Inhaltlich wird der schonungslose unerbittlichen Überlebenskampf während der gewaltigen Flutwelle nach dem Erdbeben im Indischen Ozean 2004, die hier unter anderem über eine britische Familie während ihres Thailandurlaubs hereinbricht. Vermutlich wurde noch nie zuvor auf einer Kinoleinwand eine Naturkatastrophe so brutal, direkt und so spürbar schmerzhaft inszeniert, wie nach einer kurzen Einführung der Charaktere, im ersten Drittel von „The Impossible“. Mithilfe nahezu unsichtbarer digitaler Spezialeffekte und einer überragegenden Kamerarbeit wird der Zuschauer in einen Albtraum aus reißenden Wellen, modrigem Schlamm und bergeweise Müll katapultiert und mit Bildern absoluter Zerstörung und geschundener Körper konfrontiert. Hier liefert der Film zwar eine seiner vielen Angriffsflächen, die besonders US-Kritiker auch großzügig nutzten, für andere aber gerade die Stärke des Films ausmachen.Das dieses Katastrophendrama aus der Perspektive einer wohlhabenden westlichen Familie erzählt wird, anstatt etwa auf Augenhöhe der zahllosen in den betroffenen Regionen beheimateten Opfer wurde dem spanischen Filmemacher Juan Antonio Bayona, bekannt geworden durch „Das Waisenhaus“, kann man ihm vorwerfen, ebenso wie die Ausbeutung des verheerenden Tsunamis als mitreißendes (Effekt-)Spektakel, doch solche kritischen Stimmen wird es bei solchen Filmen wohl immer geben. In der Tat wirft die Besetzung von Naomi Watts und Ewan McGregor als Wohlstandehepaar, dessen auf einer wahren Familientragödie basierende Geschichte dieser Film erzählt, die Frage auf, wie viel Starpower und Hollywoodglanz eine solch dramatische Katastrophe verträgt, um nicht vollkommen unglaubwürdig oder gar geschmacklos zu wirken. Die dick aufgetragene Musik ist dabei genauso wenig geeignet, solche und ähnliche Vorwürfe zu entkräften, wie die zweifellos fragwürdige Strategie des Films, aus dem Unheil und seinen Folgen mitreißende Spannung zu erzielen. So dreht sich „The Impossible“ im Wesentlichen um die Frage, ob Watts und McGregor im Chaos der Katastrophe zu sich und ihren Kindern zurück finden, so dass die fünfköpfige Familie also wiedervereint werden kann oder nicht.
Unterstellt man dem Film die besten Absichten, dann ist er er ein packendes Familiendrama vor dem Hintergrund der größten Naturkatastrophe der vergangenen Jahre. Die bis aufs Unangenehmste realistische Darstellung der zerstörerischen Flutwelle verfehlt nicht ihre Wirkung, die sentimentale Familienzusammenführung wiederum ist genau so emotional und einnehmend, wie sie wohl eben auch gedacht war. Überragende darstellerische Leistungen inbesondere von Naomi Watts und des gerade mal 16-jährigen Tom Holland, der hier sein Leinwanddebüt abliefert, machen „The Impossible“ zu einem fühlbar schmerzhaften Erlebnis, dass zutiefst bewegt. Da mag man die zum Teil etwas zähe und absehbare zweiten Hälfte verzeihen, indem eine eher unrealistische Version von Hoffnung und Glück suggeriert wird, die den allermeisten Menschen damals schlicht verwehrt blieb. Auch wenn der Film auf wahren Begebenheiten beruht und die realen Personen am Ende dazu eingeblendet werden, hätte ich mir persönlich ein realistischeres Abbild der Folgen bzw. des Verlustes der Menschen durch die Flutkatastrophe gewünscht.
Trotz dieser kleinen „Mängel“ kann man sich der Sogwirkung des Werkes kaum entziehen, zu realistisch und brilliant ist der Film auf zu vielen Ebenen. Die Oscarnominierung für Naomi Watts ist mit ihrer schonungslosen, aber nuancenreichen Darstellung absolut gerechtfertigt und nur wenige Schauspieler dürften so ein gutes Zusammenspiel mit den anderen Darstellern und so eine körperliche und seelische Tour-De-Force-Darstellung hinbekommen, wie sie. Da ist es fast schade, dass der Film nur diese eine Nominierung für sich verbuchen konnte, denn Tom Holland, die Kameraarbeit und vor allem die visuellen Effekte und das herausragende Make-up hätten weitere Nominierungen verdient gehabt. Wenn ihr über meine genannten Kritikpunkte hinwegsehen könnt und Euch mit genügend Taschentüchern eindeckt, kann ich „The Impossible“ empfehlen. Ein „Erlebnis“ das zum Nachdenken anregt ist er auf jeden Fall, vor allem für diejenigen (wie mich in 12 Tagen), die sich auf die Reise ins wunderschöne Thailand begeben oder im Stress des Alltags verdrängt haben, worauf es im Leben wirklich ankommt.