In der zweiten Folge meiner (im wahrsten Sinne des Wortes) Herzensreihe möchte ich wieder zwei wunderschöne romantische Komödien präsentieren, die auf jeden Fall Beweis dafür sind, dass dieses Genre nicht nur seichte Filmchen, sondern auch wahre Klassiker der Filmgeschichte, sowie wunderbare Indie-Perlen hervorgebracht hat.
Aber natürlich möchte ich am Ende auch dieses mal nicht verhehlen, dass es leider genauso viel Schrott gibt.
Der Klassiker:
„Ein Herz und eine Krone (OT: Roman Holiday)“
Ich denke es wird keiner bestreiten, dass „Roman Holiday“ ein echter Meilenstein des Kinos ist, zumindest im Bereich der romantischen Komödien.
Sie entstand im Jahre 1953, der Blütezeit der ersten Welle „echter“ RomComs, nachdem der Run auf die meist doch abgedrehteren Screwball-Komödien etwas abgenommen hatte. Waren zu der Zeit meist Katharine Hepburn und die bereits aufstrebenden Doris Day und Marilyn Monroe im Komödienbereich zu sehen, so katapultierte sich mit „Ein Herz und eine Krone“ die bis dahin unbekannte Namensvetterin Katharines, Audrey Hepburn in die Herzen der Romantik-Fans.
Die junge Kronprinzessin Anne (eines nicht näher genannten Landes) befindet sich auf Staatsbesuch in Italien, ist aber irgendwann aufgrund der vielen protokollarischen Verpflichtungen extrem gelangweilt und ihres Jobs überdrüssig. Deshalb schleicht sie sich eines Nachts in bürgerlicher Aufmachung unerkannt aus ihrem Palais um die heilige Stadt Rom auf eigene Faust zu erkunden. Da sie aber von ihrer Amme ein Schlafmittel verabreicht bekommen hat schläft sie auf einer Mauer ein und wird dort vom Reporter Joe (Gregory Peck) aufgegabelt, der für eine amerikanische Zeitung von der königlichen Pressekonferenz am nächsten Tag berichten soll. Weil sie nicht wirklich ansprechbar ist nimmt er Anne mit zu sich nach Hause und lässt sie auf seiner Couch schlafen. Als am nächsten Morgen das Verschwinden der Prinzessin publik wird und Joe plötzlich dämmert wer da in seiner Wohnung liegt, wittet er die Story seines Lebens. Er begleitet Anne (die ihre Identität weiter vor ihm geheim hält) durch den Tag und will dadurch mit einer Exklusiv-Reportage seine Karriere vorantreiben …
Auch hier ist natürlich klar, die beiden verlieben sich ineinander und Joe ringt mit seinem Gewissen ob er die Story nun machen soll oder nicht. Er entscheidet sich letztlich natürlich dagegen, doch gibt es genre-untypisch hier kein echtes Happy-End. Am Ende kehrt Anne wieder zu ihren höfischen Pflichten zurück ohne die Chance Joe jemals wieder zu sehen, der Standesunterschied muss schließlich gewahrt bleiben. Ansonsten bietet der Film aber alles was eine meisterhafte romantische Komödie ausmacht. Witzige Verwechslungen, toll geschriebene Dialoge und ganz viel Herzschmerz.
Dafür gab es bei der Oscar-Verleihung 1954 völlig zurecht drei Goldjungs für die Kostüme, das Drehbuch und Hauptdarstellerin Hepburn.
„Roman Holiday“ ist übrigens der Film der mich zum Fan dieses wunderbaren Filmgenres gemacht hat, als auch zu einem großen Verehrer von Audrey Hepburn. Sie ist bis heute meine absolute Lieblingsschauspielerin, und auch ihr soziales Wirken im realen Leben hat mich zutiefst beeindruckt.
USA 1953 – 1 Std. 53 Min.
Regie: William Wyler
mit: Gregory Peck, Audrey Hepburn, Eddie Albert & Hartley Power
Genre: romantische Komödie
Mein Highlight:
„Alle lieben Lucy (OT: I’m with Lucy)“
Es gibt Filme die sind einfach pure Kinomagie, und „I’m with Lucy“ gehört auf jeden Fall dazu.
Natürlich erfindet auch diese kleine Perle das Genre nicht neu, sie ergänzt es aber um eine unglaublich schöne Nuance.
Nachdem Titelheldin Lucy (Monica Potter) von ihrem Freund unfein abserviert wurde zwingen sie Schwester und Freundin nach einiger Zeit mal wieder unter Leute zu gehen und es mit einem Blind Date zu versuchen. Und so datet Lucy schließlich im Laufe des nächsten Jahres fünf verschiedene Männer. Den Wissenschaftler Doug (John Hannah), den leicht exzentrischen Autor Gabriel (Gael García Bernal), den abgehalfterten Ex-Baseball-Star Bobby (Anthony LaPaglia), den schrägen Ladenbesitzer Barry (Henry Thomas), sowie den attraktiven aber versnobbten Arzt Luke (David Boreanaz). Im darauffolgenden Jahr steht schließlich die Hochzeit mit ihrem Traummann bevor. Nur welcher wird es sein? …
Dieser Film bedient sich ganz klar bei altbewährten RomCom-Rezepten und so ist dem geneigten Genre-Kenner vermutlich bereits vorzeitig klar welches der Dates am Ende Lucys Mr. Right ist (mir ging es zumindest so).
Der Weg dorthin ist aber sehr clever inszeniert, denn im Gegensatz zu klassischen RomComs wird „I’m with Lucy“ nicht chronologisch, sondern in parallel laufenden Handlungssträngen und mittels Rückblenden erzählt.
Der Cast ist zudem exzellent gewählt. Ich lache mich z.B. jedes Mal bei Bobbys Kammerkonzert-Date oder Barrys Besuch bei Lucys Eltern (Harold Ramis & Julie Christie) schlapp. Und Monica Potter spielt hier eh die Rolle ihres Lebens.
„Alle lieben Lucy“? Nun, ich auf jeden Fall!
USA/F 2002 – 1 Std. 27 Min.
Regie: Jon Sherman
mit: Monica Potter, John Hannah, Gael García Bernal, Anthony LaPaglia, Henry Thomas, David Boreanaz, Harold Ramis, Julie Christie & Craig Bierko
Genre: romantische Komödie
Finger weg!
„Super süß und super sexy (OT: The Sweetest Thing)“
Im gleichen Jahr wie der o.g. „Alle lieben Lucy“ erschienen, ist dieses Machwerk (das Wort Film wäre für diesen riesen Haufen Dreck eine Beleidigung) dagegen alles andere als magisch.
Es geht um die Freundinnen Christina (Cameron Diaz), Courtney (Christina Applegate) und Jane (Selma Blair) die eines Abends in einem Club den schnuckligen Peter (Thomas Jane) kennenlernen. Dieser lädt Christina spontan zur Hochzeit seines Bruders Roger (Jason Bateman) ein. Christina schlägt das Angebot aus, grämt sich am nächsten Tag jedoch aufgrund ihrer Entscheidung, da sie sich in Peter verguckt hat. Christina und Courtney beschließen darauf doch hinterher zu reisen und nach einigen „turbulenten“ Zwischenfällen erreichen sie letztlich die Hochzeit wo sie erstaunt feststellen müssen, dass nicht Roger der Bräutigam ist, sondern Peter. Beim Versuch fluchtartig wieder zu verschwinden ruinieren sie jedoch die halbe Hochzeit woraufhin diese abgeblasen wird. Kurz darauf macht sich Peter auf die Suche nach Christina. …
Dieser Streifen ist eine echte Zumutung. Kein sogenannter Gag ist auch nur im Ansatz lustig, zudem wird eine Fäkalszene an die andere gereiht. Ist dies bei Filmen wie „Verrückt nach Mary“ oder „American Pie“ noch durch die Bank witzig inszeniert, so ist es hier einfach nur nervtötend. Und spätestens wenn der unsägliche „Penis-Song“ samt grotesker Tanzeinlage kommt möchte man eigentlich nur noch vor lauter Fremdscham seinen Fernseher aus dem Fenster werfen.
Schauspielerisch ist das ganze zudem auch unter aller Sau. Dies ist wirklich der absolute Tiefpunkt in den Karrieren von Diaz, Applegate und Bateman. Und was zur Hölle James Mangold, einen der besten Regisseure unserer Tage, zu seinem bisher einzigen Cameo-Auftritt verleitet hat wissen wohl auch nur er und sein Finanzberater.
USA 2002 – 1 Std. 28 Min.
Regie: Roger Kumble
mit: Cameron Diaz, Christina Applegate, Selma Blair, Thomas Jane, Jason Bateman & James Mangold
Genre: romantische Komödie