Ganze sechs Länder waren an der Produktion einer Tragikomödie beteiligt, die ihre Premiere bereits im Mai im Rahmen der Filmfestspiele von Cannnes erlebte und so sehr polarisierte wie kaum ein anderer Beitrag im Rennen um die „Goldene Palme“. Dass der schwedische Landsmann Ruben Östlund ein Faible für sperrige Sujets hat, die nicht unbedingt Everybody’s Darling sind, hat er bereits hinlänglich mit seinem Vorgängerfilm „The Square“, der eine Oscarnominierung als „Bester fremdsprachiger Film“ erhielt, unter Beweis gestellt. Doch mit „Triangle Of Sadness“ geht er sogar noch einen Schritt weiter und inszenierte eine bitterböse, vielfach bizarre Satire, die man als Betrachter erst einmal verdauen muss.
Im Zentrum des Werks, das fast schon schroff in drei Kapitel separiert worden ist, stehen Carl und Yaya, die beide als Model und Influencer tätig sind und sowohl aufgrund von Anziehung als auch aus Imagegründen eine Beziehung zueinander beginnen, die sie auf eine Luxusyacht verschlägt. Rasch offenbart sich ein ironischer, gleichzeitig zutiefst selbstkritischer Blick auf eine oberflächliche Branche, in der ein nicht geliktes Foto häufig zu Nervenzusammenbrüchen führt. Aufgrund der handwerklich starken, wenngleich reduzierten Gestaltung verbleibt der Fokus im Zusammenspiel mit messerscharfen Dialogen konsequent auf der Persiflage einer neureichen Gesellschaft voll von Selbstdarstellern, Trunkenbolden und Machtbesessenen, die zunächst bestens unterhält, jedoch spätestens in der zweiten Hälfte fesselt und mitunter anwidert. Von da an erlebt der Zuschauer abrupt ein universelles Porträt von Menschen in Extremsituationen, denen eins gemein ist: Der ureigene Selbsterhaltungstrieb, unabhängig von der Sozialisierung und Herkunft. Als besonders stimmig erweist sich die bunte Schauspielriege, aus der ganz besonders Harris Dickinson mit einer sehr charismatischen, verletzlichen Performance hervorsticht. Besonders tragisch ist, dass die erst 32 Jahre alte, vor allem im Schlussteil mit scheinbarer Mühelosigkeit brillierende Charlbi Dean Kriek den globalen Kinostart nicht mehr erlebte, denn sie verstarb unerwartet. Auch die Grande Dame des deutschen Films Iris Berben weiß zu überzeugen, doch vor allem Woody Harrelson liefert in der Rolle des alkoholisierten Schiffskapitäns ein weiteres Meisterstück.
„Triangle Of Sadness“ zählt zu den Filmen mit vielseitig interpretierbarem Titel, über die man am besten vorab so wenig wie möglich weiß und sorgt mit einem durchdachten Genrespagat sowohl für Phasen des Gelächters als auch für Momente voller Schockstarre. Und so wird einer der zu Beginn geäußerten Sätze zum Motor eines unangenehmen, gewollt überzeichneten, jedoch eventuell zwanzig Minuten zu lang geratenen Lehrstücks, das so recht in keine Schublade passt: „Wenn man nicht kämpft, wird man zum Sklaven.“