergeltung zeichnet sich durch zahlreiche Rückblenden aus und beruht augenscheinlich auf dem Prinzip der Irreführung. Aufgrund von Rachels alkoholbedingten Filmrissen wird das Publikum zunächst auf die vollkommen falsche Fährte geführt, um infolgedessen zum Zeugen eines schemenhaft angedeuteten, umso überraschender anmutenden Twists zu werden. Inmitten dieses handwerklich raffiniert gestalteten, vortrefflich geschnittenen Vexierspiels sorgen speziell die vermehrt unscharfen Observationen und verhüllten Personenzeichnungen für allmählich anschwellende Spannung, ohne von spartenüblichen, häufig nach selbstbezweckender Brutalität strebenden Elementen bestimmt zu werden. Stattdessen forcierte man die rasch vorüberziehenden Landschaften aus dem Kaleidoskop des Zuges im Kontrast zur Verweilung in bizarren, humanen Abgründen sowie sinnlich fotografierten Erotikszenen mit voyeuristischem Charakter. Lediglich in Bezug auf den allzu kompromisslosen Schlussakt, der insbesondere der Damenwelt unbestreitbare Genugtuung verschaffen dürfte, hätten minimale Kürzungen gutgetan. Neben dem für Danny Elfmans Verhältnisse fast schon reduzierten Soundtrack ist insbesondere die darstellerische Gesamtleistung des namhaften Ensembles lobend hervorzuheben. Die bisher vierfach Golden-Globe-nominierte, jedoch bis dato für keinen einzigen Oscar vorgeschlagene Emily Blunt liefert hierin eine sensationelle, zutiefst couragierte und zum nachwirkenden Haftpunkt avancierende Performance, der man sich selbst mit Mühe nicht zu entziehen vermag. Gleichzeitig beeindruckt vor allem Haley Bennett in ihrer lasziv-strapazierten Rolle, während Allison Janney die moralische Instanz glaubhaft verkörpern konnte und Luke Evans als gehörnter Ehemann nicht nur in optischer (!) Hinsicht eine ansehnliche Leistung darbot.

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„Girl On The Train“ mag in Summe sicherlich nicht jedermanns Sache sein, ein gewisses Maß an Geduld abverlangen und gelegentlich einen Hauch überkonstruiert anmuten, dennoch geht das Gebotene in mannigfacher Hinsicht unter die Haut und entwickelt nicht nur aufgrund des intensiven Schauspiels einen eigenen, bizarren Sog, der menschliche Niedergänge psychologisch hinterfragt. Besonders im Falle der Unkenntnis der literarischen Vorlage ist ein aufregender Filmabend garantiert. Insofern ist es mir ein Bedürfnis, dem bisher recht dürftigen Kritikertenor zu widersprechen und trotz der intentionierten Sperrigkeit des Werks weiterhin auf Blunts Oscarpremiere zu hoffen.

USA 2016 – 112 Minuten Regie: Tate Taylor Genre: Thriller / Drama Darsteller: Emily Blunt, Rebecca Ferguson, Haley Bennett, Justin Theroux, Luke Evans, Allison Janney, Édgar Ramírez, Lisa Kudrow, Laura Prepon
USA 2016 – 112 Minuten
Regie: Tate Taylor
Genre: Thriller / Drama
Darsteller: Emily Blunt, Rebecca Ferguson, Haley Bennett, Justin Theroux, Luke Evans, Allison Janney, Édgar Ramírez, Lisa Kudrow, Laura Prepon
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