Obwohl ich im Gegensatz zu vielen enthusiastischen Fans des Star-Wars-Universums nicht mit Lichtschwert und Chewbacca-Maske ausgestattet und in Folge mehrerer schlafloser, vorfreudiger Nächte in den Kinosaal stürmte, führte ich mir „Rogue One: A Star Wars Story“ dennoch gleich am ersten Veröffentlichungswochenende zu Gemüte und erhoffte mir in möglichst neutraler Haltung gute Unterhaltung sowie gewisse inhaltliche Innovationen und Brückenschläge zu den beiden ersten Trilogien. Mit seinem gerade erst dritten Blockbuster kreierte der Brite Gareth Edwards nicht nur den besten Kinostart des gesamten Kalenderjahres, sondern auch eine actionreiche, eigenständige und sich in nahezu allen Belangen von den bisherigen sieben Episoden abhebende Inszenierung, welche zeitlich exakt zwischen Episode III und IV zu verorten ist. Grundsätzlich bin ich für Fortsetzungen, Prequels, Spin-Offs und ähnliche Konsorten empfänglich, allerdings nur unter der Voraussetzung einer bestimmten, schlüssigen Erzählabsicht, welche mir am konkreten Beispiel weitestgehend verborgen geblieben ist und folglich nur partiell zu überzeugen vermochte.
Erstmals nicht auf die mystische Kontrastierung von Utopie und Dystopie sowie die Wege der Macht in der weit entfernten Galaxis setzend, wird Jyn Erso als Protagonistin eingeführt, die gemeinsam mit einer bunt gemischten Gruppe von Rebellen alles daran setzt, die Schwachstelle des als unbesiegbar geltenden Machtinstruments des Imperators aufzudecken. In vielen Belangen stellt der Auftakt der anvisierten „Anthology“-Reihe jedoch in erster Linie filmische Resteverwertung auf optisch hohem Niveau dar, denn „Rogue One“ funktioniert sicherlich in weiten Teilen als düsteres, erbarmungsloses Kriegsepos in der Zeit der Übermacht des Imperiums in Folge der Vollendung des ersten Todessterns und wird bezugnehmend auf den Titel stärker als alle anderen Episoden zuvor dem titelgebenden Attribut „War“ gerecht. Insbesondere die erstmalige Demonstration der Übermacht der Superwaffe sorgt für spannende Einzelsequenzen und wurde ohne jeden Zweifel im Hinblick auf die explosiven Schauwerte handwerklich herausragend visualisiert und vertont. Auf der anderen Medaillenseite hat man die Realisierung des Untertitels allerdings scheinbar völlig außer Acht gelassen, denn dies hätte vorausgesetzt, eine wirkliche „Story“ formen und greifbar machen zu wollen, was aber nicht geschehen ist. Es mangelt sowohl an einer anspruchsvollen Handlungsführung als auch an psychologischer Dichte, denn der Zweistünder lebt ausschließlich von Gemetzeln, ohne sich um die vormals vorfindbare Kreativität, Detailverliebtheit und Ironie des Franchises zu scheren und auch die solide Filmmusik erscheint bei Weitem nicht annähernd so stark wie in anderen Star-Wars-Adaptionen. Während essentiellen, altbekannten Charakteren der Saga wie C3PO, Prinzessin Leia und Darth Vader lediglich hastige Cameo-Auftritte zugestanden worden sind, steht man als Zuschauer vor dem gewichtigen Problem, zu keiner der neuen, größtenteils austauschbaren Figuren in irgendeiner Form eine Beziehung aufbauen zu können, da die Mehrheit dieser nach und nach wie die Fliegen wegstirbt. In Gestalt des Droiden K2S0 finden wir zwar wenigstens einen witzigen, Hommage-behafteten Gesellen, allerdings darf auch er größtenteils fade Schoten präsentieren. Die vormals für „Die Entdeckung Der Unendlichkeit“ oscarnominierte Felicity Jones holte aus ihrer verhältnismäßig text- und entwicklungsarmen und in Summe sehr oberflächlich gezeichneten Rolle als aufrührerische Tochter eines Wissenschaftlers das Maximum heraus und lieferte als Actionheldin zumindest eine passable Performance, was auch auf die guten Darbietungen von Diego Luna und Mads Mikkelsen zutrifft. Inmitten des ansonsten lieblos zusammengewürfelten Ensembles offerierten speziell Riz Ahmed und Ben Mendelsohn jeweils Darbietungen, die als Musterbeispiele für deutlich übertriebenes Schauspiel erachtet werden können.
Aus all diesen Gründen kann ich mich der weltweit grassierenden Euphorie unglücklicherweise nur äußerst bedingt anschließen, denn trotz der audiovisuellen Güte, die erwartungsgemäß zu Oscarnominierungen in Nebenkategorien führen wird, sowie der forcierten Neuartigkeit verliert „Rogue One“ sich letzten Endes in absoluter Durchschnittlichkeit und unterscheidet sich somit ironischerweise kaum von zahlreichen, anderen Science-Fiction-Spektakeln. Zugute zu halten ist den Beteiligten möglicherweise, dass es Zuschauern, die bis dato keinen einzigen Teil der Weltraumabenteuer zu Gesicht bekommen haben, erlaubt wird, sich rasch in die Materie einfinden zu können, nichtsdestotrotz spricht auch dies im Gesamtkontext eher für Eindimensionalität mit nicht allzu langer Halbwertszeit.