The Regime

The Regime | Official Website for the HBO Series | HBO.com
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Elena Vernham (Kate Winslet), die Kanzlerin eines nicht näher bestimmten mitteleuropäischen Landes, wurde einst demokratisch gewählt. Doch inzwischen herrscht die skrupellose Politikerin autoritär über ihr Volk. Vernham entwickelt daneben zahlreiche Ängste und Neurosen und neigt zunehmend zur Paranoia. So glaubt sie etwa, dass überall um sie herum Krankheitserreger lauern. Ihren Regierungspalast riegelt sie daher hermetisch ab.

Der Soldat Herbert Zubak (Matthias Schoenaerts), bekannt als „Der Metzker“, soll für Vernham die Luftqualität in der Machtzentrale kontrollieren, übernimmt aber bald auch andere Aufgaben, organisiert die Sicherheit des Staatsoberhauptes und die beiden so unterschiedlichen Charaktere kommen sich langsam näher.

Gleichzeitig suchen die mächtigen USA in Person von Außenministerin Judith Holt (Martha Plimpton) eine Verbündete in Vernham. Doch die Regierungschefin verliert immer mehr den Bezug zur Realität, während ihr Land von schweren Unruhen erschüttert wird. Als Vernham auch noch den Oppositionsführer (Hugh Grant) verhaften lässt, beginnt ihre Herrschaft endgültig zu bröckeln…

The Regime»: Kate Winslet als schrecklich lustige Despotin - Kultur - SRF
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Oscarpreisträgerin Kate Winslet hat sich in den vergangenen Jahren verstärkt hochkarätigen Serienrollen zugewandt. So begeisterte der ehemalige Titanic-Star zuletzt in der Miniserie Mare of Easttown. Für ihre Darstellung in der HBO-Serie wurde Winslet mit Preisen überschüttet, unter anderem erhielt sie den zweiten Emmy-Award, ihren fünften Golden Globe und auch fünften Screen Actors Guild Award ausgezeichnet. Kein Wunder also, dass die 48-Jährige und der US-Premiumkabelkanal HBO ihre Zusammenarbeit auch 2024 fortsetzen werden. Dieses Mal hat sie die Serie auch mit produziert.

Der mittlerweile 82-jährige Regisseur Stephen Frears setzt Kate Winslet als Kanzlerin mit ausgewachsener Persönlichkeitsstörung, die hingebungsvoll ihr höfisches Umfeld terrorisiert, gekonnt in Szene. Das grenzwertige Verhalten der im modischen Zwirn durch den Palast rauschenden Kanzlerin erinnert an Donald Trump, dem zahlreiche Psychiater per Ferndiagnose unter anderem eine Angststörung, bösartigen Narzissmus und eine dissoziale Persönlichkeitsstörung attestierten.

The Regime Episode 5 Recap: Herbert's Dream & 7 Other Reveals
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Das alles trifft Pi mal Daumen auch auf Elena Vernham zu, die irgendwann die Temperatur in ihrem Palast, einer Mischung aus Tempelhofer Flughafen und Wes Andersons Grand Budapest Hotel, so herunterkühlen lässt, dass alle bibbernd in Winterkleidung herumlaufen, während sie in einer eisgekühlten Badewanne sitzend per Zoom an einer Kabinettssitzung teilnimmt und über die unerträgliche Hitze klagt.

Aber keines der unterwürfigen Kabinettsmitglieder darf ihr sagen, dass womöglich ihre Wahrnehmung verschoben sein könnte. Sie hört nur auf ihren Berater Herbert Zuback, der wie einst Rasputin am Zarenhof zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum wirkmächtigen Einflüsterer wird. Rasputin hatte angeblich den Zarensohn geheilt, Herbert sorgt dafür, dass dem an Epilepsie erkrankten Sohn der Kanzlerin die Medikamente weggenommen werden, da er die nur für westlichen Schnickschnack hält. Der Kanzlerin verpasst der selbsternannte Berater, der bald in einer Galauniform herumläuft, Senfumschläge und überall im Regierungspalast werden dampfende Kartoffeln aufgestellt, um die Luftqualität zu verbessern.

The Regime': Will Tracy Explains Writing a Dictatorship
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The Regime lässt nichts aus, um die bornierte Selbstgefälligkeit autokratischer Herrscher zu karikieren. Gleich zu Beginn wird der Jahrestag der angeblich mit Wahlen demokratisch legitimierten Machtübernahme gefeiert. Die Vorgängerregierung, immer wieder als marxistisches Diebespack bezeichnet, wird zum Erzfeind stilisiert, während in der Peripherie des kleinen Landes mit Alpenpanorama ein erbitterter und blutiger Arbeiterkampf tobt und Oppositionsführer Keplinger (Hugh Grant) dezent aus dem Weg geräumt worden ist. Stellenweise ist diese brachiale Karikatur angesichts der brutalen Repression in vielen Ländern der Welt, die unter derartigen Despoten zu leiden haben, grenzwertig. Dennoch trifft The Regime den Zeitgeist.

Die übertrieben künstliche, mitunter ins Surreale abgleitende Inszenierung der Kanzlerin und ihres Hofstaates ist wie eine Folie, auf die sich die Absurditäten verschiedener autokratischer Herrscher und illiberaler Demokratien projizieren lassen.

Deshalb kommt Elena Vernham auch wie ein Crossover verschiedener Staatsführerinnen aus Geschichte und Popkultur daher. Ihr Vater liegt wie einst Lenin im gläsernen Sarkophag im schloss­eigenen Mausoleum. Wenn es etwas zu feiern gibt, singt sie hingebungsvoll auf der Bühne wie Evita, auch wenn sie völlig unmusikalisch ist.

TV-Kritik/Review: "The Regime": Willkommen in Absurdistan! – Politsatire mit Kate Winslet als Autokratin fehlt mitunter Schärfe auf TV Wunschliste
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Das Kabinett applaudiert brav, wenn sie tanzend im Stil der gerade neu verfilmten „Mean Girls“ in der landeseigenen Weihnachts-TV-Show mit maximalem Fremdschämfaktor auftritt. Sie läuft aber auch mal mit Julia-Timoschenko-Haarkranz herum und trägt dabei ein Kleid, das von Königin Elsa aus dem Disney-Animations-Film Frozen stammen könnte.

Um von innenpolitischen Problemen abzulenken, überfällt sie das Nachbarland und polemisiert gegen die USA, während sie morgens durch ihren Rosengarten spaziert wie Präsident Snow in der Tribute von Panem-Filmreihe. Mit ihrer Impertinenz sorgt sie dafür, dass soziale und politische Konflikte eskalieren, bis ihr Land schließlich im Bürgerkrieg zu versinken droht.

Beachtlich ist Kate Winslets schauspielerischer Einsatz, wenn sie mit leicht heruntergezogenem Mundwinkel lispelnd die autoritäre Kanzlerin gibt, die genau jene Mischung aus fehlendem Selbstbewusstsein und überzogen narzisstischer Egomanie performt, für die Trump berühmt ist. Denn für die Posse gegen die Autokraten dieser Welt dürfte die Macher im Jahr des US-Präsidentschaftswahlkampfes vor allem Trump inspiriert haben.

The Regime: Trailer | Miniserie mit Kate Winslet | Sky
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Kate Winslet kriegt vor der Kamera Unterstützung von Hugh Grant, der wieder einmal beweist, dass er ein unterschätzter Charakterdarsteller ist, der Oscar-nominierten britischen Darstellerin Andrea Riseborough (To Leslie), Emmy-Preisträgerin Martha Plimpton und den europäischen Schauspiel-Stars Matthias Schoenaerts (Rust & Bone) und Guillaume Gallienne (The French Dispatch).

The Regime wurde vom sechsfachen Emmy-Preisträger Will Tracy konzipiert, der bereits Drehbücher für die HBO-Erfolgsserie Succession und den Independent-Erfolg The Menu geschrieben hat. Neben Kult-Regisseur Stephen Frears (The Queen) hat die Emmy-Preisträgerin Jessica Hobbs (The Crown) mehrere Episoden der neuen HBO-Serie inszeniert.

The Regime“ auf Wow – Putin-Satire mit Kate Winslet: Was haben wir gelacht
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Und wer dachte der 6-teiligen Polit-Satire geht am Ende die Luft aus, der irrt, denn gerade die beiden letzten Folgen haben es in sich und setzen dem ganzen noch die Krone auf. Da wird inszenatorisch ganz groß aufgefahren und spätestens hier dürfte wieder klar sein, dass Kate Winslet sich hier wieder für diverse Awards empfielt.

Fazit: In The Regime wird ein hoch unterhaltsamer, satirischer Blick auf ein fiktives, autoritär geführtes europäisches Land geworfen und dessen luxuriöses, verschwenderisches Leben von Kanzlerin Elena Vernham, die gelegentlich auch über Leichen geht, famos von Hauptdarstellerin Kate Winslet dargeboten wird. Auch wer mit politischen Satiren nichts anfangen kann, dem sei gesagt, durchhalten lohnt sich, denn die letzten beiden Folgen stellen nochmals alles auf den Kopf und setzen komplett andere Akzente. Herrlich absurd und kurzweilig, dass die Gemüter spaltet und viele im Kern gar nicht verstehen werden. Schade für diejenigen.

Folgen-/Wertungsübersicht:

  1. Victory Day (7,5/10)
  2. The Foundling (7,5/10)
  3. The Heroes´ Banquet (7,5/10)
  4. Midnight Feast (7,5/10)
  5. All Ye Faithful (8,0/10)
  6. Don´t yet Rejoice (8,5/10)

Gesamt: 7,8/10

UK 2024 – 6×54 Minuten
Regie: Stephen Frears
Genre: Politiksatire
Darsteller: Kate Winslet, Matthias Schoenaerts, Guillaume Gallienne, Danny Webb, Andrea Riseborough, Henry Goodman, Hugh Grant, David Bamber, Rory Keenan, Martha Plimpton, Louie Mynett, Stanley Townsend, Alasdair Hankinson, Michael Colgan, Karl Markovics, uva.

 

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