Am heutigen Tag erreichten uns unglücklicherweise gleich zwei überaus traurige Pressemeldungen auf einen Schlag. Zwei wahrhaft große und prägende Akteure des europäischen Kinos sind von uns gegangen…
Wenige Wochen vor ihrem 90. Geburtstag verstarb die aus Lothringen stammende Filmdiva Emmanuelle Riva gestern nach langer, schwerer Krankheit in ihrer Wahlheimat Paris. Die zeitlebens unverheiratete, passionierte Fotografin blickte auf eine mehr als sechzig Jahre umfassende Karriere als profilierte Theater- und Filmschauspielerin zurück und erlangte mit dem von Kritikern und Publikum gefeierten, heute als Klassiker geltenden Film „Hiroshima, Mon Amour“ im Jahr 1959 internationale Bekanntheit. Es folgten brillante Auftritte im oscarnominierten Holocaust-Drama „Kapo“ (1960) und in „Die Tat der Thérèse D.“ (1962), für den sie im Rahmen den Filmfestspiele von Venedig die „Copa Volti“ als beste Schauspielerin erhielt sowie ein Engagement im ersten Teil der „Drei-Farben-Trilogie“ (1993) von Krzysztof Kieślowski. In den vergangenen Jahrzehnten trat Riva überwiegend in komödiantisch angehauchten Nebenrollen auf, setzte sich jedoch zweifelsohne mit dem Mitwirken in Michael Hanekes „Liebe“ in vielfacher Hinsicht ein unsterbliches Denkmal. Für die atemberaubende Darstellung als Schlaganfallpatientin Anne an der Seite von Jean-Louis Trintignant gewann sie nicht nur den BAFTA, sondern erhielt 85-jährig als älteste Schauspielerin aller Zeiten zu Recht eine Oscarnominierung als „Beste Hauptdarstellerin“.
Bereits zwei Tage zuvor verlor leider auch der Brite Sir John Hurt im Alter von 77 Jahren den Kampf gegen den unerbittlichen Bauchspeicheldrüsenkrebs. Der selbstbestimmte Sohn eines Pfarrers begann seine Karriere Mitte der 1960er am Theater und trat nach seiner Entdeckung im Historiendrama „Ein Mann Zu Jeder Jahreszeit“ (1966) in weitaus mehr als 100 breitgefächerten Kino- und Fernsehproduktionen auf. Überzeugende Performances im Auftakt von „Alien“ (1979), in der dystopischen Romanverfilmung „1984“ sowie in „Rob Roy“ (1995) und „Melancholia“ (2011) ließen Hurt trotz alkoholbedingter Eskapaden zu einem der beliebtesten und schaffenskräftigsten Darsteller des Vereinigten Königreichs avancieren. Für seine Leistungen in „Midnight Express“ (1978) und „Der Elefantenmensch“ (1980) erhielt er jeweils Oscarnominierungen, während ihm Ersterer sogar den Golden Globe und einen von insgesamt vier BAFTA-Awards einbrachte. Der humanitär engagierte, vierfach verheiratete Schauspieler tat sich aufgrund seiner markanten Stimme auch wiederkehrend als Synchronsprecher, u.a. in der Kinderserie „Watership Down“ und im Drama „Dogville“ hervor, während er einem jüngeren Publikum durch seine Rolle als Zauberstabmacher Ollivander in den Harry-Potter-Verfilmungen bekannt geworden sein dürfte. Aktuell ist er in Pablo Larraíns Filmbiographie „Jackie“ zu sehen, welche leider die letzte Rolle seines Lebens darstellen wird.
Mögen sie in Frieden ruhen und unvergessen bleiben…