Schon rund 100 Jahre, bevor das Filmmedium überhaupt das Licht der Welt erblickte, prägte der Literaturwissenschaftler Friedrich von Schlegel den Satz „Nichts ist seltener als eine schöne Komödie“, dem man auch heute noch ein hohes Maß an Wahrheit abgewinnen kann. Die jüngst erschienene Rom-Com „Book Club“ bewegt sich zweifelsohne (und glücklicherweise) nicht in derart philosophischen Ebenen und schildert stattdessen, wie ausgerechnet die „Fifty-Shades“-Trilogie dem eingerosteten Liebeslieben von vier lesebegeisterten Freundinnen im Herbst ihres Lebens neue Impulse verleiht. Mit seinem Regiedebüt erfindet Bill Holderman das Rad des humoristischen Genres zwar nicht neu, liefert jedoch einen kurzweiligen, herrlich amüsanten Film, der entscheidend von der unbändigen Spielfreude des namhaften Ensembles lebt und obendrein als Beweis fungiert, dass den obskuren Geschichten rund um Christian Grey zumindest einmal ein halbwegs veritabler Sinn zugutekommt.
Das aus einer Witwe, einer seit Jahrzehnten verheirateten Hausfrau mit frisch pensioniertem Ehemann, einer joborientierten Bundesrichterin und einer vor Selbstsicherheit sprudelnden, männerbesessenen Hotelbesitzerin bestehende Personengefüge erweist sich als gewinnbringender Motor der Handlung. Wenngleich nicht jeder einzelne Gag ein Feuerwerk zu entfachen vermag und man bisweilen den Eindruck hat, dass durch die deutschen Synchronisation ein Teil der dialogischen Spritzigkeit verloren gegangen ist, überzeugt vor allem der Mittelteil mit unverhohlenem Biss und lebensnahen, augenzwinkernden Bonmots auf das Alter, familiäre Eingebundenheit, Flugangst, die sich vielerorts einschleichende Routine und Genügsamkeit sowie nicht zuletzt die fehlende Souveränität im Hinblick auf Dates. Die gelungene Musikauswahl und lichtdurchflutete Drehorte stellen dabei stets nur Beiwerk dar, da der Fokus konsequent auf die Belange der Protagonistinnen verleibt. Aus diesem Grunde verwundert es auch nicht, dass dem Darstellergespann viel Raum zur Entfaltung zugestanden wird. Letzten Endes sind es die weiblichen Hauptdarstellerinnen, drei davon sind Oscarpreisträgerinnen, die andere wurde vor 40 Jahren immerhin einmalig für selbige Auszeichnung vorgeschlagen, welche eine vertraute und witzige Wohlfühl-Atmosphäre kreieren, die auch ohne den häufig gesehenen Hang zur Erweckung von Mitleid auskommt. Als besonders interessant erweist es sich, dass in Gestalt von Candice Bergen gerade ebenjene Dame, in deren Vitrine kein Academy Award steht, die mit Abstand überzeugendste und schreiend komische Leistung offeriert. Neben dem sich sichtlich wohlfühlenden Andy García liefert auch Jane Fonda ein weiteres Mal den Beweis dafür, warum sie auch mit mittlerweile 81 Lebensjahren noch lange nicht an den Ruhestand denken sollte, während Diane Keaton und Mary Steenburgen liebenswerte, ungekünstelte Darbietungen zeigen, mit denen sich definitiv nicht nur Frauen gleichen Alters identifizieren dürften.
„Book Club“ mag infolgedessen nicht zu den ganz großen Würfen zählen und bisweilen etwas zu vorhersehbar erscheinen, nichtsdestotrotz zählt die starbesetzte Romanze zum bisher erfrischendsten und lockersten, was das komödiantische Genre in diesem Jahr hervorgebracht hat und bildet nicht zuletzt einen altersunabhängig verstehbaren Appell gegen Altersdiskriminierung und setzt in kurzweiliger Form ein Ausrufezeichen dafür, dass es nie zu spät ist, neue Wege zu beschreiten – auch nicht in Liebesdiengen. Zuletzt dürfte auch die zentrale Zeile „Liebe ist nur ein Wort, bis ihm jemand Bedeutung verleiht.“ so einige Kinozuschauern förmlich aus der Seele sprechen.