Etliche Male wurde das literarische Spätwerk von Frances Hodgson Burnett bereits für Film und Fernsehen adaptiert und sogar eine Musicalfassung existiert davon. Seit der Veröffentlichung im Jahre 1911 begeisterte der Kinderroman „Der geheime Garten“ unzählige Generationen und wurde nun von einigen an „Harry Potter“ Beteiligten erneut auf die Leinwand gebracht und obendrein eindrucksvoll besetzt. Ebendies sowie die bedauerlicherweise erneut bevorstehende Schließung sämtlicher Kinos auf Bundesgebiet animierten spontan zu einer Sichtung, die sich vor allem aufgrund der visuellen Gestaltung und einer gelungenen Balance von juvenilen und adoleszenten Elementen durchaus als lohnenswert erwies. Aus den Augen der 10-jährigen, zur Vollwaisen gewordenen und von Indien nach England geschickten Mary erzählt, bestimmen Kontraste zwischen dem düsteren Herrensitz und dem schrittweise entdeckten, wundersamen Garten das Geschehen, das entscheidend von der Kameraführung sowie der Lichtgestaltung lebt. Es mag nicht von der Hand zu weisen sein, dass das Handlungskonstrukt gelegentlich nicht frei von Redundanz, Sentimentalität und einer gewissen Überzuckertheit ist, allerdings wird dies rasch durch viele warmherzige Momente ausgeglichen. Stärker als in den vorangegangenen Adaptionen wurde besonders die Ambivalenz des Verhältnisses zwischen Kindern und ihren (verstorbenen) Eltern herausgearbeitet. Ein Inszenierungselement schwebt jedoch über allem, und zwar die feinsinnige Musik von Dario Marianelli, der ein weiteres akustisches Meisterwerk liefert. Während die blutjunge Hauptdarstellerin eine vielschichtige Vorstellung liefert, wird insbesondere Colin Firth leider wenig Raum zur Entfaltung zugestanden. Demgegenüber weiß Dame Julie Walters mit scheinbarer Mühelosigkeit vollends zu überzeugen, und das obwohl sie während des Dreharbeiten gegen eine Darmkrebserkrankung kämpfte. Unter dem Strich fügt die Verfilmung der hochmetaphorischen Buchvorlage zwar kein Übermaß an Substanz hinzu, lässt sie jedoch überaus modern wirken und vermag sowohl Kinder als auch Erwachsene zum Nachdenken anzuregen. Trotz kleiner Mankos hinterlässt vor allem die Schlussszene einen nachhaltigen Eindruck, da sie ebenjene Unbeschwertheit einfängt, nach der sich viele aktuell sehnen dürften.
[/caption]Der geheime Garten (OT: The Secret Garden)
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