Twisters

© Universal Pictures

Ganze 28 Jahre zogen ins Land, bis der turbulente Katastrophenthriller „Twister“, der seinerzeit (hinter „Independence Day“) zum zweitrentabelsten Kinofilm seines Veröffentlichungsjahres avancierte, eine Fortsetzung erhielt. Diese startete in dieser Woche in den hiesigen Kinos und basiert im Gegensatz zum Vorgänger nicht auf dem literarischen Material von Michael Crichton („Jurassic Park“), sondern auf einem Originalskript. Exakt dieser Umstand wird hinsichtlich des trickreich inszenierten Blockbusters, dessen Fertigung ein Budget von beinahe 200 Millionen US-$ verschlang, zum Knackpunkt, denn wie so oft innerhalb des Genres verläuft zwischen Optik und Narrativ eine auffallende Kluft.

Zwar verliert Chung in seiner mittlerweile fünften Regietätigkeit nur wenig Zeit, die Spirale buchstäblich in Gang zu setzen, allerdings sind die zwischenliegenden Phasen von Ruhe & Rückbesinnung gekennzeichnet und wirken dadurch trotz eines durchaus gekonnt eingesetzten Soundtracks mitunter überlang. Die aus handwerklicher Sicht beeindruckenden Szenen, in denen die Zerstörungsgewalt das ländliche Oklahoma mehrfach heimsucht, bilden die unbestreitbaren Stärken, an denen es atmosphärisch wenig zu bemängeln gibt. Sämtliche Charaktere sind allerdings gekennzeichnet von schablonenhaften, flüchtigen Zeichnungen, denen es zwar mitunter nicht an Pathos, dafür jedoch an Tiefe mangelt, sodass sich das Mitfieberungsbedürfnis weitestgehend in Grenzen hält. Außerdem wurde die Chance, Sozialkritik im Hinblick auf ungewöhnliche, sich häufende Wetterphänomene inmitten des Klimawandels zu üben, gestreift, ohne sie sich explizit zunutze zu machen und auf die Dynamik der Gegenwart zu übertragen. Bereits zum dritten Mal übernahm der Texaner Glen Powell nach „Wo Die Lüge Hinfällt“ und „A Killer Romance“ innerhalb von nur sechs Monaten die Hauptrolle in einem Kinofilm. Leider tritt er damit den Beweis an, dass Fleiß in der Tat nicht alles ist, da sich auch die Performance als Tornado-Jäger Tyler weitestgehend als unglaubwürdig erweist. Mit Ausnahme von Maura Tierney aus „Emergency Room“ agiert das übrige Ensemble ebenfalls auf überschaubaren, mitunter laienhaftem Niveau.

In Summe entspricht „Twisters“, der seine Produktionskosten wohl rasch amortisiert haben dürfte, sicherlich keinem Super-GAU, denn die visuell-akustische Güte hält das Interesse über zwei Stunden aufrecht und ist vor allem prädestiniert für einen Kinobesuch, ohne dass der Betrachtende den Kopf zu sehr anstrengen muss. Nichtsdestotrotz verschenken die Macher Teile des Potentials, indem sie einen Film kreierten, den man eher der Kategorie „Crowdpleaser“ zuordnen kann und der das Gedächtnis recht schnell verlassen wird.

USA 2024 – 122 Minuten
Regie: Lee Isaac Chung
Genre: Katastrophenthriller / Action
Darsteller: Daisy Edgar-Jones, Glen Powell, Anthony Ramos, Brandon Perea, Maura Tierney, Harry Hadden-Paton, Sasha Lane, Daryl McCormack, Kiernan Shipka
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