Carolyn und Roger Perron (Lili Taylor und Ron Livingston) führen mit ihren vier Töchtern ein ruhiges Leben. Gerade erst sind sie in ein neues Haus gezogen und freuen sich auf die neue Zeit. Doch mit der Ruhe ist es bald vorbei. Die Mädchen werden in der Nacht von seltsamen Erscheinungen geplagt und auch Carolyn wird langsam aber sicher wahnsinnig. Die Familie weiß sich nicht mehr anders zu helfen und bittet Lorraine und Ed Warren (Vera Farmiga und Patrick Wilson), die schon den berühmten Amityville-Fall untersuchten, um Hilfe.
Als die beiden beim Perron-Haus eintreffen, spürt Lorraine bereits eine böse Macht. Trotzdem setzt das Ehepaar seine Arbeit vor. Doch je länger Ed und Lorraine bei den Perrons sind, desto schlimmer werden die Vorkommnisse im Haus…
Die Geschichte spielt in den 1970ern und das lässt auch Regiesseur James Wan (Saw, Inisidous) in seine Bildsprache ungehemmt mit einfließen. Die Personen tragen Schlaghosen und zeitgemäße Frisuren, das Haus selbst wirkt schon beim bloßen Anblick wie das pure Böse. Umso erfreulicher, dass es nicht gleich mit einem lauten Schockgewitter losgeht, sondern sich erst einmal um die Charakterisierung gekümmert wird. Wan zeigt die Warrens bei Vorträgen an Universitäten und gibt detaillierte Blicke in ihre Arbeit. Sobald das Ehepaar dann bei den Perrons vorbeischaut, wird behutsam auf das kommende Unheil vorbereitet. Der Film passt sich seiner Zeit an, streckenweise ist hier ein geradezu penibel konstruierter Horrorschocker alter Schule entstanden – wenig wird explizit gezeigt, die Angst entsteht im Kopf des Zuschauers, getragen von den Reaktionen der Protagonisten.
Allein das hauseigene Museum der Warrens mit angeblich von Dämonen besessenen Gegenständen lässt einen kalten Schauer den Rücken hinunterlaufen. Hier zeigt sich einmal mehr Wans Hang zu Angst einflößenden Puppen. Annabelle, obwohl hinter einer Glasscheibe sitzend, versprüht eine unangenehme Aura. Zwar macht sich auch Wan knarzende Türen, merkwürdige Geräusche und mysteriöse Bewegungen zunutze, verpackt diese aber wesentlich effektiver als andere Kollegen. Zudem legt er geschickt Finten und setzt dabei vor allem auf Spiegelungen. Auch wenn sich hier und da abzeichnet, was gleich geschieht: Erschrecken wird man sich dennoch. Die Schockmomente sind gut dosiert und platziert, sodass selbst genreerfahrene Zuschauer hervorragend bedient werden. Dazu sorgt der stimmige Score für passende Untermalung, ohne die Überraschungsmomente vorwegzunehmen.
Auch beim Cast haben die Macher alles richtig gemacht. Vera Farmiga (Up in the Air, Down to the Bone) und Patrick Wilson (Little Children, Angels of America) verkörpern die Warrens authentisch und stilvoll, wenn auch manchmal ein wenig arrogant. Die beste Leistung zeigt Lily Taylor (I shot Andy Warhol, Six Feet Under). Im tosenden Finale wird mit ihr alle Register gezogen.
Kameramann John R. Leonetti kreiert zudem fantastische Bilder: Einerseits wird die Kamera in zahlreichen Schwebefahrten um und durch das spukende Haus bewegt, andererseits lassen die Macher sie bei Horrorszenen teils unbeteiligt zuschauen.
Leider ändert sich der Grundtenor des Films im letzten Drittel radikal und das Werk büßt einiges an Spannung ein, indem er sich mit einem klassischen Exorzismus beschäftigt und das Böse konsequent visualisiert und damit nahezu der Lächerlichkeit preisgegeben wird. Handwerklich beeindruckt das Werk auch in diesem letzten Abschnitt, doch von subtilen Horror keine Spur mehr. Das ist wirklich schade, denn „The Conjuring“ hätte das Zeug zu einem Horrorklassiker gehabt und kann letztendlich meines Erachtens nicht dem hervorragenden Kritiken gerecht werden, den das Werk gerade genießt.