Vor exakt einem Jahrzehnt startete „Mamma Mia“ zur Verzückung unzähliger ABBA-Fans aller Altersklassen in den internationalen Lichtspielhäusern und trug im Hinblick auf den wohl bekanntesten, schwedischen Musikexport aller Zeiten zu einem regelrechten Revival bei. In Großbritannien löste die Musical-basierte Verfilmung sogar „Titanic“ hinsichtlich der Zuschauerzahlen als erfolgreichsten Film aller Zeiten ab. Angesichts der Adaption von 2008, die sich gemeinhin als kunterbuntes, lebensfrohes und noch dazu starbesetztes Feuerwerk mit sommerlicher Wohlfühlatmosphäre erwies, waren die Erwartungen an den lange in Planung befindlichen Nachfolger dementsprechend von ambivalenter Natur und es mutete außerdem als irritierend an, dass ein gewisser Ol Parker die Regie übernahm, der nicht nur sein Leinwanddebüt gab, sondern noch nicht einmal über einen eigenen Wikipedia-Eintrag verfügt. Letzten Endes erwies sich diese Unerfahrenheit jedoch nicht als nachteilig und mündete in einem kurzweiligen, wenn auch nicht perfekten Kinoerlebnis, das die zeitlose Magie der Songs von Agnetha, Björn, Benny und Anni-Frid erneut einem breiten Publikum zugänglich werden lässt.
Im pittoresken Süddalmatien gedreht, könnte man aufgrund der eleganten Setdesigns beinahe meinen, man befände sich wie schon im Vorgängerwerk tatsächlich inmitten der griechischen Ägäis. Das Gebotene setzt fünf Jahre nach Teil 1 ein und zeichnet sich durch eine Häufung an Rückblenden ins Jahr 1979 aus, durch welche der Zuschauer mehr vom Aufeinandertreffen von Donna und ihren drei Verehrern erfährt. Darüber hinaus ordnet sich das übrige Handlungsgefüge konsequent der diskografischen Zusammenstellung unter und lässt in diesem Kontext trotz des in Gänze zurückkehrenden, dynamischen Ensembles einen Hauch an altbekannter Leichtigkeit, aber auch Innovation vermissen. Dessen ungeachtet forciert das Musical ein deutlich höheres Maß an Melancholie, gleichwohl wirken die Choreographien aufwändiger und ausgefeilter denn je. Zu den musikalischen Highlights zählen neben den zu Duetts umgestalteten Erfolgs-Singles „Fernando“ sowie „One Of Us“ in Form einer traumhaften Neuinterpretation überraschender Weise ebenjene Songs, die selbst eingefleischten Sympathisanten nicht unbedingt bekannt sein dürften und denen die jeweiligen Akteure eine persönliche Note zu verleihen wussten. Während Goldkehlchen Amanda Seyfried wieder einmal zeigt, dass sie sich als Sängerin im Vergleich zu ihren darstellerischen Qualitäten deutlich stärker profilieren kann, zaubern einem insbesondere Julie Walters und Christine Baranski mit ihrem komödiantischen Talent eingespielter Weise erneut ein breites Grinsen ins Gesicht. Mit unmissverständlicher Ausnahme von Hugh Skinner machen auch die jugendlichen Darsteller der bereits aus dem Prequel bekannten Figuren ihre Sache sowohl gesanglich als auch darstellerisch allerehrenwert, ganz besonders die als „Cinderella“ populär gewordene Lily James, welche als junge Donna eine charmante und absolut glaubhafte Darbietung abliefert. Obwohl die nach „Silkwood“ zum zweiten Mal gemeinsam vor der Kamera stehenden Damen Cher und Meryl Streep in Bezug auf das Marketing vorab als Zugpferde präsentiert worden sind, sind sie jeweils nur in überschaubaren Nebenrollen zu sehen und zumindest im Falle von Zweitgenannter muss man dies sehr bedauern. Letztlich tröstet einen aber speziell die Spielfreude von Colin Firth und Stellan Skarsgård über diesen Umstand hinweg.
Entgegen der weitläufigen Meinung sind die vielfach als Meistwerke zu klassifizierenden Werke von ABBA überaus schwierig zu interpretieren, weswegen allen Beteiligten erneut ein großes Lob auszusprechen ist. Wenngleich das Drehbuch einige Optimierungen hätte vertragen können und das Endresultat sich nicht mit dem Original messen kann, hält „Mamma Mia! Here We Go Again“ letzten Endes genau das, was man verlangen konnte und stellt daher ein rundum solides, in Teilen sogar erfrischend amüsantes Sommer-Musical mit gelungener Musikselektion dar. And I ask in all honesty: How can you resist it?