Finsterworld

FFLU Finsterworld Review


„Finsterworld“ ist einer dieser Filme wie man sie leider nur ganz selten aus deutschen Landen präsentiert bekommt. Oftmals verstörend, sehr warmherzig, manchmal extrem abstoßend und stellenweise surreal, aber vor allem bitterböse, zynisch und saukomisch. Sollten David Lynch und Michael Haneke eines Tages einen gemeinsamen Film drehen, er sähe diesem vermutlich sehr ähnlich!

„Finsterworld“ handelt in fünf parallel erzählten Episoden von einem Tag im Leben verschiedenster Personen, die auf den ersten Blick nichts gemein zu haben scheinen, doch deren Leben sich im Laufe dieses Tages auf teils dramatischste Art und Weise kreuzen.
Da gibt es die Dokumentarfilmerin Franziska (Sandra Hüller), die mit ihrem künstlerischen Dasein hadert und dringend neue Inspiration benötigt, sowie ihren Polizistengatten Tom (Ronald Zehrfeld), den sie für einfältig hält und der wiederum ihre Probleme als eigensinnig erachtet und zudem einen ungewöhnlichen Fetisch pflegt, den er bisher vor Franziska geheim gehalten hat. Den Podologen Claude (Michael Maertens), der eine ungewöhnliche Freundschaft mit der älteren Kundin Frau Sandberg (Margit Carstensen) pflegt und diese immer mit selbstgebackenen Keksen überrascht. Das zynische Ehepaar Inga (Corinna Harfouch) und Georg (Bernhard Schütz), die geschäftlich nach Paris müssen, dafür allerdings einen Mietwagen benötigen, weil sämtliche Flieger überbucht sind. Eine Klasse versnobter Eliteschüler (u.a. Carla Juri, Jakub Gierszał, Leonard Scheicher und Max Pellny) die mit ihrem Lehrer (Christoph Bach) auf dem Weg zu einem KZ-Besuch sind und schon im Vorfeld ihre Abneigung dagegen offen kundtun. Und zu guter Letzt einem namenlosen Einsiedler (Johannes Krisch), der im Wald eine verletzte Krähe findet und diese aufpäppelt, dem aber im Laufe des Tages noch übel mitgespielt wird. …

Wie die Personen und Ereignisse am Ende zusammenhängen und was noch so alles passiert, sollte sich dann jeder selbst ansehen. Nur soviel, es stockt einem dabei nicht nur ein Mal der Atem.
Der ganze Film hat übrigens etwas Märchenhaftes an sich. Man fühlt sich bei manchen Szenen nicht zufällig wie in bekannte Grimms Märchen versetzt.
„Finsterworld“ hat aber nicht nur ein grandioses Drehbuch sowie bestens aufgelegte Schauspieler zu bieten, auch die Kamera von Markus Förderer ist wirklich preisverdächtig. Seine Farb- und Lichtgestaltung ist einmalig schön und spielt auf höchstem internationalen Niveau. Die Erzählstruktur erinnert übrigens an (den leider ebenfalls zu unterschätzten) „11:14“ von Greg Marcks und man bekommt auch einige „Donnie Darko“-eske Momente geboten.
Ein echter Lichtblick des intelligenten wie unterhaltsamen deutschen Kinos.


D – 2013 – 1 Std. 33 Min.
Regie: Frauke Finsterwalder
mit Ronald Zehrfeld, Sandra Hüller, Michael Maertens, Margit Carstensen, Corinna Harfouch, Bernhard Schütz, Johannes Krisch, Christoph Bach, Carla Juri, Leonard Scheicher, Max Pellny, Jakub Gierszał, Markus Hering, Michael Kranz & Dieter Meier
Genre: Episodendrama, Komödie

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