Im Zuge der Weinstein-Enthüllungen gab es einen großen Verlierer in der letzten Awardsaison und das war „Wonder Wheel“ von Woody Allen. Es ist kein perfekter Film, aber gerade die Darstellungen von Kate Winslet und James Belushi und das stark abgefilmte Set Design hätten mehr Aufmerksamkeit verdient meiner Meinung nach. Was der Film sonst noch so kann oder wo er an seine Grenzen stößt, erfahrt ihr hier…
Bademeister Mickey Ribin (Justin Timberlake) erzählt von seinen Affäiren mit der Kellnerin Ginny (Kate Winslet) und dessen Stieftochter Carolina (Juno Temple), die auf dre Flucht von ihrem Ex-Mann ist, der zur hiesigen Mafia gehört. Das Titelgebende „Wonder Wheel“ betreibt Ginnys Mann Humpty (James Belushi) und hat storytechnisch keine größere Relevanz, sondern steht eher für metaphorische Bezüge.
Auch wenn mir bewusst ist, dass die Geschichte nicht sehr originell ist, trägt unter anderem Kate Winslets grandiose Performance als die unglücklich verliebte, gestresste Mutter den Film. So wunderschön auch der Film anzusehen ist, der visuelle Augenschmaus täuscht, denn tief im Inneren ist „Wonder Wheel“ eine zutiefst deprimierende Geschichte über die psychischen Einflüsse, die durch Enttäuschung, Liebeskummer, Stress und Schuldgefühle ausgelöst werden, die in einem äußerst bösen Ende konsequent auf eine bedeutende Entscheidung hinausläuft, die zur Schau stellt, wie ein verzweifeltes Individuum im schlimmsten Fall seine Gefühle über seine Menschlichkeit stellt. Oft genug wusste Woody, wie er uns die schönsten und hässlichen Seiten des Verliebtseins zeigen konnte und dieser Film ist dabei keine Ausnahme.
Es ist bemerkenswert, wie Woody selbst nach so vielen Jahrzehnten immer noch seinem Stil treu bleibt und auf große Filme, die an Hollywood-Gigantomanie leiden, verzichtet und lieber auf kleinere Filme fokussiert, die keine zu lange Laufzeit haben, nicht zu kompliziert gestrickt sind und mit einem nicht zu rapidem Tempo erzählt werden. Dieser Minimalismus in seinen Filmen macht auch deren Charme aus, eine Eigenschaft, die vor allem bei dem heutigen Publikum leider nicht mehr so beliebt ist.
Ich wage abschließend zu behaupten, dass Kate Winslet ohne die Me Too-Kampagne ihre 8. Oscarnominierung für „Wonder Wheel“ erhalten hätte. So losgelöst agierend sieht man sie nur selten und viele erachten ihre Leistung hier sogar als ihre bisherige Karrierebestleistung, was angesichts ihres filmischen Reportoires einiges zu heißen vermag. Nach dem Gewinn des Hollywood Awards als „Beste Darstellerin“ und einhergehendem Awardbuzz war die Hoffnung auf ihren längst überfälligen 2. Oscar begründet, doch wurde diese leider jäh genommen. Objektiv betrachtet wären neben Kate Winslet für James Belushi als „Nebendarsteller“ und der 3-fache Oscarpreisträger und Kameramann Vittorio Storaro (Apocalypse Now!, Reds und Der letzte Kaiser) verdient gewesen.
Leider vermag Woody Allen das Tempo nicht genügend anziehen und hat sich mit der Besetzung von Justin Timberlake in der zentralen Hauptrolle nicht den größten Gefallen getan. Ich will damit nicht sagen, dass er ein schlechter Schauspieler ist, denn in „The Social Network“ hat man gesehen, dass er mit dem richtigen Material und einem enthusiastischem Regisseur auch eine starke Leistung abrufen kann, hier bleibt er aber auch aufgrund des zu einseitig beschriebenden Charakters recht blass. Das männliche Charaktere Woody Allen selten lag zieht sich aber schon durch seine Filmografie. Während seinen Frauenfiguren, auf sage und schreibe 6 Oscars und 6 weiteren Nominierungen kommen, ist nur Michael Caines Charakter in „Hannah und ihre Schwestern“ oscargekrönt geworden.
Fazit: Wer sehen möchte was sehr gute Schauspieler aus einem recht simplen Plot machen und auf Musik aus den 50ern steht, dem sei „Wonder Wheel“ empfohlen. Fans von Kate Winslet sollten den Film sowieso sehen und wer die meisten Werke von Woody Allen mag, der wird auch hier nicht enttäuscht werden, auch wenn noch Luft nach oben bestanden hätte.