An „Divergent“ hatte ich im Vorfeld absolut null bzw. nur äußerst geringe Erwartungen und habe den Kinosaal zusammen mit einem Freund auch nur aufgrund einer absoluten Spontanentscheidung betreten. Umso positiver überrascht war ich daher am Ende vom Ergebnis. Natürlich ist dieser Film aus dem „Tribute von Panem“-Fahrwasser kein Meisterwerk, doch für einen gemütlichen Kinoabend der nicht wehtut reicht es alle mal.
Im von einem großen Krieg zerstörten Chicago einer unbestimmten Zukunft ist die Bevölkerung in fünf verschiedene sogenannte „Fraktionen“ aufgeteilt, die den Frieden wahren und das Wohl der Menschen sichern sollen. Da gibt es die „Ken“, Wissenschaftler und Gelehrte, die „Candor“, die immer die Wahrheit sagen und daher für die Gerichtsbarkeit zuständig sind, die „Amite“, die als Bauern vor den Toren der Stadt leben, die „Altruan“, die unbestechlich sind und daher u.a. die Regierungsgeschäfte innehaben sowie die „Ferox“, furchtlose Krieger, die als eine Art Polizei alle anderen Gruppen vor Eindringlingen und Gefahren außerhalb der Gemeinschaft beschützen.
Die Heldin der Geschichte ist die Teenagerin Betarice Prior (Shailene Woodley), eine gebürtige Altruan, die wie alle anderen Jugendlichen kurz vor der Adoleszenz einen Eignungstest ablegen muss, bei dem ihnen empfohlen wird in welcher Fraktion sie zukünftig am besten leben und arbeiten sollten. Sie dürfen jedoch bei der feierlichen Initiierung frei wählen in welche Gruppe sie letztendlich gehen. Eine erst mal getroffene Entscheidung ist jedoch endgültig und unumkehrbar. Dabei gilt auch das Credo „Fraktion vor Blut“, versagen also die Jugendlichen in den jeweiligen Ausbildungen, können sie nicht mehr in ihre alten Familien und Stände zurück und werden „Fraktionslose“, die verarmt und verwahrlost in der Gosse hausen müssen.
Bei Beatrices Eignungstest geschieht jedoch etwas Unerwartetes, extrem Seltenes. Ihre Ergebnisse sind nicht eindeutig, weshalb die Testleiterin Tori (Maggie Q), sichtlich nervös, die „Unbestimmbare“ bei den Altruan einträgt und ihr rät sich in der Sache sehr bedeckt zu halten. Die Unbestimmbaren gelten nämlich als Gefahr für das Fraktionssystem und werden daher von undurchschaubaren Regierungsleuten gejagt.
Beim Initiierungsritual entscheidet sich Beatrice für die Ferox, trennt sich von ihrer Familie (Ashley Judd & Tony Goldwyn) und nennt sich fortan nur noch „Tris“.
Die Kampf-Ausbildung ist jedoch sehr hart und menschenverachtend und bringt Tris an ihre körperlichen und psychischen Grenzen. Mit der Hilfe ihrer Freundin Christina (Zoë Kravitz) und dem einigermaßen freundlichen Ausbilder „Four“ (Theo James) packt sie jedoch die erste Hürde und muss sich schließlich in einer zweiten Prüfungsrunde in einer simulierten Realität ihren inneren Ängsten stellen. Aufgrund Tris vermehrter Fähigkeiten als Unbestimmte kann sie diesen Test jedoch sehr schnell meistern, zu schnell, denn Four schöpft Verdacht, will ihr aber helfen, da er sich inzwischen zu Tris hingezogen fühlt. In der Zwischenzeit ist auch die zwielichtige Regierungsangestellte Jeanine Matthews (Kate Winslet) bei den Ferox unterwegs um mögliche Unbestimmte „auszufiltern“. …
„Divergent“ erinnert von der Grundidee natürlich sehr stark an „Die Tribute von Panem“. Es handelt sich ebenfalls um eine Dystopie in der eine Jugendliche, getrennt von ihren Eltern, einem unmenschlichen System, das seine Bürger hinters Licht führt, die Stirn bieten muss. Neben dem unvermeidlichen Vorbild „1984“ bedienen sich die Autoren dabei aber auch noch anderer bekannter Filmideen, man fühlt sich beim Zuschauen u.a. nicht nur ein Mal an „Inception“ und „Matrix“ erinnert, selbst die Grundausbildung trägt schon leichte Züge von „Full Metal Jacket“ oder „Ein Offizier und Gentleman“. Doch was leicht hätte zu einem Flickenteppich aus Rudis filmischer Resterampe werden können, verschmilzt Regisseur Neil Burger zu einem gelungenen neuartigen Konglomerat, wie es einst bei den „Harry Potter“-Büchern schon der Fall war.
Auf echte schauspielerische Highlights wartet man zwar leider vergebens, doch machen alle Beteiligten ihre Sache ausnahmslos gut. Die Ausstattung und Effekte sind ebenfalls sehr ansehnlich und die Musik von JXL wirkte auch sehr passend, auch wenn er natürlich wie ein Zusamenschnitt verschiedener Zimmer-Scores klingt, man hört den Produzenten deutlich raus.
Die Szene, in der die Ferox während ihrer Ausbildung in zwei Gruppen aufgeteilt eine Flagge aus einem Turm stehlen sollen, trug für mich übrigens auch sehr nostalgische Züge, erinnerte mich das Ganze doch an eine aufgemotzte Version des beliebten Fahnenklaus aus alten Zeltlagerzeiten.
Schön finde ich zudem den kleinen Fun Fact, dass nicht nur Woodley und Teller nach „The Spectacular Now“ wieder zusammen spielen, sondern auch Judd und Goldwyn nach „… denn zum Küssen sind sie da“ und „Männerzirkus“ erneut an einem gemeinsamen Filmprojekt gearbeitet haben.
Nachdem viele der letztjährigen Genre-Blockbuster wie „Elysium“ oder „Oblivion“ ja leider nur übelster Schrott waren, startet mit „Die Bestimmung – Divergent“ die neue Saison auf jeden Fall um Einiges vielversprechender.
USA – 2014 – 2 Std. 19 Min.
Regie: Neil Burger
mit Shailene Woodley, Theo James, Kate Winslet, Maggie Q, Ansel Elgort, Ashley Judd, Zoë Kravitz, Miles Teller, Ray Stevenson, Jai Courtney & Tony Goldwyn
Genre: Science-Fiction / Action / Drama