Seit dem Tod von König T’Challa (Chadwick Boseman) ist das Königreich Wakanda unter Druck geraten, die ganze Welt will unbedingt an das seltene Mineral Vibranium kommen, das nur dort zu finden ist. Für Königin Ramonda (Angela Bassett), die das Land nach dem Tod ihres Sohnes anführt, steht es aber völlig außer Frage, dass jemand anderes Zugriff darauf hat. Aber vielleicht gibt es ja Alternativen. So hat die Studentin Riri Williams (Dominique Thorne) ein Gerät entwickelt, mit dem sich Vibranium aufspüren lassen soll. Tatsächlich sieht es so aus, als gäbe es tief unter Wasser ein reiches Vorkommen davon. Doch dabei geraten sie mit Namor (Tenoch Huerta) aneinander, Herrscher über ein mächtiges Meervolk, das seit Jahrhunderten unbemerkt in der Tiefe lebt. Und es liegt an Shuri (Letitia Wright), Nakia (Lupita Nyong’o) und Okoye (Danai Gurira), Schlimmeres zu verhindern…
Natürlich, fast alle Filme aus dem Marvel Cinematic Universe waren erfolgreich, die einen mehr, die anderen weniger. Doch selbst innerhalb der langen Erfolgsgeschichte war Black Panther eine Ausnahmeerscheinung. Das lag jedoch nur bedingt an dem Film an sich als vielmehr dem, was er symbolisierte: Dunkelhäutige Helden sind in einem Umfeld, das bis heute von weißen heterosexuellen Cis-Männern geprägt ist, eine Seltenheit. Für die afroamerikanische Bevölkerung war die Titelfigur nicht einfach nur ein weiterer Typ mit Superkräften, der die Bösen vermöbelt. Black Panther wurde für Millionen von Menschen zu einer Identifikationsperson, zumal auch der Film die Unterdrückung Dunkelhäutiger zum Thema machte. Es war also ein doppelter Befreiungsschlag. Umso bitterer war, dass ausgerechnet dieser Held, der so viele Leute träumen ließ, viel zu früh die Bühne wieder verlassen musste. Der Tod von Chadwick Boseman, er war nicht nur für Marvel eine Katastrophe. Der Schmerz über den Verlust war unermesslich.
Aber was bedeutete das für die Marvel-Filme? In Black Panther: Wakanda Forever wird das Thema sehr offensiv angegangen. So beginnt die Geschichte nicht nur mit dem plötzlichen Tod von T’Challa. Auch an anderen Stellen wird immer wieder darauf verwiesen. Die Grenze zwischen Hommage und emotionaler Ausschlachtung ist da zuweilen nicht ganz eindeutig. Andererseits hat Ryan Coogler (Nächster Halt: Fruitvale Station), der erneut Regie führte und das Drehbuch mitschrieb, einen Weg gefunden, den Tod sinnvoll zu integrieren. So spielt ganz allgemein das Motiv des Verlustes, der Trauer, aber auch des Loslassen eine zentrale Rolle. Auch der Hintergrund von Namor ist tragischer Natur und wurde aus Leid und Unglück heraus geboren. Seine Welt unter Wasser ist das Ergebnis einer Flucht vor der Außenwelt, die so vielen Leid brachte.
Grundsätzlich ist diese Dopplung zweier in sich geschlossener Welten, die von außen bedroht werden, eine gute Idee und sorgt für eine natürliche Annäherung. Umso eigenartiger ist, dass Coogler an der Stelle auf Teufel komm raus einen Konflikt zwischen den zwei Königreichen vom Zaun bricht, der Konflikt mit der Außenwelt dabei aber völlig verschwindet. Immer wieder sind da Situationen in Black Panther: Wakanda Forever, die in der Form nur bedingt Sinn ergeben. Dazu zählt gerade auch die Einführung von Riri, die später eine eigene Disney+ Serie bekommt und deswegen hier fast schon als Ballast mitgeschleppt wird. Dass das Unterwasserkönigreich alles dran setzt, um sie zu töten, bevor sie einen weiteren Vibranium-Detektor baut, ist nicht sonderlich plausibel, nachdem dieser von der US-Regierung schon eingesetzt wurde. Diese sollte inzwischen ja wissen, wie der funktioniert. Aber gut, wollen wir das mal nicht überbewerten.
Diese diversen Unsinnigkeiten sind deshalb etwas störend, weil sie den Film in die Länge ziehen. 161 Minuten nimmt Black Panther: Wakanda Forever für sich in Anspruch. Die große Stärke von Wakanda Forever, ist die Unterwasserwelt, die ebenso wie Wakanda zu gefallen weiß und die Lauflänge entschuldigt. Vor allem die zahlreichen folkloristischen Elemente wissen hier zu gefallen. Jedoch hätte Regisseur Coogler tatsächlich noch mehr World Building betreiben können und dafür das erste Drittel kürzen könne, aber geschenkt. Meckern auf hohem Niveau. Das Produktionsdesign ist wieder einmal absolut Oscarwürdig und es dürfte mit dem Teufel zu gehen, wenn nicht zumindest Kostümdesignerin Ruth E. Carter wieder mit Gold geadelt werden wird.
Weiteres Plus ist das Ensemble. Natürlich, der Verlust von Boseman wiegt schwer. Dass auch Michael B. Jordan nicht mehr dabei ist, von einer kongenialen kurzen Szene einmal abgesehen, ist ebenfalls kaum auszugleichen. Doch das lässt dem weiblichen Teil der Besetzung mehr Raum zur Entfaltung, allen voran Angela Bassett als Königin, die vor einer schwierigen Aufgabe steht. Black Panther: Wakanda Forever ist dabei stärker als der Vorgänger eine Gemeinschaftsarbeit, was ihm ganz gut tut. Und auch im Hinblick auf die Action gibt es Verbesserungen, allen voran ein Endkampf, der sich nicht über eine Stunde hinzieht, wie es so oft bei Marvel-Filmen der Fall geworden ist.
Fazit: „Black Panther: Wakanda Forever“ hat als Nachfolger eines Phänomens ein schweres Erbe anzutreten, aber Ryan Coogler gelingt auch dies. So sind für die Ereignisse diesmal stärkere Teamarbeit gefordert, wovon gerade die Frauenfiguren profitieren, welches besonders Okoye, Shuri und Königin Ramondo zu Gute kommt. Auch die Unterwasserwelt, die eine Art Spieglung von Wakanda ist, kann sich sehen lassen. Die Lauflänge hätte man durch eine Raffung des ersten Teils umgehen können. Die Actionszenen sind recht ordentlich und nicht überlang.