A Star Is Born

© Warner Bros. Pictures

Seit der Veröffentlichung von potentiellen Oscar-Anwärtern wie „Roma“, „The Favourite“ und „BlackKlansman“ geht die aktuelle Filmpreis-Saison langsam, aber sicher auf Kino-Ebene in die heiße Phase. Hinzugestoßen ist nunmehr auch das Regie-Debüt von Schauspiel-Beau Bradley Cooper, dem wohl nur die wenigsten vorab ein gesteigertes Interesse an einer Musicaladaption bescheinigt hätten. Bereits insgesamt drei Mal wurde „Ein Stern Geht Auf“ zuvor kommerziell erfolgreich mit Janet Gaynor, Judy Garland und Barbra Streisand in den jeweiligen Hauptrollen verfilmt. In Form der vierten Annäherung an den Stoff wurde die basale Handlung rund um eine aus einfachen Verhältnissen stammende Sängerin, die unversehens zum Medienstar avanciert, ins 21. Jahrhundert transkribiert. Entstanden ist trotz ambivalenter Gedanken im Hinblick das Hauptdarstellergespann ein überraschend geschlossen inszeniertes, kraftvoll anmutendes Werk, das nicht nur aufgrund seiner Songbeiträge zu begeistern weiß.

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Die Sparteneinteilung fällt – analog zu den Mitgliedern der „Hollywood Foreign Press Association“ – in der Tat alles andere einfach, da „A Star Is Born“ in ausgewogenem Maße sowohl bittersüßes Drama als auch involvierendes Musical darstellt. Dennoch schildert die von einer ungewöhnlich elegant geführten Kameraarbeit getragene Genre-Mixtur nicht nur eine ergreifende, hindernisreiche Romanze und den individuellen Auf- und Abstieg zweier Individuen, sondern befasst sich auch kritisch mit der Gefährlichkeit von Alkohol und die von grenzenloser Schnelllebigkeit, Ellenbogenmentalität und Gewinnorientierung gekennzeichnete Maschinerie in der heutigen Musikszene. Obwohl die raumgreifende Laufzeit unvermeidlich zu einer in der Mitte gelagerten Phase der Redundanz führt, schweift das filmische Interesse trotz humoristischer Einschübe nie vom Seelenleben der Protagonisten ab und mündet schließlich in einem hochemotionalen Finale, das wohl selbst Hartgesottenen mehr eine Träne abverlangen dürfte. Unter den zwischen Sensibilität, Rock und Entertainment pendelnden Songs zählen das Opening „Black Eyes“, „Shallow“ und ganz besonders „I’ll Never Love Again“ zu den unbestrittenen, nachwirkenden Highlights. Zwar mag Lady Gaga in ihrer ersten Leinwandproduktion etwas stärker durch ihre gesangliche als ihre schauspielerische Leistung punkten und erreicht in Gänze nicht den Ikonenstatus einer Judy Garland, dennoch sollte dies auch nicht als Maß der Dinge gelten und speziell im abschließenden Drittel überzeugt sie vor allem mithilfe von ungeahnter Authentizität und Präsenz. Eine auf allen Ebenen von den Socken hauende Darbietung lieferte allerdings Bradley Cooper in der szenestehlenden Rolle des Countrymusikers Jackson, dem ich persönlich zum allerersten Mal überhaupt eine Oscarnominierung von Herzen gönnen würde und auch Schauspiel-Veteran Sam Elliott darf sich dank einer starken Performance berechtigte Hoffnungen auf eine Nennung als „Bester Nebendarsteller“ machen.

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Allzu häufig muss man sich die Frage stellen, ob es tatsächlich einer wiederholten Verfilmung desselben Drehbuchmaterials bedarf. In Gestalt von „A Star Is Born“ steht ebendies erfreulicherweise nicht zur Disposition, denn Cooper ist es unmittelbar gelungen, im ersten Anlauf ein erwachsenes Werk mit Daseinsberechtigung, Unterhaltungscharakter und Lebensrelevanz zu kreieren, das derzeit zu Recht sämtliche Expertenlisten dominiert.

USA 2018 – 136 Minuten
Regie: Bradley Cooper
Genre: Drama / Musikfilm / Romanze
Darsteller: Bradley Cooper, Lady Gaga, Sam Elliott, Dave Chappelle, Andrew Dice Clay, Anthony Ramos, Michael J. Harney, Rafi Gavron, Greg Grunberg, Alec Baldwin, Bonnie Somerville
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