Take this Waltz

Margot ist seit fünf Jahren glücklich mit Kochbuchautor Lou verheiratet. Nach Recherchen für ein Pamphlet trifft sie auf ihrem Heimflug nach Toronto den attraktiven und äußerst charmanten Daniel, der, wie sich herausstellt, nur einige Häuser weiter wohnt. Fortan fühlt sich Margot zu ihrem Nachbarn hingezogen und muss sich ihrer Gefühle klar werden. Liebe, Sex, Verpflichtung, Stabilität, Vertrautheit, Erregung. Was ist ihr wichtig, worauf kann/ muss sie verzichten?

„Take this Waltz“ ist ein Film voller Momente, die den Zuschauer zutiefst berühren, verstören, schockieren, beschämen und verzweifeln lassen. Mutig werden völlige Nacktheit, kopulierende Körper in allen Variationen und erotisch geladene Dialoge präsentiert. Michelle Williams vollzieht nach ihrer grandiosen oscarwürdigen Marilyn Monroe-Darstellung eine 180%-Wendung und trifft absolut ins Mark der Zuschauer und hat die diesjährigen Oscaranwärter Jennifer Lawrence (Silver Linings Playbook), Jessica Chastain (Zero Dark Thirty), Helen Hunt (The Sessions) und Naomi Watts (The Impossible) mit dieser Performance den Kritikerpreis in San Diego als „Beste Darstellerin des Jahres“ erhalten. Ihre „Margot“ verkörpert Stärke, aber auch Fragilität und den Wunsch aus ihrem Leben zu entfliehen. Die Rolle hätte auch sehr zu Kate Winslet (Little Children) gepasst und ist ebenso brilliant gespielt. Mehr geht nicht. Seth Rogen überzeugte nicht zuletzt in 50/50, doch hier kann er sich definitiv nochmal um einiges steigern. Für die gut aussehende Versuchung von der anderen Straßenseite hätte man kaum einen Besseren finden können als Luke Kirby. Sensationelle Chemie mit Williams und bewegend authentisches Spiel. Sarah Silverman als trockene Alkoholikerin verleiht der Szenerie auflockernde Komik und avenziert zum absoluten Scene Stealer.

Regisseurin Sarah Polley (bekannt gewordenn durch ihr für 2 Oscars nominierten Film „An ihrer Seite“ mit Julie Christie als Alzheimerpatientin) beweist sich erneut als Schauspielführerin und zeigt einen Film, der anders ist, anders sein will, ohne Tabus. Abgesehen von wenigen Ungereimtheiten bezüglich der Charakterzeichnung und trotz des fehlenden größeren Spannungsbogen liefert sie ein klasse Drehbuch, eine brillante Auswahl von Songs, schöne warme Bilder und ein perfekter Cast ab. Ein guter, aber definitiv kein massentauglicher Film. Für Fans von Little Children, Blue Valentine oder generell von Michelle Williams aber zu empfehlen. Ihre Nominierungschancen schätze ich derweil gegen Null ein, zu spät kommt der Oscarbuzz, auch wenn sie gleich 4 Damen mit Oscarbuzz in die Schranken weisen konnte.


Kanada, Spanien, Japan – 2011 – 1 Std. 56 Min.
Regie: Sarah Polley
mit Michelle Williams, Seth Rogen und Luke Kirby
Genre: Drama, Komödie

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