Wir befinden uns im Jahr 2065, seit Jahren tobt ein Krieg zwischen der mit der KI kooperierenden östlichen Welt und der westlichen Welt, die die KI nach einem Atombombenschlag bekämpft. Moderne Geopolitik in der Glaskugelprognose. Joshua, ein Ex-Spezialagent, erhält fünf Jahre nach dem Verschwinden seiner schwangeren Frau (Gemma Chan) von einer strengen US-Army-Teamleiterin (Allison Janney) den Auftrag, „Nirmata“ mitsamt neuartiger Waffe zu finden – Ursprung und Schöpferin der KI. John David Washington als Joshua zeigt sich in formidabler Verfassung und fällt nicht in das Klischee des gnadenlosen Soldaten, sondern transportiert Empathie von Beginn an. Trauer, Verwirrung und Mut sehen wir durch seine Augen. Zu seiner Überraschung stellt sich die Waffe als humanoides Kind namens Alphie heraus, das den Krieg für die KI-Seite gewinnen kann…

Nicht erst seit ChatGPT sind Künstliche Intelligenzen (KI) vermehrt im öffentlichen Diskurs vertreten. In der Science-Fiction-Literatur gibt es apokalyptische Geschichten über zerstörerische Maschinen seit Jahrhunderten, lange vor der Erfindung des Computers. Dem Medium Film und seiner Geschichte drückten Sci-Fi-Filme gar einflussreich ihren Stempel auf: 2001: A Space Odyssey und Blade Runner gelten als Meisterwerke. The Creator setzt diese Tradition fort, bricht aber mit üblichen Narrativen: Wer ist gut, wer ist böse? So eindeutig ist das nicht.

Das Regisseur Gareth Edwards dem Genre gewachsen ist, zeigte schon Rogue One: A Star Wars Story. Einer der wenigen neuen Filme der Saga, die nicht von Kritik und Publikum zerpflückt wurden. In seinem neuen Streifen versammelt der bekennende Fan nostalgischer Sci-Fi-Filme bekannte Handlungselemente – traumatisierter Spezialagent auf der Suche nach verschwundener Frau, der durch die kindliche Unschuld seine Prinzipien überdenkt. Und schafft dennoch etwas Neues, ein Umdenken, einen Perspektivwechsel. Ein Werk, mit dem er sich in die vordere Riege der interessantesten, aktuellen Blockbuster-Regisseure einreiht.

Inhaltlich ist der Film nicht DIE Offenbarung, aber es passt alles sehr gut zusammen, war bewegend und mitreißend. Wann ist das zuletzt bei einem Blockbuster passiert? Ich kann mich nicht dran erinnern. Das der Film nur 80 Millionen US-Dollar gekostet hat, sprich 220 Millionen Dollar weniger (!) als der letzte Indiana Jones mit seinen schrecklich billig wirkenden Effekten, macht die Sache noch erstaunlicher. Das Worldbuildung und die Effekte hier sind der absolute Wahnsinn und sollte mit dem Oscar geadelt werden. Denzel Washingtons Sohn kann hier auch endlich mal zeigen, dass mehr in ihm stecken könnte, als lediglich ein solider Action-Darsteller. Neben ihm glänzen vor allem Allison Janney, Gemma Chan und Ken Watanabe. Die darstellerische Entdeckung ist allerdings Madeleine Yuna Voyles, die zu den Dreharbeiten gerade einmal 7 Jahre alt war und als KI-Waffe eine unglaublich intensive Leistung abliefert.

Fazit: The Creatur ist DIE Sci-Fi-Überraschung des Jahres und hätte ein noch viel größeres Publikum verdient gehabt. Trotz des relativ geringen Budgets braucht sich das Worldbuildung und die visuellen Effekte nicht vor 300 Million Dollar-schweren Hollywood-Produktionen verstecken. Auch darstellerisch weiß das Werk von Gareth Edwards überzeugen und kann so über das ein oder andere kleine Logikloch hinwegtrösten.