Cecil Gaines (Forest Whitaker) bedient die Menschen. Das ist es, was er sein Leben lang getan und von klein auf gelernt hat. Es ist das, was die Gesellschaft in Amerika von schwarzen Mitbürgern wie ihm erwartet und Cecil hat diesen Misstand nie hinterfragt. Schließlich ist er gut in dem, was er tut.
Nachdem sein Vater auf einer Baumwollenplantage in den 20er Jahren vom Besitzer (Alex Pettyfer) ermordet wird und seine Mutter (Mariah Carey) daraufhin dem Wahn verfällt, wird Cecil als kleiner Junge von der Hausherrin (Vanessa Redgrave) aufgenommen und zum Butler ausgebildet. „Sei unsichtbar und habe keine eigene Meinung“, ist dabei die oberste Devise. Im Teenageralter verlässt Cecil die Farm und schlägt sich zunächst in verschiedenen Jobs als Diener durch, bis er 1957 durch sein bekundetes Desinteresse an Politik, eine Stelle als Butler im Weissen Haus angeboten bekommt. Cecil, inzwischen glücklich verheiratet mit seiner Frau Gloria (Oprah Winfrey) und Vater von zwei Söhnen, packt diese Gelegenheit direkt beim Schopfe, da er sich durch den neuen Job ein besseres Leben für sich und seine Familie erhofft. Zusammen mit seinen neuen Kollegen (Cuba Gooding, jr. und Lenny Kravitz) wird Cecil die kommenden Jahrzehnte insgesamt sieben Päsidenten bedienen und direkter Zeitzeuge von amerikanischer Geschichte werden.
Cecil interessiert sich jedoch nicht für Politik und akzeptiert stumm seinen Platz in der Gesellschaft. Sein ältester Sohn Louis (David Oyelowo) lehnt sich jedoch gegen die Unterdrückung auf und fordert die Gleichberechtigung für schwarze Bürger. Diese Meinungsverschiedenheit verursacht einen Bruch zwischen Vater und Sohn. Aber Amerika befindet sich im Wandel und irgendwann erkennt auch Cecil, dass es sich zu kämpfen lohnt…
2009 konnte Regisseur Lee Daniels mit „Precious“ einen Überraschungshit landen, der vor allem bei den Kritikern sehr gut ankam und zwei Oscars einheimste. Sein Folgefilm „The Paperboy“ hingegen enttäuschte durch seine schwammige Erzählweise die Zuschauer auf ganzer Linie. Mit „Der Butler“ hat Daniels jedoch bewiesen, dass er keine Eintagsfliege ist und die bislang beste Arbeit seiner Karriere abgeliefert.
Der Film basiert lose auf den Erlebnissen von Eugene Allen, der selbst von 1952 bis 1986 als Butler im Weissen Haus tätig war und sogar insgesamt acht Präsidenten bediente. Sein Leben bietet allerdings nur die Vorlage für die Rahmenhandlung des Films, die im Kern frei erfunden ist. Jedoch ist sie mit vielen Anekdoten gespickt, die auf Eugene Allens Erlebnisse im Weissen Haus basieren.
Das Konstrukt des Films erinnert in seiner Erzählweise ein bisschen an „Forrest Gump“, was allerdings nicht verwerflich ist. Der Zuschauer begleitet eine Einzelperson und bekommt aus deren Sichtweise rund 50 Jahre amerikanische Geschichte in einer sehr gut und straff erzählten Story nahe gebracht. Der große Fokus liegt dabei natürlich auf der Geschichte der Schwarzen in den USA und wie sich die dortige Gesellschaft vom Rassenhass zum ersten schwarzen US-Präsidenten bewegt. Sehr schön ist hier vor allem die Vater/Sohn-Geschichte, die metaphorisch für den Kontrast zwischen Akzeptanz und Wiederstand steht. Der Film wird durch seine fesselnde Familiengeschichte, die immer wieder mit historischen Fakten angereichert wird, keine Sekunde langweilig und nimmt sich Zeit für Tränen, Spannung und Lacher. Vor allem macht der Film aber das, was ein Film machen soll: Sehr gut unterhalten!
Das Herzstück der Geschichte ist in der Tat Hauptdarsteller Forest Whitaker. Er spielt diesen Butler mit solcher Hingabe, dass der Zuschauer zu jeder Zeit durch Freude und Leid mit ihm geht. Richtig gut sind auch Oprah Winfrey als Gloria (sie wird ja schon heiß als Favorit für den Oscar gehandelt), David Oyelowo als Cecils Sohn Louis und (Achtung!) Cuba Gooding, jr. als Cecils Kollege Carter. Es ist schön, den einstigen Oscarpreisträger mal wieder in einer tollen, wenn auch kleinen, Rolle zu erleben, nachdem man im letzten Jahrzehnt fast ausschließlich nur Sche***e von ihm zu sehen bekam. Hier darf er aber endlich mal wieder glänzen – vor allem die komischen Momente des Films gehören ihm. Ansonsten ist es wirklich eine Wucht, was für eine Darstellerriege Regisseur Lee Daniels zusammentrommeln konnte. Neben den bereits genannten Schauspielern fungieren außerdem Jane Fonda, Robin Williams, Terrence Howard und James Marsden in diesem All-Star-Cast. Besonders gut in ihren Mini-Rollen sind John Cusack als Richard Nixon und Alan Rickman als Ronald Reagan. Letzterer wäre ebenfalls ein heißer Oscar-Kandidat gewesen, wäre seine Screentime nicht so gering. Und Liev Schreiber als Lyndon B. Johnson sorgt zudem für den größten Lacher des Films.
Es ist auch sehr erstaunlich, wie gut das Make-Up der Darsteller hier umgesetzt wurde. Während es oftmals richtig in die Hose gehen kann, wenn historische Personen per Maske zu rekonstruiert werden (z.B. „J.Edgar“), so ist es hier wirklich phänomenal, was die Make-Up-Artisten zu Stande gebracht haben. Liev Schreiber erkennt man fast sogar gar nicht. Der Oscar in dieser Kategorie dürfte da fast gesichert sein.
„Der Butler“ ist auf jeden Fall ein sehr ambitioniertes Projekt. Und auch wenn der Film hin und wieder ein bisschen im Kitsch abdriftet oder die typisch-amerikanischen „Feel-Good-Movie“ Momente auftauchen, so bleibt er am Ende doch ein sehr toller Kinofilm, der es vermag mit zahlreichen Facetten den Zuschauer auf verschiedenen Ebenen zu unterhalten und gleichzeitig ein wichtiges und prägendes Stück amerikanische Geschichte verarbeitet.
Und kurz bevor die allerletzte Szene droht als typisch amerikanischer Kitsch zu verpuffen, zaubert der Schlußsatz des Films noch ein dickes Grinsen auf das Gesicht des Zuschauers.